Vor 62 Jahren: der Pogrom der
"Reichskristallnacht"
Gedenken in München
Die sog. "Reichskristallnacht",
die sich am 9. November 2000 zum 62. Mal jährt, war ein
entscheidender Schritt auf dem Wege zum Holocaust.
Auf ein
Stichwort, das Goebbels im Auftrag Hitlers von München aus gab,
wurden in dieser Nacht die Synagogen niedergebrannt, jüdische
Friedhöfe geschändet, jüdische Geschäfte geplündert und jüdische
Bürgerinnen und Bürger ermordet, gequält und zu Zehntausenden in
Konzentrationslager verschleppt. Das alles geschah überall vor den
Augen der Öffentlichkeit, auch in München.
In den folgenden Jahren steigerten sich die Gewaltmaßnahmen bis hin
zur Vernichtung des europäischen Judentums. Von den ursprünglich ca.
10000 Angehörigen der jüdischen Gemeinschaft in München lebten in
der Stadt bei Kriegsende nur noch 84. Alle anderen wurden zur Flucht
gezwungen oder ermordet. Viele davon in Auschwitz. Es war das
erklärte Ziel des Regimes, den Juden nicht nur das Leben zu nehmen,
sondern auch jede Erinnerung an sie auszulöschen.
Wer diese teuflische Absicht zunichte machen will, darf sich nicht
mit einem generellen Gedenken begnügen. Er muss vielmehr versuchen,
die Ermordeten, die alle Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt waren,
und als Männer und Frauen und Kinder und Greise inmitten unserer
Eltern und Großeltern lebten, wenigstens für einen Augenblick dem
Vergessen zu entreißen. Das kann am ehesten dadurch geschehen, dass
die Toten öffentlich bei ihrem Namen genannt werden.
Dem Beispiel anderer Städte folgend, hat die Regionalgruppe München
des Projekts "Gegen Vergessen - Für Demokratie" deshalb mit
Unterstützung der Israelitischen Kultusgemeinde und des Stadtarchivs
München die Lesung der Namen der ca. 1000 jüdischen Bürger
vorbereitet, denen am 9.11.1941 der Gestapobefehl zur Deportation
bekannt gegeben worden war. Sie alle wurden zwei Wochen später, am
25. November 1941 in Kaunas (Litauen) ermordet.
Die Namenslesung findet statt am heutigen Donnerstag, den 9.
November 2000, in der Zeit von 16 bis 18Uhr, am Gedenkstein für die
ehemalige Hauptsynagoge an der Herzog-Max-Straße.
Die Gedenkfeier der Israelitischen Kultusgemeinde München schließt sich daran
an.
Es lesen prominente und nichtprominente Bürger die Namen und das
Alter der Ermordeten. Möge ihr Andenken immer bewahrt bleiben!
mm / Donnerstag, den 09.
November, 2000
Gewalt gegen die Münchner Juden
im November 1938
Vorwort von Richard Bauer (München, 2. September 1998
Die schrecklichen Ereignisse in der
Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 waren die Initialzündung für
eine konsequente Verschärfung der nationalsozialistischen
Judenpolitik. Zersplitternde Schaufenster und brennende Synagogen
waren nicht die eigentliche Zielrichtung; die wirkliche Perspektive
war physische Gewalt gegen Menschen, war Mord.
Jüdisches Leben in München
Münchner Stadtgeschichte ist seit dem hohen
Mittelalter über weite Strecken stets auch eine Geschichte der Juden
in dieser Stadt. Soziale, kulturelle, ökonomische Entwicklungen, ja
generelle monacensische Besonderheiten wurden vom jüdischen
Bevölkerungsteil über Jahrhunderte mitbeeinflußt und mitgestaltet.
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06-11-2000 |