Personaldebatten in Jüdischen Museen scheinen gerade "in" zu sein,
denn ständig gibt es in diesem Bereich etwas zu berichten. Dabei
geht es aber weniger um die Person, deren Stellung angezweifelt
wird, sondern meist um Grundsätze der Konzeption für das Museum.
Erst kürzlich wurde Bernhard Purin vom Jüdischen Museum Fürth wegen
der Vorführung des Nazi-Films "Jud Süß" scharf kritisiert,
tatsächlich ging es aber um die Präsentation der Shoah im Museum
allgemein. Purin kann sich jedoch der Unterstützung des
Trägerverbandes und seiner Mitarbeiter sicher sein.
Anders die Situation in Hohenems. Der Leiter des Jüdischen Museums
Thomas Krapf muß auf breiter Front kämpfen.
Der promovierte Judaist Thomas Krapf ist bereits der dritte Direktor
des 1991 gegründeten Museums. Ein halbes Jahr nach seiner
Einstellung wurde im September 1999 die Ausstellung "Ecclesia et
Synagoga" eröffnet, die den kirchlichen Antijudaismus thematisierte.
Diesen "Angriff auf den Katholizismus" haben ihm viele übel
genommen.
Bürgermeister Christian Niederstetter wurde deutlicher. In einem
Brief an Krapf kritisierte er die verfehlte Programmgestaltung, man
solle sich besser um regionale Themen kümmern, die Stadt wolle
solche Ausstellungen nicht zeigen. Die Bemühungen von Thomas Krapf,
die Wehrmachtsausstellung nach Hohenems zu holen, wurden ebenfalls
scharf kritisiert.
Doch auch innerhalb des Museums kam es offenbar zu Differenzen. Zwei
Mitarbeiter von Krapf beklagten sich über das schlechte Arbeitsklima
und die fehlenden Führungsqualitäten des Direktors.
Im Juli 2000 beschloß schließlich der Stadtrat von Hohenems, dem
ungeliebten Direktor zu kündigen. Krapf erhielt die Kündigung
während seines Urlaubes und wurde daraufhin freigestellt, ohne
weitere Gehaltszahlungen. Einer der Mitarbeiter, Johannes Inama, der
bereits seit 1993 im Museum arbeitet, führt derzeit die Geschäfte.
Krapf ließ sich das jedoch nicht gefallen und zog vors
Arbeitsgericht, das ihm in allen Punkten recht gab. Die Stadt
Hohenems muß ihn nun entweder als Direktor weiter beschäftigen oder
bis zum Vertragsende 2003 das Gehalt weiter zahlen.
Die Zukunft ist also ungewiß. Klar ist hingegen Thomas Krapfs
Haltung zur angestrebten Konzeption. Aus dem Jüdischen Museum soll
ein "Heimatmuseum" werden. Man müsse in der Geschichte der
Minderheit auch die Geschichte der Mehrheit miterzählen, verteidigte
Johannes Inama den Begriff, der bereits auf starke Kritik gestoßen
ist. So
ein "Heimatmuseum mit Kuschelprogramm" sei mit ihm in jedem Fall
nicht machbar, so Thomas Krapf.
Andrea Übelhack
haGalil onLine 27-03-2001
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