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Die rationale Betrachtung der real existierenden Wirtschaftslogik geht den Apologeten der Marktwirtschaft im “Fall Saban“ vollständig verloren. Plötzlich wird die Person wichtig, der Jude kommt ins Spiel und die Zwänge des kapitalistischen Verwertungsprozesses werden individualisiert.

Leitkultur:
Seltsame Bedenken gegen
Haim Saban

Die Pleite von Leo Kirch vor mehr als einem Jahr irritierte und frustrierte die Apologeten eines angeblich stets aufwärtsstrebenden privaten TV- Marktes. Der Medienmogul Kirch war am Ende und die Sender SAT.1, ProSieben, Kabel 1, DSF und der Nachrichtenkanal N 24 standen vor dem aus.

Eine Auffanggesellschaft wurde gegründet, Personal abgebaut und der Fußballbundesliga wurden die “Kirch- Gelder“ radikal gekürzt. Die Folgen machen sich bemerkbar, nur noch die Liga Giganten wie Bayern München und der BVB aus Dortmund konnten für diese Saison teuere Neuverpflichtungen tätigen. Bei den anderen Bundesligaclubs dominiert der Jugendstil und Länder wie Albanien und Georgien stellten das Reservoir für günstige Neuverpflichtungen. Die ARD darf wieder die “gute alte“ Sportschau zeigen, was für den Fan kein Nachteil ist.

Nur noch einen Marktanteil von 9,9% erreichte SAT 1 im Jahr 2002. Der Marktführer RTL erreichte hingegen einen Marktanteil von 14,6%. Fieberhaft wurde seit einem Jahr nach einem Großinvestor für die gescheiterte Kirch Media Gruppe gefahndet. Im Rahmen der Suche wurde darauf geachtet, einen deutschen Großinvestor zu finden. In den Boulevardblättern und in der Wirtschaftspresse wurde immer wieder betont, wie wichtig es sei “dass Kirch Media in deutscher Hand bleibe“. Seit Anfang August ist dieses “nationale“ Projekt gescheitert. Der “amerikanisch israelische Milliardär“ (Spiegel 33/2003) Haim Saban übernimmt mit 6 weiteren Partnern die Sender von Kirch Media.

Die Wirtschaftspresse nennt dies ein historisches Datum in der deutschen Mediengeschichte. “Erstmals schickt sich ein internationaler Medienakteur an, den hiesigen Markt aufzurollen“ bemerkt leicht resignierend der Spiegel. Kein Schreiber in der Wirtschaftspresse vergisst zu erwähnen, dass Haim Saban Jude ist. Indirekt wird damit der normale kapitalistische Geschäftsvorgang, weil ein Jude dabei ist, in eine besondere Gefahr für das deutsche Wirtschaftsleben uminterpretiert. Haim Saban wird es zugetraut, eine Entlassungswelle zu initiieren und mit drastischen Mitteln den Sender wieder profitabel zu machen.

Die gegebene Vorgehensweise jedes kapitalistischen Unternehmens wird am Beispiel von Herrn Saban plötzlich in der bürgerlichen Presse breit dargestellt und mit einem negativen Unterton bewertet. Diese Probleme hatte die Wirtschaftspresse nicht mit der Firma Siemens. Siemens hat mit einer Entlassungswelle und keinerlei Steuerzahlungen an den Fiskus, den letzten Geschäftsgewinn mit 24,9% angegeben. Der Siemens Vorstand wurde gelobt und die Aktie zum Kauf empfohlen. Keinem Redakteur fiel es ein, in der Biographie des Siemens Vorstandsvorsitzenden zu wühlen, oder gar die Familie des Herrn mit dem Verwertungsvorgang des Kapitals in Verbindung zu bringen. Diese rationale Betrachtung der real existierenden Wirtschaftslogik geht den Apologeten der Marktwirtschaft im “Fall Saban“ vollständig verloren. Plötzlich wird die Person wichtig, der Jude kommt ins Spiel und die Zwänge des kapitalistischen Verwertungsprozesses werden individualisiert. Ein besonderes Beispiel liefert dafür der Spiegel in seiner Ausgabe vom 11.8.03

“Der Sieg der Sieben“

So überschrieb der Spiegel seinen Artikel zum Kauf der Kirch- Media durch Saban und andere. Der kommende Haupteigentümer wird als “charismatischer Milliardär“ mit amerikanischer und israelischer Staatsbürgerschaft vorgestellt. Dieser scheint nach dem Bericht seltsame Neigungen zu haben. Denn er fuhr “bei sengender Sommerhitze mitsamt seines Familienclans nach Dachau“, wusste der Spiegel zu berichten. Dort studierte “der Mann im legeren Freizeitdress und den schwarzen Lederschlappen bewegt das Schicksal seiner jüdischen Glaubensgenossen“.

