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Die deutsche Medienberichterstattung
über Israel ist voller Ressentiments:
Der Mörder ist immer der Jude

Von Jürgen Elsässer

18. Januar 2001, 19.00 Uhr
Der Autor spricht zum Thema in Leipzig: 
Hörsaalgebäude Augustusplatz, Hörsaal 12

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„Mit jedem Toten kehrt das Bild vom häßlichen Israeli zurück, der seinen Staat ohne jede Rücksicht verteidigt“, gab der „Spiegel“ kurz nach Ausbruch der Kämpfe in Israel und den palästinensischen Gebieten als Devise aus, und von der „Ostsee-Zeitung“ bis zum „Oberammergauer Liebfrauenboten“ hielt man sich daran.

Die öffentliche Meinung ist, wie im letzten Jahr während des Krieges gegen Jugoslawien, freiwillig gleichgeschaltet: Für die erdrückende Mehrheit der Deutschen sind die Palästinenser, wie 1999 die Kosovo-Albaner, die Opfer von Vertreibung und Terror, während die Israelis als Wiedergänger der Serben dargestellt werden. Scharon etwa wird als „Brandstifter“ („Süddeutsche Zeitung“) und „Terrorist“ („Die Zeit“) bezeichnet, während die „Frankfurter Allgemeine“  den „gesprächsbereiten Arafat“ entdeckt haben will, der „unter Palästinensern zum Außenseiter wird“, weil er die Gewalt „nicht gewollt“ habe. Scharon als jüdischer Milosevic, Arafat als palästinensischer Rugova - auch die geschichtsvergessene Spaßgesellschaft braucht ihre Stereotype.

Auf wessen Seite die deutschen Medien stehen, hatte sich bereits bei den Verhandlungen in Camp David angedeutet. Barak habe „seit Jahrzehnten unantastbare Grundsätze“ aufgegeben, stellte der Pariser „Figaro“zu Recht fest - immerhin war der israelische Premier zur Rückgabe von 90 Prozent der besetzten Gebiete bereit, bot als Kompensation für die übrigen zehn Prozent nordisraelisches Kernland an und schloß erstmals eine palästinensische Souveränität über Teile Ost-Jerusalems nicht mehr aus. 

Doch für die „Zeit“ hatte Barak den Palästinensern nur eine „Kapitulationsurkunde“ offeriert. Das „desaströse Scheitern“ von Camp David ging nach „FAZ“-Lesart darauf zurück, daß „die Israelis offenbar - wie danach in einem palästinensischen Papier bekannt wurde - nicht akzeptable Sicherheitsvorkehrungen von den Palästinensern forderten“. Ein „Papier“ unklarer Herkunft hat „die Israelis“ überführt - ist das der  Frankfurter Standard bei der Berichterstattung über politische Schlüsselereignisse?

Den Vogel schoß schließlich Ludwig Watzal ab, Nahost-Augure unter anderem der Wochenzeitung „Freitag“,  als er Camp David auf n-tv als „palästinensisches Versailles“ bezeichnete. Versailles, das weiß man spätestens seit Walsers Volkshochschulkursen wieder,  war ein „Schandfriede“, den das „internationale (sprich: jüdische) Finanzkapital“ oktroyiert und dadurch Hitler möglich gemacht hat.

Daß Israel selbst auf jene Deutschen nicht mehr bauen kann, die man bis dato zu den verläßlichen Freunden des jüdischen Staates rechnen durfte, zeigt das Beispiel von Josef Joffe. Auf der Titelseite der „Zeit“ urteilte er unter der wagneresken Überschrift „Heilloses Land“  wie fast alle deutschen Journalisten rechts hemdsärmlig „Über die Schuldfrage“: „Die ist schnell beantwortet. Oppositionsführer Scharon hat mit seinem Tempelberg-Ausflug gezielt ein Streichholz geworfen.“ Zwar werden im folgenden auch die Sünden Arafats und der Araber aufgezählt, doch nirgends stellt Joffe richtig, daß die vorgebliche „Provokation“ des Likud-Chefs vorab von der palästinensischen Autonomiebehörde abgesegnet worden war.

Forderungen richtet Joffe nur an die Adresse von Barak: Israel müsse sich aus dem Westjordanland und Ostjerusalem zurückziehen - „einseitig“, wie Joffe ausdrücklich schreibt, das heißt ohne Sicherheitsgarantien oder Gegenleistungen der Palästinenser. Woher nimmt Joffe die Gewißheit, daß diese Vorleistung „ein erkleckliches Minus an Reibungsflächen für Zündhölzer aller Art“ bringt - und nicht, wie die Vorleistung im Südlibanon, den Appetit der Fanatiker weiter stimuliert?

Dabei mag man bei Joffe immer noch von gutem Willen ausgehen: So verweist er - im Unterschied zu den meisten anderen Analysten - wenigstens auf die „häßliche Begleitmusik, die Israelis  über den offiziellen palästinensischen Rundfunk hören können“ und zitiert aus einer dort ausgestrahlten Freitagspredigt aus Gaza: Die Palästinenser dürften mit „Juden und Christen keine Übereinkunft schließen“, man werde „Haifa, Galiläa und Jaffa“ nicht aufgeben. Doch gut gemeint ist nicht unbedingt gut gemacht: Beim Lesen der Predigt-Passage in Joffes Artikel werden sich viele gedacht haben, Friedensfeindlichkeiten dieser Art seien zwar häßlich, aber man könne sie auch von extremistischen jüdischen Siedlern zu hören bekommen. 

