Kalter Frieden oder blutiger Krieg?
10 Jahre nach OsloVon
Karl Pfeifer
Vor genau zehn Jahren veröffentlichte ich im "Standard"
einen Kommentar, der den Friedensschluss mit den Vertretern der
Palästinenser befürwortete. Ich hoffte, dass endlich auch die Palästinenser
einsehen werden, dass ein kalter Frieden besser sei als ein blutiger Krieg.
Damals schrieb ich: "Wenn die Palästinenser wirklich Frieden wollen und
bereit sind, Kompromisse zu schließen, dann werden die Fanatiker künftig
nicht viel ausrichten können.
Es ist Brauch vor dem letzten Satz des Kadisch, des
jüdischen Totengebetes - "Der Frieden schaffet in seinen Höhen, der schaffe
den Frieden unter uns und über sein ganzes Volk Israel. Amen!" -, zwei
Schritte rückwärts zu gehen, um Kompromissbereitschaft und Friedenswillen zu
demonstrieren. Die israelische Regierung hat Schritte gesetzt, damit
Eltern nicht mehr das Totengebet für ihre Kinder sagen müssen."
Ich habe mich geirrt. Und es ist keine Schande das
einzugestehen.
Jasser Arafat und die politische Führung der Palästinenser
hat - wie vor ihnen andere politische Bankrotteure - auf desto schlechter,
umso besser gesetzt. Sie haben alles in ihrer Macht getan, um die Kräfte in
Israel zu schwächen, die wirklich bereit waren, weitgehende Verzichte zu
leisten.
Ich habe mich also geirrt, doch das bedeutet nicht, dass ich einen Moment
glaube, dass dieser Konflikt, in dem wie Chaim Weizmann sagte, nicht Recht
gegen Unrecht, sondern ein Recht gegen ein anderes Recht stehen, lediglich
mit militärischer Gewalt zu lösen wäre.
Aber ich glaube auch nicht denjenigen Postzionisten oder Antizionisten, die
einseitig nur Israel beschuldigen an der gegenwärtigen Lage schuld zu sein.
Diese Leute, die ich hier nicht nennen brauche, befriedigen insbesondere in
den postnationalsozialistischen Ländern den Wunsch so vieler Menschen zur
Umschuldung. Sie werden eingeladen, erhalten Preise weil sie die
Wirklichkeit Israels einseitig, mit erhobenen moralischen Zeigefinger, als
Pächter der Wahrheit darstellen, weil man sie als jüdische Kronzeugen für
den modernen Antisemitismus, der Israel und die israelische Gesellschaft
dämonisiert, brauchen kann.
Ich bin trotz allem optimistisch. Die israelische Gesellschaft kann nicht
von Hamas, Jihad, Tanzim etc besiegt werden. Israel ist kein
kolonialistisches Land und kann nicht mit Algerien oder mit Südafrika
verglichen werden. Die Juden Israels haben keinen anderen Platz, sie können
nirgendwo anders hingehen.
hagalil.com
13-09-2003 |