»Blood & Honour« in
Halle:
Sympathisanten und Geld
für Neonazis durch Musik.
Eine zunehmende Rolle im
Bereich des Rechtsextremismus spielt die Musik. Eine Reihe von
neofaschistischen Organisationen wie »Blood & Honour« haben sich
auf den Vertrieb von Tonträgern und die Organisierung von
Konzerten spezialisiert.
In Verfassungsschutzkreisen
wird damit gerechnet, daß in der Bundesrepublik derzeit
mindestens 100 neofaschistische Bands existieren. Die Musik
dient als Transportmittel für die rassistische und faschistische
Ideologie und als Rekrutierungsfeld für junge Sympathisanten.
Der Verkaufserfolg beschränkt sich längst nicht mehr auf »Nazi-
Skin-Musik«. Auch in den Bereichen Black Metal und Dark Wave hat
sich Musik mit faschistischen Texten etabliert. Die Musikszene
dient allerdings nicht nur als Rekrutierungsfeld, sondern auch
zur Finanzierung ihrer Aktivitäten. Herstellung und Verkauf von
Tonträgern und Zubehör ist zu einem Millionengeschäft geworden.
In Sachsen-Anhalt kommt der
Verfassungsschutz zu dem Schluß, daß die »Blood &
Honour«-Sektion in ihrem Bundesland »mit circa 40 Mitgliedern zu
den wichtigeren >B&H<-Sektionen in Deutschland« gehört. 1999
fand in Sachsen-Anhalt, in Garitz, mit 2 000 Besuchern eines der
größten Nazikonzerte der letzten Jahre statt. Einer der
treibenden Kräfte in Sachsen-Anhalt ist Sven Liebich. Er trug
mit dazu bei, daß es zu einer Neueröffnung des Neonaziladens
»The Last Resort« in Halle kam. Mittlerweile hat sich der Laden
zur Schnittstelle für die rechtsextreme Szene von Halle und
Umgebung entwickelt.
Offizielle Betreiberin des
Ladens ist Sandra Liebich, die Schwester von Sven Liebich.
Antifaschisten aus Halle gehen davon aus, daß er sich aktiv am
Aufbau des Ladens beteiligt. In Leipzig betreibt er zusammen mit
anderen »Kameraden« zudem den Laden »Midgard«. Bei den
Ermittlungsbehörden ist Sven Liebich kein unbeschriebenes Blatt:
Bis 1999 war er Betreiber des »Ultima Tonträger Vertriebes«. Am
3. November 1998 waren »Ultima TV«, sowie sechs andere Objekte
in Halle, im Saalkreis, in Leipzig und in Bamberg Ziel einer
polizeilichen Razzia, bei der 2 700 CDs, 100 Videos,
Hakenkreuzfahnen und eine Siebdruckmaschine beschlagnahmt
wurden. In Kürze steht der Prozeß gegen die Organisatoren des
Naziversandes an.
Nach Informationen von
Antifaschistinnen und Antifaschisten aus Halle wird auch die
rechtsextreme Zeitung Nationaler Beobachter über den Laden in
Halle vertrieben. Die Zeitschrift hatte über im Internet
verbreitete Gewaltaufrufe gegen Linke für Aufsehen gesorgt und
ist nach Selbstdefinition das Sprachorgan des »Nationalen
Widerstandes Halle«. Langsam beginnt sich der Widerstand gegen
diesen Vernetzungspunkt der Neonaziszene zu organisieren.
Ralf Fischer
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