Hamburg - Der saudische Ölminister Ali al-Naimi schließt im
stern-Interview Drosselung der Ölförderung aus politischen Gründen
aus. Saudi-Arabien steht im Kampf gegen Terrorismus an der Seite der
USA.
"Selbst in dieser Situation wird es keine Drosselung der Öllieferung
geben", versicherte Saudi-Arabiens Ölminister Ali al-Naimi in einem
Interview mit dem Hamburger Magazin stern, das in der aktualisierten
Ausgabe am kommenden Donnerstag veröffentlicht wird.
Es könne zwar passieren, dass weniger Öl auf den Markt komme. "Aber jeder
Lieferengpass würde von uns und der Opec ausgeglichen. Die momentanen
Übertreibungen sind völlig ungerechtfertigt. Wir wissen sehr wohl,
welche Folgen knappes Öl für die Weltwirtschaft hätte", fügte al-Naimi
hinzu. Den Preisanstieg der letzten Tage betrachtet al-Naimi als "eine
verachtenswerte Prämie auf die Anschläge, als einen regelrechten
Terror-Zuschlag".
Die Opec werde keine "übertrieben hohe Preise" zulassen. Mit dem
"vernünftigen" Preis von ungefähr 25 Dollar pro Barrel könne der
Markt auch künftig stabil gehalten werden. Anfang nächster Woche
werde die Opec erneut zusammenkommen und "alles tun, um Ängste zu
zerstreuen". "Öl und Politik sollten voneinander getrennt werden.
Öl ist keine Waffe mehr. Für uns schon lange nicht mehr", sagte der
einflussreichste Öl-Manager der Welt in dem stern-Interview.
Die arabischen Staaten unterstützten den Kampf gegen den Terrorismus.
Saudi-Arabien sei ein "strategischer Partner" der USA. "Wenn die USA
ihren strategischen Partner um Hilfe bitten, den Terrorismus zu
vernichten, dann werden wir in diesem Kampf an der Seite der USA stehen.
Das ist ein Fakt. Und zwar seit über 50 Jahren", betonte al-Naimi.
Der saudische Ölminister kritisierte in dem stern-Interview aber auch die
amerikanische Nahost-Politik. Für jeden Araber sei die "bedingungslose
Unterstützung" Israels durch die USA spürbar. "Das ist keine
Rechtfertigung für Terrorakte, die das Leben unschuldiger Menschen
fordern. Aber diese Unterstützung ist einseitig. Und ein Grund für
Groll." Auch die Palästinenser seien "Opfer der Terrorakte" von New York
und Washington.
Für Rückfragen: stern-Autorin Katja Gloger