Aufgrund der Unruhen hat
Ministerpräsident Barak etliche Minister auf eine Aufklärungsreise in alle Welt
geschickt. Angeführt wird die Parade von Schimon Peres, der letzte Woche
innerhalb von zwei Tagen sechs Länder besucht hat. Nach einem kurzen
Heimaturlaub ging es dann in vier weitere Länder.
Minister Schimon Peres kam letzte Woche nach Deutschland, um eine internationale
Auszeichnung für die Förderung der Versöhnung in der Welt entgegenzunehmen. In
Hamburg traf er mit Bundespräsident Johannes Rau zusammen und erörterte mit ihm
die Lage im Nahen Osten.
Zuvor war er in der tschechischen
Republik, wo er mit dem Präsidenten und dem Ministerpräsidenten zusammentraf und
Gespräche mit Medienvertretern führte. "Sollten die Palästinenser einseitig
einen Staat proklamieren, dann wird dieser Staat nicht existieren", sagte Peres
bei den Gesprächen mit seinen Gastgebern.
Nachdem er aus Prag in Deutschland ankam
ging's mit einem Boot weiter nach Hamburg, wo er Bundespräsident Rau traf. Nach
einem Besuch in Brüssel kehrte er kurz nach Israel zurück. Der Medienberater
Peres, Joram Dori, teilte mit, Peres vertrete bei seinen Gesprächen die Haltung,
dass die gesamte EU für die Umsetzung der Oslo-Verträge verantwortlich sei, und
dass sie nicht die Rolle eines Richters übernehmen, sich hingegen in erster
Linie für eine Einstellung der Gewalt in der Region einsetzen sollte.
Der 77-jährige Peres regt sich über diese verrückte und anstrengende
Tagesordnung nicht auf, und seine Reisen werden bereits von netten Anekdoten
begleitet. Wenn man seine Mitarbeiter fragt, in welchem Land sie sich gerade
aufhalten, sagen sie: "Moment, da müssen wir erstmal auf die Straßenschilder
schauen".
Aber nicht nur Peres kämpft um das Ansehen Israels. Dalia Itzik flog gestern
nach Ungarn, von dort wird sie nach Deutschland und Griechenland weiterreisen,
wo sie mit Außenministern und Journalisten, wie auch mit Vertretern der
jüdischen Gemeinden zusammentreffen wird. Auch die skandinavischen Länder werden
nicht vernachlässigt: Jossi Beilin hielt sich gestern in Norwegen auf, und
Minister Malchior in Finnland. Juli Tamir kam vor kurzem aus den USA zurück.
Trotz der angespannten Lage kommt aber auch Besuch nach Israel: Bundeskanzler
Gerhard Schröder wird wie geplant Anfang November nach Israel kommen. Eine
Sprecherin der deutschen Regierung teilte mit, trotz der Unruhen werde der
Kanzler auch die Gebiete der palästinensichen Autonomie, Jordanien, den Libanon,
Syrien und Ägypten besuchen. In Israel wird sich Schröder vom 1. bis zum 3.
November aufhalten.
Vor kurzen berichtete Jedioth achronoth
von einer "originellen Ein-Mann- Demonstration" gegen die deutsche Regierung.
Dr. Walter Wallmann, in der Vergangenheit hessischer Ministerpräsident und
Oberbürgermeister von Frankfurt, kam nach Israel, um seinen Unmut über die laue
Reaktion der Regierung seines Landes auf die antisemitischen Vorfälle, die sich
in der BRD zutragen, kundzutun.
Wallmann brachte seine Gefühle auf eine
besondere Art zum Ausdruck, und zwar am Grab seines verstorbenen Freundes Ignatz
Bubis, der Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland war und in
Israel beerdigt werden wollte, da er erkennen mußte, dass der Antisemitismus aus
Deutschland nicht verschwunden ist. Wallmann wurde bei seinem Besuch von einem
deutschen Journalisten und seinem Freund Schlomoh Lahat, ehem. Bürgermeister von
Tel-Aviv, begleitet.
haGalil onLine
24-10-2000
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