Eine solche Mißinterpretation von Joffes Text ist möglich, weil in seinem Artikel die entscheidenden Sätze jenes Freitagsgebets gerade nicht vorkamen: „Habt kein Mitleid mit den Juden, egal, wo ihr seid, in welchem Land auch immer. Bekämpft sie, wo immer ihr seid. Wo immer ihr sie trefft, tötet sie. Wo immer ihr seid, tötet Juden und Amerikaner...“ Das ist keine Entspannungsfeindlichkeit mehr, wie man sie auch in Israel finden kann, das ist der Aufruf zu Pogromen und grenzenlosem Terror - verbreitet über den offiziellen palästinensischen Rundfunk.

Warum zitiert Joffe diese schlimmen Sätze nicht und kapriziert sich auf vergleichsweise Harmloses? Vermutlich, weil er sie gar nicht kannte. Das verweist auf ein strukturelles Problem: Die Berichterstattung der großen Agenturen und Fernsehanstalten aus dem Krisengebiet ist so lückenhaft und einseitig, daß auch relativ gutwilligen Kommentatoren  wie Joffe  wichtige Basisinformationen fehlen. Täglich flimmern die Bilder palästinensischer Demonstrationen über unsere Fernsehschirme - nie erfahren wir, was da auf den Transparenten steht und welche Slogans gerufen werden. 

Ausführlich referieren die Zeitungen, was Arafat auf dieser und jener internationalen Konferenz in Englisch gesagt hat - seine arabischen Statements hingegen, die ganz anders tönen, bleiben unübersetzt. Besonders gefährlich ist die tendenziöse Berichterstattung des Global Players CNN: Der Sender stützt sich vorwiegend auf palästinensische Journalisten und Kameraleute, die von den Tanzim-Milizen meist rechtzeitig über zu erwartende Opfer informiert werden. An palästinensischen Greueltaten hat CNN dagegen ein vergleichsweise geringes Interesse. Der Lynchmord von Ramallah etwa wurde von einem privaten italienischen Team gefilmt. Nach der Ausstrahlung bekam es so massive Morddohungen, daß anschließend selbst das - eigentlich gar nicht beteiligte -  italienische Staatsfernsehen RAI seine Reporter aus dem Krisengebiet zurückzog.

Nur zu oft werden Informationslücken durch bösartige Unterstellungen gestopft. Wie anders ist zu erklären, daß in der „Süddeutschen Zeitung“ der gewiß furchtbare Tod des 12jährigen Palästinenserjungen Muhammed als „brutale Ermordung“ dargestellt wurde? Wissen die Kollegen nicht, daß der Terminus „Mord“ einen kaltblütigen Vorsatz voraussetzt? Wissen Sie nicht, daß die Beschuldigung von Juden als „Kindermörder“ früher Pogrome entfesselte? 

Besonders beeindruckend die manipulative Leistung des „Spiegel“: Er druckte ein Luftbild des Schußwechsels an der Nezarim-Kreuzung nach, das er von der Website des israelischen Verteidigungsministeriums übernommen hatte (http://www.idf.il). Doch während man im Original noch sehen konnte, wie der Zahal-Posten von sechs Positionen aus angegriffen wurde und das Feuer auf drei davon erwiderte, blieb in der „Spiegel“-Skizze  nur noch ein einziger Pfeil vom israelischen Posten auf Muhammed und seinen Vater übrig. Es sieht so aus, als ob die Soldaten ausschließlich auf diese beiden gefeuert hätten - und nicht auf die Scharfschützen daneben. Bei soviel Voreingenommenheit nimmt es nicht wunder, daß die Zwischenergebnisse der ballistischen Untersuchung, wonach die tödliche Kugel möglicherweise eine palästinensische war, in den deutschen Blättern nicht mehr vorkommen - der Schuldige steht für sie schon fest.

Was gegen die Serben Recht war, soll gegen die Israelis billig sein: „Ein Uno-Einsatz könnte die Gewaltspirale in Palästina stoppen“, schlägt die „Taz“ vor. „Gestern geschah das in Bosnien, heute auch im Kosovo, morgen womöglich auf den Golan-Höhen oder im Golf,“ präzisiert die „FAZ“. Dies „soll unter einem Mandat der UN geschehen - aber wenn es nicht vorliegt, dann notfalls auch ohne ... Militärische Einsätze könnten für die Bundeswehr Alltag werden.“ Das mag der Wunschtraum von „FAZ“-Feldmayer sein: Deutsche Landser zeigen den Juden, wie man Menschenrechte richtig schützt.

Jürgen Elsässer ist Buchautor und Redakteur der Zeitschrift „Konkret“ (http://www.juergen-elsaesser.de

Kontakt zum Autor: 
J.Elsaesser@t-online.de

Erstveröffentlichung:
Allgemeine Jüdische Wochenzeitung, 24.11.2000
haGalil onLine 05-01-2001

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