|
|
|
|
|
|
|
"National befreite Zone" ist das
Unwort des Jahres 2000. Der von Rechtsextremen verwendete Begriff wurde aus
rund 445 verschiedenen Vorschlägen gewählt.
In der Begründung heißt es, daß damit "auf zynische Weise Gebiete und Orte umschrieben (werden), aus denen
durch terroristische Übergriffe Ausländer und Angehörige anderer Minderheiten
vertrieben wurden und die Einwohner durch Einschüchterung daran gehindert
werden, sich noch offen gegen diesen Terror zu wehren."
Der Begriff existiert natürlich schon länger als seit einem Jahr. Vor dem
Hintergrund der zunehmenden rechtsextremistischen Agitation und der ausgiebigen
Debatte darüber in der Öffentlichkeit ist die "national befreite Zone“ jedoch
durchaus als Unwort des Jahres 2000 zu sehen. Zudem werde der Begriff
mittlerweile auch ironisch verwendet, wodurch sich die Bedeutung abschleife.
Dadurch werde er auf doppelte Weise zynisch, erklärte Horst Dieter Schlosser,
der Sprecher der Jury: Zum einen heroisiere er ein extremistisches und
gewalttätiges Sektierertum als "national“, zum anderen gebe er die Verfolgung
von Menschen als "Befreiung“ aus; „Damit liegt er auf einer Linie mit dem Unwort
von 1991, "ausländerfrei".
Von Seiten des Verfassungsschutzes wurde beteuert, daß es solche "national
befreiten Zonen“ in der Realität nicht gebe. Offensichtlich war damit die
wortwörtliche Definition aus neonazistischen Kreisen gemeint, wonach in einer
bestimmten Zone Rechtsextremisten die Hoheit ausüben und nicht mehr der Staat.
Dies ist also keine bundesdeutsche
Realität. Und was sind dann Zustände, wie sie z.B. in Oranienburg herrschen?
Die härteste Konkurrenz für das neue Unwort war die "deutsche Leitkultur“, die
sich gut 70% der Einsender als Sieger wünschten. Die Gefahren dieses Begriffes
seien jedoch "in der
öffentlichen Diskussion des letzten Jahres bereits allgemein erörtert worden,
und dieser Diskussion wäre durch eine Unwort-Rüge nichts mehr hinzuzufügen." Die
Jury entschied sich daher bewußt dagegen, um auf Unwörter aufmerksam zu machen,
"die nur scheinbar weniger bedeutsam sind, aber sehr viel direkter die
Menschenwürde in Zweifel ziehen und/oder einer Täuschung der Bevölkerung
dienen."
Zur Jury, die seit 1991 jährlich ein Unwort wählt, gehören neben dem Sprecher
Horst Dieter Schlosser drei ständige sprachwissenschaftliche Mitglieder,
Albrecht Greule, Margot Heinemann und Rudolf Hoberg, sowie zwei Sprachpraktiker.
Als Unwort des 20. Jahrhunderts wählte die Jury erst kürzlich den Begriff
"Menschenmaterial".
http://www.unwortdesjahres.org/
haGalil onLine 31-01-2001
|