Was tun?
Demographische
existentielle Gefahr
Aus Erfahrung weiß ich, daß wenn ich etwas sagen will, ich es
unter meinem eigenen Namen schreiben und veröffentlichen muß,
ohne die Vermittlung eines Reporters oder Journalisten. Dies
will ich auch jetzt tun.
Shlomo Gazit, The Jerusalem Post
Für diejenigen, die mich nicht kennen: ich bin ein alter
Aktivist im israelischen Friedenslager. Ich war einer der
Gründer des Friedens- und Sicherheitsrates, rief zum Ende der
Okkupation und zum Abzug aus arabischen Gebieten auf, ich bin
für die volle Gleichberechtigung aller israelischen Staatsbürger
- Juden und Araber.
Ich habe nie einer politischen Partei angehört und habe mir nie
Illusionen gemacht - nie habe ich eine Zukunft in der Politik
angestrebt, noch strebe ich heute einer solchen an.
Überdies, obwohl ich die Nachteile der Demokratie erkenne, bin
ich davon überzeugt, daß sie die harmloseste Regierungsart ist.
Und nun zur Sache.
Seit einiger Zeit bin ich besorgt. Ich habe die Voraussagen der
Demographen gehört und aufmerksam gelesen und sehe die Schrift
an der Wand. Ohne die notwendigen wesentlichen Schritte
einzuschlagen, wird Israel im gegenwärtigen Werdegang als
jüdischer Staat, als Staat mit einer deutlichen und sicheren
jüdischen Mehrheit, aufhören zu existieren. Wäre die Sovjet
Union nicht zusammengefallen und wären nicht zufällig über eine
Million Einwanderer aus ihren Republiken eingewandert, stünde
diese Wirklichkeit schon heute vor unserer Schwelle.
Manche von uns sind nicht besorgt. Wer Israel als Staat “aller
Staatsbürger” ansieht, betrachtet es nicht als Unglück wenn der
Staat seinen jüdisch-zionistischen Charakter verliert. Ich
glaube, diese Ansicht wird nur von einer unbedeutenden
Minderheit vertreten. Der Großteil des jüdischen Israels ist
nicht dazu bereit, den zionistischen Traum aufzugeben und teilt
meine Besorgnis.
Das Thema wurde vor drei Monaten bei der Konferenz von Herzliya
erwähnt, und die eindeutigen Schlußfolgerungen der Konferenz
wiesen auf diese existentielle Gefahr als konkrete, akute und
besorgniserregende Bedrohung hin. Die Schlußfolgerungen
schilderten auch eine Reihe von Maßnahmen, die ergriffen werden
sollten wenn wir uns mit dem Problem auseinandersetzen wollen.
Leider sah ich nicht, daß das politische System oder die Medien
sich mit diesen Schlußfolgerungen auseinandersetzen.
Ich weiß nicht, ob es nicht zu spät ist. Die Maßnahmen, die
notwendig sind, um die existentielle Gefahr zu bewältigen,
sollten wir uns entschließen, sie zu verwirklichen, sind mit
langsamen, langfristigen Verfahren verbunden, die nicht von
heute auf morgen Erfolg bringen. Eine gesunde Nation, ein
gesundes Volk sollten jedoch die Gelegenheit, eine Lösung zu
finden nicht aufgeben und nicht auf sie verzichten.
Also, was tun?
An erster Stelle muß die Gefahr als solche anerkannt werden,
sowie das lebenswichtige und dringende Bedürfnis, diese als
existentielle Bedrohung zu betrachten und dieser Gefahr die
oberste nationale Priorität zu gewähren, mit einer
Notstandspolitik.
Zweitens müssen verschiedene Maßnahmen ergriffen werden, um die
Hinzufügung zusätzlich Araber zum Staat zu vermeiden. Dies
bedeutet die absolute Abweisung der palästinensischen
Forderungen für die Rückkehr der Flüchtlinge und die Festsetzung
von Grenzen, die der Bevölkerung von Israel keine Araber
hinzufügen.
Drittens, müssen verschiedene Maßnahmen ergriffen werden, um die
jüdische Bevölkerung Israels zu vergrößern. Einerseits
Einwanderung und andererseits die Massenbekehrung aller
interessierten Nichtjuden.
Nun kommen wir zur Frage, wie dies zu verwirklichen ist. Als
objektiver Beobachter kann ich mir nicht vorstellen, daß die
israelischen Regierungsinstitutionen, die sich auf das
Gleichgewicht zwischen Regierungsschwäche und Knessetschwäche
gründen, diese Herausforderung aufnehmen können. Ohne
Notstandsatmosphäre und -maßnahmen wird es keine Erlösung geben.
Ich bete dafür, daß die israelische Demokratie, in ihrer
jetztigen Struktur und mit ihren jetztigen Arbeitsmethoden zur
Vernunft kommen und wissen wird, wie sie uns in die angemessene,
kritische Richtung führen kann.
(Der Autor ist Generalmajor der Reserve und ehemaliger Chef der
Militärabwehrdienste. Er ist auch einer der Direktoren der
Jerusalem Post).
24.5.2001
haGalil onLine 11-06-2001
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