Die
gewaltbereite Schweizer Naziszene versucht
offenbar durch ihre permanente Präsenz in der
Öffentlichkeit eine «Normalität» zu schaffen.
Der Auftritt der braunen Brut am 1. August auf
dem Rütli zeigt deutlich, dass man dieses Ziel
mit aller Gewalt erreichen will.
Nazipöbel auf dem Rütli
Von Schlomoh Gysin
Geschätzte hundertfünfzig
Neonazis – so viele wie noch nie - nutzten die 1. August Feier auf der
traditionellen Rütliwiese um sich in ihr «rechtes Licht zu rücken». Bei
der Festansprache von Bundesrat Villiger, der sich auch zu Europa
äusserte und einen EU Beitritt der Schweiz rechtfertigte, machten die
Möchtegernpatrioten mit stupidem Johlen, Pfeifen und Buhen auf sich
aufmerksam. Schliesslich würde man die Hohlköpfe sonst ja nicht
wahrnehmen.
Prävention –
ein Fremdwort
Die Frechheit mit der diese
braunen Horden, nach den verbrecherischen Taten ihrer
Gesinnungsgenossen in Deutschland das Licht der Öffentlichkeit
bewusst suchen ist schon erstaunlich. Dass die Polizei angeblich auf
alle Eventualitäten vorbereitet gewesen sein soll, versuchte ein
Sprecher der Urner Polizei in der Öffentlichkeit zu vermitteln. Der
Polizeisprecher zum Einsatzdispositiv: «Die Verstärkung wartete in
den Nachbarkantonen». Nur, das braune Pack hätte bei von ihnen
angezettelten und provozierten Gewalttätigkeiten kaum mit ihren
hinterhältigen Attacken auf Missliebige zugewartet, bis die
Polizeikräfte aus den Nachbarkantonen zusammengezogen worden wären.
Kein Aufschrei
der Empörung!
Aufhorchen lässt auch die
Aussage des Rütlibeiz-Wirtes Edi Truttmann, der sich gegenüber der
Tageszeitung «Blick» so äusserte: «Auch sie vertreten unser
Vaterland. Deshalb kommen sie jedes Jahr hierher». Das sich dank
dieser Geisteshaltung, die Neonaziszene weiterhin ungeniert unter
das «normale» Publikum mischen kann, ohne das ihnen ein lauter
Aufschrei der Empörung entgegenbrandet stimmt nachdenklich und macht
Angst. Es darf nicht sein, dass diese Bilder künftig zur
«Normalität» in der Schweiz gehören.
Braucht es
zuerst Tote?
Nicht nachvollziehbar ist aber
auch, dass sich anscheinend niemand darüber Gedanken macht, dass im
Zeitalter der Kommunikation, die Bilder einer offiziellen Feier samt
Anwesenheit eines Bundesrates, beschmutzt durch diesen unwürdigen
Auftritt, in Windeseile weltweit die Runde machen. Dass Bundesrat
Villiger nach seiner von den Nazis gestörten Reden erklärte, er
wisse nicht ob es wirklich Neonazis waren, löst nur noch
Kopfschütteln aus.
Wegschauen ist
falsche Reaktion
War man sich bewusst, dass man
die friedlichen Besucher dieser Feier, darunter viele Kinder und
ältere Menschen einer potentiellen Gefahr ausgesetzt hat? Braucht es
zuerst einen von Springerstiefeln zu Tode getretener Mensch, bis man
diesen potentiellen Naziverbrechern unmissverständlich zu verstehen
gibt, dass sie in unserer Gesellschaft nichts verloren haben?
Wegschauen, wie auf dem Rütli ist sicherlich die falsche Reaktion.
Im Gegenteil wir müssen genau und mit Selbstbewusstsein hinsehen. Es
kann doch nicht sein, dass ein paar hundert Unverbesserliche die
Werte der Demokratie mit ihren Springerstiefeln in den Dreck
stampfen.
PS:
Das Rütli und die EU-Fahne
In der Nacht auf den 1. August
haben Aktivisten einer Gruppe die sich F.A.R.C.E. (Fraction Armé
Révolutionaire Clandestine Etc.) auf dem Rütli die Schweizer Fahne
entwendet und durch eine Europafahne ersetzt. Man hinterliess die
Mitteilung die besagte, dass es sich hier um «freies Territorium der
EU handelt». Die Gruppe ist schon im letzten Jahr aufgefallen, als
sie den SVP-Politiker und Multimillionär Christoph Blocher bei einer
Rede mit Yoghurt und Wasser bespritzt haben.
(SG)
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