Interview mit Gen. Malka,
Chef des militärischen Nachrichtendienstes:
Über die Macht Arafats
Im Gespräch mit Carmela Menashe (Kol Israel, Morgenmagazin)
weist General Amos Malka, Chef des militärischen Nachrichtendienstes,
darauf hin, dass die Anzahl der Attentatswarnungen zur Zeit höher sei,
als jemals zuvor. Anschließend spricht General Amos Malka über die von
Jassir Arafat versprochene Waffenruhe.
Amos Malka: Ich kann absolut begründet sagen, dass es
sich hier um einen taktischen Schritt handelt, das bedeutet, dieser
taktische Schritt hat den Wert einer Waffenruhe. Die Waffenruhe kann von
einigen Tagen bis hin zu einigen Wochen oder Monaten dauern, dies hängt
in diesem Zusammenhang natürlich von der Gegenleistung und vom Preis ab.
Man muss auch seine Motivation für diese Erklärung verstehen: Das Motiv
dieser Erklärung ist, dass Arafat sich am Samstagvormittag in die Ecke
gedrängt fühlte.
Carmela Menashe: Diese Ecke besteht aus zwei Mauern, die
Druck auf ihn ausüben. Die zweite Mauer ist die Angst vor einer scharfen
israelischen Reaktion.
Amos Malka: Er gab Anweisungen, hier eine relative -
dort eine relative Ruhe zu schaffen und seine Leute zu aktivieren. Man
kann nachvollziehen, dass er dieses Mal die Absicht hat, etwas zu
unternehmen, um einen bestimmten Erfolg zu erzielen. Dennoch verstehen
alle, dass es sich hier um eine taktische Waffenruhe handelt, die dazu
dient, die Bedrohung zu neutralisieren und anschließend auf der
Kriechspur zu versuchen, wieder zu lavieren.
Carmela Menashe: „Ein gutes Ende ist nicht in Sicht", so
der Chef des militärischen Nachrichtendienstes. „Die Strategie Arafats
ist ein weiterer Versuch, uns zu zermürben, uns zu Fehlern zu verleiten,
die internationale Einmischung zu stärken, und er wird selbst den
Versuch unternehmen, politische Veränderungen in Israel herbeizuführen,
und er wird versuchen, die gesamte arabische Welt mit hineinzuziehen -
und all dies mit dem Ziel, den Konflikt fortzusetzen und eskalieren zu
lassen", so der Chef des militärischen Nachrichtendienstes. Er betont:
„Jassir Arafat hat die Dinge nach wie vor sehr gut im Griff."
Amos Malka: Man könnte sagen, dass die Ereignisse der
letzten Tage eindeutig beweisen, dass Arafat herrscht, wenn er möchte,
dass er steht, wenn er möchte... Wenn die Menschen ihn richtig
interpretieren, das, was er wirklich meint, dann tun sie auch das, was
er meint. Man kann auch noch eines sagen: Arafat ist die einzige und
ausschließliche Person, die in der palästinensischen Selbstverwaltung
entscheidet, und alle anderen Stimmen sind Stimmen irgendwelcher
Personen, die Empfehlungen aussprechen, und diese sind für ihn
keineswegs verbindlich und diese werden keine „kritische Masse" ergeben,
die irgendwie über seine Türschwelle tritt, und alle Versuche, solche
Druckmomente zu erzeugen, sehen in dieser Phase so aus, dass Arafat sich
sicher genug fühlt, stabil genug fühlt, und seine Macht nicht als
bedroht empfindet. In diesem Zusammenhang empfehle ich, dass wir alle
die Dinge in gleicher Weise interpretieren.
Carmela Menashe: „Eine Regelung auf Dauer in absehbarer
Zeit ist nicht relevant," meint der Chef des militärischen
Nachrichtendienstes. Trotz der Kritik, wonach die Abschreckung Israels
aufgerieben sei, sieht der Chef des militärischen Nachrichtendienstes
nicht voraus, dass die Region in einen großen Konflikt abrutscht.
Amos Malka: Was die gesamte Stärke angeht, so bin ich
der Überzeugung, dass das strategische Gleichgewicht immer noch zu
Gunsten Israels neigt, zumindest in nächster Zeit. Die meisten
Hauptakteure der Region erkennen dies an und wollen darum den Kriegspfad
nicht beschreiten. Sie wollen auch keine Kriegserklärungen. Ich glaube,
dass dies uns, dem militärischen Nachrichtendienst und anderen
Organisationen, die für die Fragen Abschreckung, Krieg und Auswertung
verantwortlich sind, zu der Behauptung Anlass gibt, dass es zu diesem
Zeitpunkt keinen Staat im ersten Kreis gibt, der überhaupt daran denkt,
den Versuch zu unternehmen, einen Krieg gegen uns zu initiieren, auch
nicht Syrien, von dem wir häufig reden. Wobei es (bei Syrien) sein
könnte, dass wir uns bei einer gewissen Verschlechterung der Umstände in
einem Krieg (mit ihm) befinden würden, aber was (Syriens) Kenntnis des
strategischen Gleichgewichts betrifft, so ist die Kenntnis des
strategischen Gleichgewichts eine klare Sache.
Carmela Menashe: Ferner sagt der Chef des militärischen
Nachrichtendienstes: „Meiner Meinung nach bedeutet Arafat, als Mann mit
der Bombe in der Hand, eine Bedrohung. Nicht nur als bilaterale
Bedrohung zwischen den Palästinensern und Israel, sondern auch durch
sein Spielen mit Sprengstoffen, die in dieser Region existieren,
bedeutet er eine Bedrohung, sowohl für die regionale Stabilität als auch
für die innere Stabilität in einigen der arabischen Staaten der Region."
Ein Beitrag im Morgenmagazin von Kol Israel am 12.6.2001
Nach einer Mitteilung der
Botschaft des Staates Israel
haGalil onLine 07-08-2001 |