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Erneut hat der Rabiner
Owadjah Josef mit einer These das Volk in Israel in zwei Hälften
gespalten. Während in seiner Synagoge tosender Applaus aufkam, als
er die jüdischen Holocaust-Opfer als für frühere Sünden Bestrafte
brandmarkte, gab es außerhalb des Kreises seiner Anhänger wütende
Proteste.
Das geistige Oberhaupt der
fundamentalistischen ShaS-Partei meinte, die von den Nazis getöteten
sechs Millionen seien Reinkarnationen von Sündern gewesen. Zum
Shabath-Ausgang erklärte er in einem parteieigenen sogenannten
"Heiligen Sender" (Aruz kodesch) die Nationalsozialisten seien zwar
böse gewesen und auch er bedauere die Opfer, diese seien jedoch
"nach ausschweifenden und sündigen Leben wiedergeboren worden, um zu
sühnen".
Nachdem diese Droshe bekannt
wurde überschwemmten empörte Bürger alle Radiosender des Landes mit
Protestfaxen. Auch von Politikern hagelte es scharfe Kritik am
ehemaligen sefardischen Oberrabbiner. Solche Aussagen seien eines
Rabbiners vom Range Josefs völlig unwürdig, erklärte
Ministerpräsident Ehud Barak vor dem Kabinett: "Seine Worte können
der Erinnerung der im Holocaust Getöteten Schaden zufügen, die
Gefühle ihrer Familien und der ganzen Nation verletzen".
Josi Lapid aus dem
Parteivorstand der säkularen Schinuj-Partei, selbst Überlebender der
Schoah, nannte den Rabbiner einen "alten Narren", der jenen einen
großen Dienst erwiesen habe, die den Ruf Adolf Hitlers
rehabilitieren wollten: "Auf der ganzen Welt wird es nun heißen, ein
führender israelischer Rabbiner bestätigt im Grunde, was Hitler
sagte: dass die Juden Sünder seien".
Solche Befürchtungen teilen
viele. "Klar ausgedrückt, hat Yosef Hitler als unschuldig
beschrieben und als "Botschafter Gottes, der das jüdische Volk
seiner verdienten Strafe zukommen lassen sollte", beklagte Jehoschua
Maschav. Yosef spreche die Nazis der Verantwortung für ihre Taten
frei, protestierte auch das Simon-Wiesenthal-Zentrum: "Wenn diese
Juden es verdient hätten, für ihre vergangenen Sünden zu sterben,
warum sollte man dann die Vollstrecker verantwortlich machen?" so
Ephraim Zurof, Direktor des Jerusalemer Büros.
Parlamentspräsident Avraham
Burg wies Yosefs Äußerungen scharf zurück, allerdings sei die
Ansicht nicht zum ersten Mal von ultraorthodoxen Juden vertreten
worden. Damit versuchten sie, den Holocaust zu erklären, da sie Gott
nicht dafür verantwortlich machen könnten.
In seiner Rede griff Yosef
auch Barak unverblümt an: Der Ministerpräsident habe "keinen
Verstand", da er sich um einen Friedensvertrag mit den
Palästinensern bemühe. Die Araber seien "Schlangen", die nur darauf
aus seien, Juden zu töten. "Barak läßt diese Schlangen an unsere
Seite", rief er. Auf diese Passagen reagierte Barak nicht. Dschebril
Radschub, Chef der palästinensischen Sicherheitskräfte im
Westjordanland, aber war empört. Ein religiöser Führer sollte die
Verständigung zwischen Juden, Moslems und Christen fördern und keine
rassistischen Äußerungen verbreiten, so Radschub im israelischen
Rundfunk.
[Foren zum Thema:
Strafe G'ttes -
Ovadia Josef]
haGalil onLine
06-08-2000
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