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TEL AVIV - Der Freitag bedeutet
in Israel für viele Menschen dasselbe wie für Europäer der Samstag. Er ist der
erste Tag des Wochenendes. Menschen, die im Büro arbeiten, haben zumeist frei.
Besorgungen werden erledigt, Ausflüge unternommen, oder Verwandte und Freunde
besucht.
Gerade in einem Land
wie Israel, in dem sich das Eisenbahnnetz nach wie vor im Aufbau
befindet, und Busfahrten häufig nur eine schlechte und zeitraubende
Alternativlösung darstellen - oder für Familien mit Kindern und
praktisch kaum möglich sind -, ermöglicht oft erst das Auto eine
schnelle und bequeme Beförderung von Menschen oder auch schweren
Einkaufstüten. Freitag ist damit aber auch Stau-Tag.
Die Abfahrten der
Autobahnen und die Stadtstraßen Tel Avivs und anderer Orte sind am
späten Morgen oft überlastet, und Wagenkolonnen schieben sich zu den
Ausflugszielen und Stränden in der Nähe der Stadt. Auf das Auto, das
hier so sehr zum Lebensstil zählt und, außer vielleicht für
Innenstadtbewohner, auch aus praktischen Gründen unverzichtbar ist,
möchte hier kaum jemand verzichten, trotz der hohen
Anschaffungskosten, die wegen der Einfuhrzölle oft das Doppelte des
europäischen Preises betragen.
Den vergangenen Freitag (22. September 2000) erklärte die Stadt Tel Aviv, wie
auch mehr als 800 Städte aus 24 Ländern, zu einem autofreien Tag. In einem
zentralen Bereich des Stadtzentrums war für einige Vormittagsstunden jeglicher
Autoverkehr verboten, nur Taxis, Busse und die Sheruth-Sammeltaxis durften
passieren. Polizisten und städtische Ordnungsbeamte kontrollierten die Zufahrten
zum gesperrten Bereich und ließen nur berechtigte Fahrzeuge passieren.
Trotz einer zeitigen Ankündigung der Sperrung in den Medien und durch
Straßenschilder versuchten offenbar zahlreiche Fahrer von Privatautos, in
den gesperrten Bereich zu gelangen. Andere, die ihr Auto vor Beginn der
Sperrung in der Sperrzone geparkt hatten, missachteten das Verbot und fuhren
dennoch. Womit sie wohl nicht gerechnet hatten: Auch mitten im gesperrten
Bereich, etwa auf der Rechov Ben-Yehuda, waren Straßensperren aufgestellt,
an denen die Polizei die Autofahrer zum Umkehren veranlasste.
Sogar den ausgenommenen Fahrzeugen wurde der Weg
entlang der Route des Radrennens versperrt, das als Teil des autofreien
Tages organisiert worden war. Weil sich vor den bereichsinternen Sperren die
Autos stauten, war das Straßenbild in Teilen des gesperrten Bezirkes von
wartenden, hupenden Autos überfüllt. In anderen Bereichen, vor allem auf den
Hauptstraßenzügen, war allein der Bus, Sheruth- und Taxiverkehr so stark,
dass von "Autofreiheit" wenig zu spüren war.
Nach einem Bericht der israelischen
Tageszeitung "HaAretz" vom heutigen Tage (24.09.2000) wichen aber viele, die das
Stadtzentrum erreichen wollten, nicht auf alternative Verkehrsmittel aus,
sondern hielten sich eher vom Stadtzentrum fern. Die Hauptleidtragenden der
Aktion seien demnach die Inhaber von Geschäften gewesen, die ansonsten den
freitäglichen Ansturm gewöhnt waren.
oli maor /
haGalil onLine 25-09-2000
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