Obwohl die
Bemühungen um die Unterzeichnung einer Waffenruhe zwischen Israelis
und Palästinensern vorerst gescheitert sind, blieb es in den
Gebieten heute ruhig. ZaHaL hat begonnen Truppen und Panzer
abzuziehen.
Arafat hatte
sich im Verlauf der Nacht geweigert, das unter US-Vermittlung
ausgearbeitete Abkommen zu unterzeichnen, angeblich auf Anraten des
französischen Präsidenten Chirac, der schriftliche israelische
Garantien verlangte. Aus dem Kreis der israelischen Delegation
verlautete, Arafat habe sich mündlich zu einer Waffenruhe ohne
Vorbedingungen verpflichtet. In Anwesenheit von amerikanischen und
französischen Vermittlern habe er telefonisch "seine Leute
angewiesen, die Ausschreitungen zu stoppen". Im Gegenzug wolle
Israel seine Soldaten und schweren Waffen aus den Autonomiegebieten
zurückziehen.
Bei neuen
Zusammenstößen waren am Vortag in den Palästinensergebieten
insgesamt sieben Palästinenser getötet und zahlreiche weitere
verletzt worden. Damit stieg die Zahl der Toten seit Beginn der
Unruhen vor einer Woche auf mehr als 70.
Prof. Menachem
Klein, Jerusalem Experte an der national-religiösen Universität
Bar-Ilan appelierte an Barak und Arafath als verantwortliche
Vertreter ihrer Völker jetzt einen Frieden auszuhandeln und sich
nicht mit taktischen Gesprächen über trügerische Waffenruhen
aufzuhalten. "Es ist möglich Frieden zu schließen", so Klein in
Reschet B.
Die
radikalislamische Hamas ist zufrieden. Nach den Unruhen der letzten
Tage mit über 70 Toten und über 1.300 Verletzten sieht sie sich in
ihrem gewaltsamen Kampf gegen den Friedensprozess bestärkt. Die
Chamas sieht in jedem Abkommen mit Israel einen Verzicht auf ganz
Palästina und wirft PA-Chef Arafath Verrat vor.
Stets hatte
Chamas den fortschreitenden Friedensprozess abgelehnt und durch
Terrorakte zu torpedieren versucht. Die Wahl Ehud Baraks und sein
Versprechen eines Nahost-Friedensvertrages erntete genauso ihr
Missfallen wie die Bemühungen um einen Frieden beim Gipfel in Camp
David. Die Ermordung Rabins und die Abwahl Peres, der Symbolfiguren
des Friedensprozesses wurde von Chamas ausdrücklich gefeiert.
Das Scheitern
des Nahost-Gipfels an der Jerusalem-Frage und die unsichere
politische Zukunft des kompromisswilligen Barak haben Chamas viel
von ihrer einstigen Stärke zurückgegeben. Hass und Gewalt stehen
wieder hoch im Kurs. "Ich glaube, wir sind jetzt stärker, und Arafat
ist müde", sagte Sahar am Dienstag in Gaza. "Wir werden unser Land
befreien. Das ist ein wirklicher Krieg", kündigte der Hamas-Sprecher
an. Die Solidarität vieler Palästinenser scheint den
Radikal-Islamisten dabei sicher: Der aufgestaute Ärger über Armut,
schlechte Lebensbedingungen und den stockenden Friedensprozess
scheint zunehmend schwieriger unter Kontrolle zu halten.
haArez
special:
Der Streit um den Tempelberg
haGalil onLine
05-10-2000
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