Ein Beispiel von Zivilcourage:
Hohenems gedenkt
Paul Grüninger
Am 27. Oktober dieses Jahres wäre Paul Grüninger 110
Jahre alt geworden, am 22. Februar 2002 sind es 30 Jahre her, dass der
St.Galler Polizeikommandant Paul Grüninger tot ist. Nun hat Hohenems
nach Initiative der Emsigen als einziger Ort Österreichs Paul Grüninger
aufgrund eines einvernehmlichen Stadtvertretungsbeschlusses ein
bescheidenes Andenken gesetzt.
Paul Grüninger ist ein Beispiel an Zivilcourage. Als am 12.
März 1938 Österreich nach dem Einmarsch der deutschen Truppen zu
bestehen aufhörte, setzte eine gewaltige Fluchtwelle ein. Vor allem
jüdische Österreicher mussten um ihr Leben zu retten das Land verlassen.
Die Schweizer Behörden verweigerten vielen von ihnen die Einreise. Der
St.Galler Polizeikommandant Paul Grüninger setzte sich bis zu seiner
Entlassung im April 1939 über die Schweizer Bestimmungen hinweg und
rettete vielen Menschen, Juden und politisch Verfolgten damit das
Leben. Im Jahre 1941 wurde Grüninger für seine gelebte Zivilcourage
wegen "Urkundenfälschung und Amtspflichtverletzung" vom St.Galler
Gericht verurteilt. Erst 1995 wurde in einem eigenen Revisionsverfahren
Paul Grüninger rehabilitiert. Die Flüchtlinge sind zu einem großen Teil
über die
Hohenemser Grenze nach
Diepoldsau geflüchtet. Dies wird auch eindrücklich von Betroffenen,
besonders in dem Film über Grüninger berichtet. Grüningers
Menschlichkeit hat verhindert, dass hunderte Flüchtlinge an der
Hohenemser Grenze von den Schweizer Behörden zurückgewiesen wurden und
Hohenems als eine Station des Elends statt der Hoffnung in Erinnerung
bewahrt worden wäre.
Politik, Erinnerung und Straßennamen
PAUL GRÜNINGER
Eine Grüningerstraße gibt es in Österreich - noch - nur in
Hohenems. Im Internet findet man Hinweise auf die Grüninger Stiftung in
St.Gallen
http://www.paul-grueninger.ch, auf einen Grüninger-Platz in Israel
http://www.tages-anzeiger.ch und auf eine Schule in Wien. Im
fernen Wien hat man mit einer Paul-Grüninger-Hauptschule nicht nur die
Erinnerung an Paul Grüninger bewahrt sondern damit wohl auch den
Schülern Paul Grüningers praktische Zivilcourage weitergegeben
http://www.schulen.wien.at.
JOHANN AUGUST MALIN
Dass Zivilcourage und Widerstand nicht gerne gewürdigt und
wohl eher verdrängt werden, davon weiß man bei der
Johann-August-Malin-Gesellschaft zu berichten: "Eine Satteinser Straße,
die an Malin erinnern sollte, wurde in "Christelstraße" umbenannt; den
Namen Johann August Malin auf ein Straßenschild zu heben, konnte sich
die Dorfgesellschaft bis heute nicht entschließen: Die Erinnerung an den
Widerstandskämpfer Johann August Malin wurde verschüttet."
http://www.malingesellschaft.at.
Markige Treue dem Hakenkreuzliedler
Viel leichter hat es da ein anderer: Ottokar Kernstock. An
ihn - den Schöpfer des Hakenkreuzliedes und der Bundeshymne des
autoritären Österreichs - erinnern Straßennamen in Dornbirn und auch in
Hohenems. Eine Umbenennung in Hohenems ist vor Jahren gescheitert und
hat zur Spaltung der SPÖ Hohenems geführt. Anders in Wels, wo es
engagierten Bürgern gelungen ist, die Ottokar Kernstock-Straße in
Thomas-Mann-Strasse umzubenennen
http://www.antifa.at/antifa.
Der große Schriftsteller und Lyriker österreichischer
Herkunft, ERICH FRIED, hat in seinem autobiographischen Werk über seine
Jugendjahre in Wien (Mitunter sogar Lachen, Berlin 1986) sich auch
eigens in einer der Geschichten mit Ottokar Kernstock, dem Schöpfer des
Hakenkreuzliedes und der österreichischen Bundeshymne ab 1929, befasst.
Er schreibt als Schluss dieser Geschichte:
"Als viele Millionen tot und ermordet waren und das Dritte
Reich zertrümmert war, entstand die Zweite Republik Österreich, mit
einer neuen Nationalhymne von anderer Hand. Aber dem alten Wechselbalg
Ottokar Kernstock haben mindestens einige Österreicher ein liebevolles
Andenken bewahrt. Bis heute gibt es einen Ottokar-Kernstock-Platz und
eine Ottokar-Kernstock-Straße. Wie hieß doch die Inschrift auf den alten
Dolchen der Hitlerzeit? "Die Treue ist das Mark der Ehre."
Was Erich Fried nicht wusste ist, dass nicht nur in zwei
Vorarlberger Städten sondern in 54 österreichischen Städten des
Wechselbalges Ottokar Kernstock mit Benennungen von Strassen, Gassen,
Wegen, Plätzen und einer Allee gedacht wird und dass ihm in der
Steiermark darüber hinaus nicht nur eine Alpenvereinshütte
http://www.alpenverein.at/ottokar-kernstock-haus
gewidmet sondern auch ein Museum als Denkmal gesetzt wurde
http://www.stmk.gv.at.
DIE EMSIGEN - pressedienst: emsige botenstoffe
KONTAKT: Stadtrat BERNHARD AMANN
Im Sohl 1, 6845 Hohenems, Tel. 0664 3402010
mailto:b.amann@nextra.at
http://www.hohenems.at/rathaus
haGalil onLine 23-09-2001 |