Trotz Scharons
Öffentlichkeitsarbeit:
Kein Ersatz für Arafath
In Jedioth kommentiert
Eitan Haber den gestrigen Ruf Scharons zum Waffenstillstand. Sharon
habe sich persönlich in den Dienst der israelischen
Öffentlichkeitsarbeit gestellt und verkündet, Israel sei sofort zu
einem Waffenstillstand bereit.
Scharons Absicht, den Ball
damit ins palästinensische Feld zu befördern, wird sich nach Habers
Einschätzung aber nicht erfüllen. Sharons Berater, die offenbar
glauben, dass Israel der Weltöffentlichkeit die Palästinenser als
Sündenböcke hinstellen könne, wenn sie nach dem
Waffenstillstandsangebot noch weiterschießen sollten, bescheinigt er
Naivität.
Stattdessen geht er davon
aus, dass die Welt uns "so etwas nicht mehr abnimmt und Sharons
Äußerungen lediglich als ‘Trick’ auffasst", es müsse schon ein
Wunder geschehen, damit die New Yorker und Pariser Zeitungen sich
hierzu nicht in abfälliger Weise äußern werden.
Für die Palästinenser ist der
Siedlungsstop eine conditio sine qua non für die Fortsetzung der
Friedensgespräche (wenn sie nicht derweil einen anderen Grund
finden), und diese Ware kann und will Sharon nicht liefern. So
vergeht noch ein Tag in diesem scheußlichen Krieg, und die Besorgnis
steigt, denn Kriege entstehen oft aus dem Nichts und ohne wirkliche
Absicht der Beteiligten, so Eitan Haber, ehemals Sprecher des
ermordeten PM Jizhak Rabin.
Den derzeit unter Scharons
Beratern diskutierten Vorschlag, den Zusammenbruch der
palästinensischen Autonomie zu bewerkstelligen und damit auch Arafat
loszuwerden, erscheint Haber in der gegenwärtige Lage als ein
"Hirngespinst".
Damit derartige Strategien
einen Sinn machen, müsste man erst einmal die zwei Millionen
Palästinenser loswerden, die in den besetzten Gebieten leben. "Jede
Anarchie jenseits der Grünen Linie wird ein Bandenregime
hervorbringen, das noch schlimmer als das jetzige ist, und der Wilde
Westen wird im Vergleich zu dem, was sich dann abspielen wird, ein
Kinderspiel sein. Die Lage ist so, dass nur jemand, der rigoroser
als Arafat ist, ihn ablösen kann - und was haben wir dann gewonnen?"
Im übrigen erinnert Haber an einen früheren Versuch Scharons in
einem Nachbarland, dem Libanon, das Regime auszuwechseln. Auch
dieser Versuch scheiterte, es folgte die Ermordung Baschir Jemails
und daruf die Massaker der christlichen Falangisten an unbewaffneten
Palästinensern in Sabra und Shatilah.
haGalil onLine
25-05-2001
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