"Mlada fronta Dnes":
Ehrloses Geschäft
statt großzügiger Geste
Zur jüngsten Entwicklung um die Entschädigung von NS-Zwangsarbeitern
meint die liberale tschechische Tageszeitung "Mlada fronta Dnes" in
ihrer Mittwoch- Ausgabe: "Die Geschäftsbedingungen wurden
eingehalten, die finanzielle Transaktion kann beginnen: Der Handel
'Millionen Menschenschicksale gegen zehn Milliarden Mark' ist
definitiv beschlossen, die Zahlungen an NS- Zwangsarbeiter können
beginnen.
Als
Bundeskanzler Gerhard Schroder 1999 die Entschädigung anging, schien
dies die grosszügige Geste eines neuen Deutschlands zu sein. Schnell
zeigte sich aber, dass davon keine Rede sein konnte. Das vergangene
halbe Jahr Ringen um die Rechtssicherheit machte aus dem moralischen
Handeln ein ehrloses Geschäft."
Erleichterung und Hoffen in Prag über Zwangsarbeiter-Entschädigung
"Das ist nach
vielen Enttäuschungen eine freudige Nachricht", meinte Oldrich
Stransky, Vorsitzender des Prager Verbandes ehemaliger politischer
Häftlinge, am Mittwoch zu den Ankündigungen aus Deutschland, der Weg
zur Zwangsarbeiter- Entschädigung sei endlich frei.
Nun erwartet er
den Beschluss des Bundestages über die Rechtssicherheit für deutsche
Unternehmen - und zwar "schnellstmöglich".
Bereits tags zuvor hat der tschechische Regierungsbeauftragte Jiri
Sitler auf die Nachricht von der nun bald möglichen Entschädigung
der NS-Zwangsarbeiter mit Erleichterung reagiert. "Das ist eine gute
Neuigkeit, aber jetzt muss die deutsche Wirtschaft endlich ihre
Worte in Taten umsetzen", sagte Sitler am Dienstag in Prag. "Es ist
höchste Zeit, dass die Unternehmen die vereinbarten fünf Milliarden
Mark in den Fonds einzahlen - inklusive etwa 100 Millionen Mark
Zinsen für die Zeit, in der sich die Entschädigung hingezogen hat."
In Tschechien
warten etwa 70.000 Opfer auf die Verteilung von 423 Millionen Mark,
die über den Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds ausgezahlt werden
sollen.
haGalil onLine
20-05-2001
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