Zur gleichen Zeit tagte im noblen Kempinski Hotel am Münchner Flughafen der Gläubigerausschuss der Kirch Media und verkaufte, laut Spiegel, Sat 1, ProSieben, Kabel 1 und N 24 an Saban und die sechs anderen, die mit Saban verbunden sein sollen. Herr Saban soll für den Deal extra “seinen Urlaub für sich und seinen Clan auf seiner Jacht in Mallorca unterbrochen haben, um möglichst nahe am Geschehen zu sein“. Begleitet wurde Saban in einem Privatjet von “Ehefrau Cherly, seinen Schwiegereltern und drei der vier Kinder“.

Diese Berichterstattung bedient einige weit verbreitete antisemitische Klischees. Die Familie von Herrn Saban ist selbstverständlich ein “Clan“ und Herr Saban besichtigt Dachau und lässt andere für sich im Hotel Kempinski hart verhandeln. Er schwitzt stattdessen, um seinen jüdischen Glaubensgenossen zu gedenken. Zudem wird dem Milliardär Saban unterstellt medienscheu aufgetreten zu sein, dennoch ist er nach dem Spiegel “sehr charismatisch“ . Wahrscheinlich ist das den Spiegel Redakteuren bei ihrer harten Verfolgungsjagd aufgefallen. Vielleicht aber auch erst, bei der Mini-Pressekonferenz, die von Staatsminister Huber angeregt wurde, wegen des Landtagswahlkampfes in Bayern. Diese Pressekonferenz widersprach nach dem Spiegel den “Präferenzen“ von Herrn Saban. Der Spiegel zeichnet das Bild des reichen jüdischen Strippenziehers, der gern im Hintergrund bleiben wollte, was aber dem Huber sei dank, nicht ganz gelang.

Alles nicht so schlimm

Erst nachdem der Spiegel seine latent antisemitische Personifizierung des Kapitalverhältnisse niederschrieb, begann der Spiegel dem geneigten Leser wieder Hoffnung zu machen. Der Spiegel weiß, “dass Saban eine noch kleinere Rolle als angenommen, spielen wird. Der mit Abstand größte Posten kommt von sechs Finanzbeteiligungsgesellschaften, die Saban in den letzten Wochen den Gläubigerbanken als seine neuen Partner vorgeschlagen hat". Haim Saban ist nur einer von sieben Gesellschaftern, mit einem Anteil von 26%. Allerdings ist er der Einzige mit Sperrminiorität, was dem Spiegel augenscheinlich Kopfschmerzen bereitet. Ob diese Kopfschmerzen auch bei einem kerndeutschen Investor aufgetreten wären, darf bezweifelt werden.

Das kapitalistische Streben nach Maximalprofit wird nicht als Problem begriffen, sondern die individuelle Herkunft des Kapitaleigners. Das Kapitalverhältnis wird nicht problematisiert, vielmehr wird eine altbekannte Teilung in gute und böse Kapitalisten vorgenommen. Der Spiegel schreibt: “Der Zwang gute Ergebnisse zu produzieren, wird künftig so groß sein wie nie zuvor“. Das trifft im Sinn der Verwertungsprinzipien des Kapitals absolut zu. Denn der Gewinn der RTL- Group lag im Geschäftsjahr 2002 bei 223 Millionen Euro, der Gewinn der Kirch Media im gleichen Zeitraum nur bei 62 Millionen Euro. Die Gesetze der Konkurrenz und Kapitalverwertung lassen keine andere Möglichkeit zu, als radikale Schnitte im Sinn der Profitmaximierung anzusetzen. Wer das ändern will, sollte über das Wirtschaftssystem nachdenken.

Für den Spiegel jedoch ist die amerikanische und jüdische Herkunft der neuen Eigentümer das Problem, er beschreibt deren Geschäftspraktiken als simpel: “Sie investieren auf Zeit, meist zwischen drei und fünf Jahre, und kalkulieren mit hohen Renditen auf ihr eingesetztes Kapital - 15% sind derzeit eine gebräuchliche Größe“. Wie edel müssen da doch deutsche Kapitalisten sein, denen scheint es nach der Darstellung des Spiegel um etwas anderes zu gehen. Die Geschäftspraktiken unter den Gesetzen des Marktes, sprechen zwar in den Firmen in Deutschland eine andere Sprache, aber was soll's. Wenn die Wirklichkeit und die Theorie nicht übereinstimmen, dann ist das um so schlimmer für die Wirklichkeit. In vielen Zeitungen wird Herr Saban auch als Gefahr für die deutsche mediale Kultur ausgegeben.

Was waren das doch für herrlich kulturelle Zeiten unter Leo Kirch, als dem Fernsehkonsumenten Tag für Tag, die schönsten und edelsten Kulturerlebnisse auf die Mattscheibe gezaubert wurden. Aber es bleibt das Prinzip Hoffnung, denn der Spiegel hat uns ja belehrt, dass das Engagement der Fremden höchstens drei fünf Jahre dauert, dann wird sich wieder eine “treudeutsche“ Kapitalgesellschaft oder ein einzelner deutscher Mann finden, um die Kultur wieder in Ordnung zu bringen. Auch den Beschäftigten wird es dann wieder besser gehen. Der Wahn muss nur eine kurze Zeitspanne durchhalten.

Max Brym

hagalil.com 15-08-2003

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