
Nazi-Grauen in
Plastik gegossen
Steine des Anstoßes:
Ein KZ von LEGO
Eine New Yorker Ausstellung sorgt für
Aufruhr. Die Kommerzialisierung von NS-Symbolen soll jüngere
Generationen nachdenklich stimmen. Überlebende des Holocaust sind
zutiefst empört.
Die Gemüter sind erhitzt. Allen voran hat
Friedens-Nobelpreisträger Elie Wiesel die Schau, die am Sonntag
(17.03.2002) im Jewish Museum
in Manhattan eröffnet wurde, heftig kritisiert. Schon vor der
Eröffnung sprach er von "Verrat", weitere Kritiker halten "Mirroring
Evil: Nazi Imagery/Recent Art" für "vulgär" und "pervers".
Zynisch, kalt und provokativ
Der polnische Künstler Zbigniew Libera liefert mit
seinem Werk den Stein des Anstoßes. Gezeigt wird ein Konzentrationslager
als Lego-Bausatz: Lagerbaracken, Überwachungstürme und ein Krematorium.
Von echtem Lego unterscheidet sich das Lego-KZ darin, dass es ein
fake ist. Libera hat lediglich die Architekturen und Szenen
arrangiert und fotografiert. Die Fotos klebte er auf Kartons, die wie
Lego-Verpackungen aussehen. Eiskalt ist die Aufschrift: "Diese Arbeit
von Zbigniew Libera wurde von Lego gesponsort."
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Für große Erregung sorgte auch Alan
Schechners "Selbstporträt in Buchenwald: Die Computer-Collage des
britischen Multimedia-Künstlers zeigt Hungergestalten mit riesigen
Augen in knochigen Gesichtern. Vorne am Bildrand spannt sich das
Häftlingshemd über einem durchtrainierten Körper. Der Künstler
schaut ernst in die Kamera und hält dem Betrachter eine Cola-Dose
entgegen, als wolle er ihm zuprosten. |
Tom Sachs, ein Amerikaner, versieht Gaskanister aus
Pappe mit den Logos von Chanel und Tiffany: "Giftgas-Geschenk", lautet
der Werktitel übersetzt.
Provokation als Denkanstoß
Provokation? Geschmacklosigkeit? Die Stimmung ist
aufgeheizt. Ausstellungskurator Norman Kleeblatt scheint das als beste
Vorraussetzung für einen Ausstellungserfolg zu sehen. Das kritische Echo
habe er vorausgesehen. Es gehöre zum Konzept. Die Ausstellung soll zu
Fragen herausfordern, soll weitere Denkanstöße liefern. Sein Museum habe
die Pflicht, "neue Ideen und Gedanken zum Holocaust vorzustellen".
Die Gesichter des Bösen
Wie stellt sich Kleeblatt diese Denkanstöße vor? Was er
verfolgt, habe seit dem Ende der 90er Jahre Eingang in die Kunst
gefunden: im Mittelpunkt der Aufarbeitung steht nicht mehr das Opfer,
sondern der Täter. Dadurch werde der Faschismus zur Faszination, sagte
Kleeblatt der Zeitung
Village Voice. Das Böse hat viele Gesichter, soll der Betrachter
erfahren, es ist immer noch unter uns.
Um Opfer des Nationalsozialmus nicht zu kränken, stellt
das Museum jetzt Warnschilder auf. In einem separaten Raum werden die am
schärfsten kritisierten Arbeiten zusammengefasst und mit dem Hinweis
versehen, dass "Holocaust-Überlebende sich über diese Werke empört"
hätten. Auf diese Weise erhalte jeder Besucher die Möglichkeit der
Entscheidung, zu sehen was er wolle und was nicht. (cg)
Juden in New York:
Die Stadt, die schlecht schläft
Der Anschlag auf das World Trade Center war auch
ein Anschlag auf die Juden New Yorks. Wie leben sie in der verletzten
Stadt...
Jewish Museum, New York
haGalil onLine 20-03-2002 |