Hamburg - Ein Anschlag nach dem Muster der verheerenden Katastrophe
von New York ist auch in Europa nicht ausgeschlossen. Ins Visier gerät
nach Erkenntnissen deutscher Staatsschützer dabei die Nato-Zentrale in
Brüssel.
In einer vertraulichen Lageeinschätzung der Staatsschutzabteilung des
Bundeskriminalamtes (BKA) heißt es, das Sicherheitsbüro der Nato habe
Hinweise, wonach "eine nicht identifizierte Gruppe arabischer
Terroristen seit Mitte September einen Anschlag auf das
Nato-Hauptquartier in Brüssel um den 1. Oktober plant". Das meldet das
Hamburger Magazin stern in seiner am Donnerstag erscheinenden
aktualisierten Ausgabe.
Die Nato, so die deutschen Dienste, schätze "das Szenario eines
möglichen Anschlags als plausibel" ein. In der dem stern vorliegenden
BKA-Lageanalyse vom 16. September heißt es: "Ein Anschlag zur jetzigen
Zeit auf das Nato-Hauptquartier würde die Allianz in eine schwierige
Lage bringen und große öffentliche Aufmerksamkeit für die Täter
erzeugen". Dass ein Staat in mögliche Attentatsvorbereitungen verstrickt
sein könnte, schließen sowohl Nato als auch BKA aus. Die Staatsschützer
schreiben aber: "Eine von staatlichen Vorgaben losgelöste Tätergruppe
würde... eine deutlich höhere Gefährdung des Nato-Hauptquartiers
implizieren."
Das Szenario möglicher Anschläge in Europa war am Montag auch Thema
einer Runde mit den deutschen Geheimdiensten Militärischer
Abschirmdienst, Verfassungsschutz und Bundesnachrichtendienst im
Bundeskanzleramt. Nach Einschätzung der Experten existieren etwa 30
Schläfer-Nester in der Bundesrepublik, die jederzeit aktiviert werden
könnten. Nach Abgleich mit allen anderen westlichen Geheimdiensten gehen
die deutschen Sicherheitsexperten davon aus, dass islamistische
Terror-Gruppen in der Lage sind, jederzeit 20 bis 30 Anschläge nach dem
New Yorker Muster zu verüben.
Der nordrhein-westfälische Innenminister Fritz Behrens hält es für
dringend notwendig, dass Polizei und Nachrichtendienste Täterprofile für
die neue Form des Terrors entwickeln. "Die Rasterfahndung aus der Zeit
des RAF-Terrors funktioniert nicht mehr," sagte er in einem Gespräch mit
dem stern. Im NRW-Landeskriminalamt seien in den letzten Tagen bereits
erste Profil-Entwürfe entwickelt worden. Den Verfassungsschutz will er
"qualitativ verbessern": "Was wir brauchen, sind Islam-Experten mit
Sprachkenntnissen."