"Unerwünscht und Vergessen":
Zwangsarbeiterinnen und ihre Kinder
Eine Pressemeldung des
Bundesverbandes Information und Beratung
f. NS-Verfolgte e.V.
1.273 Kinder kamen
im zweiten Weltkrieg im Entbindungslager Holthausen für
Zwangsarbeiterinnen zur Welt. Nicht einmal die Hälfte dieser
Neugeborenen überlebte. Die Historikern Anne Roerkohl erzählt die
Geschichte von Zwangsarbeiterinnen und ihren Kindern in ihrem Film
"Unerwünscht und Vergessen". Sendetermin ist der kommende Freitag.
Unter den Millionen Zwangsarbeitern, die im Zweiten Weltkrieg ins Deutsche
Reich verschleppt wurden, waren viele junge Frauen. Manche von ihnen waren
schon bei der Deportation schwanger, andere wurden es in Deutschland. Aus
deutscher Sicht zählte nur die Arbeitskraft der Frauen; Kinder waren weder
vorgesehen noch erwünscht.
Also wurden solche "Fälle" systematisch geregelt. In speziellen
Entbindungslagern wurden die Frauen zur Abtreibung gezwungen oder mussten
unter primitivsten Bedingungen ihre Kinder zur Welt bringen. Die meisten
Babys starben oder wurden ihren Müttern weggenommen.
Maria Wieclaw wird als junge Frau zur Zwangsarbeit nach Westfalen
deportiert. Mit 20 wird sie schwanger. Im Entbindungslager
Waltrop-Holthausen bringt sie ihre Tochter Valentina zur Welt. Ein Kind, das
im Rassensystem der Nationalsozialisten nicht zählt. Was Maria Wieclaw in
Deutschland erlebt hat, haben Tausende anderer Frauen aus Osteuropa auch
erlebt - nur sie ist bereit davon zu erzählen.
Der Film folgt ihren Stationen: vom zentralen Durchgangslager für ganz
Westfalen in Soest – Munitionsfabrik in Lippstadt – Bauernhof bei Soest –
Entbindungslager Waltrop-Holthausen – bis zur Rückkehr mit ihrem Ehemann
über Unna nach Polen. Der Film öffnet anhand eines konkreten Beispiels ein
bislang verschlossenes Kapitel der Geschichte von Zwangsarbeit.
Am kommenden Freitag, 20. Oktober, ist dieser Film um 23 Uhr im
WDR-Fernsehen zu sehen. Anne Roerkohl recherchierte für ihren Film auch in
Waltrop. Sie suchte Zeitzeugen und fand mit Irmgard Ruhnau eine Waltroperin,
die in den letzten zwei Wochen vor Kriegsende in der Kinderstation des
Lagers arbeitete. Im Anschluß daran
strahlt der WDR die Aufzeichnung einer Veranstaltung mit Günter Grass,
Carola Stern und Hartmut von Hentig vom 20.10.2000 unter dem Titel:
"Zwangsarbeit: Entschädigt und vergessen?" aus.
haGalil onLine
18-10-2000 |