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IN UNGARN BEGINNT DIE
WELTKONFERENZ DER KEREN HAYESSOD UND HEISST DAS UNGARISCHE JUDENTUM BEI DESSEN
RÜCKKEHR IN DIE FAMILIE DER
KEREN HAYESSOD WILLKOMMEN
Die diesjährige Jahresweltkonferenz der
Keren Hayessod begann in Budapest und wurde in Israel fortgesetzt. Die jüdische
Gemeinde von Budapest war die erste, die sich bei Operationen der Keren Hayessod
engagierte – schon damals, im Jahre 1922. Danach herrschte lange Zeit
Funkstille, und nun kehrt die jüdische Gemeinde Ungarns nach einer Ruhepause von
rund 70 Jahren wieder in die weltweite Familie der Keren Hayessod zurück. Die
neueste Kampagne der Keren Hayessod wird unter der Leitung von Herrn Gustav
Zoltai, dem Generaldirektor des Vorstandes der jüdischen Gemeinde in Budapest,
durchgeführt werden.
Inzwischen wurde die jüdische Gemeinde in
Ungarn zur drittgrößten in Europa (90,000)– nach Frankreich und Großbritannien.
Seit Hunderten von Jahren leben Juden in Ungarn, und gegen Ende des 18.
Jahrhunderts zählten sie insgesamt 200.000 Seelen. Bald darauf setzte die
Emanzipation der Juden ein, und sie begannen, im wirtschaftlichen und
kulturellen Leben in Ungarn eine aktive Rolle zu spielen. Mit der Auflösung des
Kaiserreiches Österreich-Ungarn jedoch fand sich das ungarische Judentum,
einschließlich zahlreicher orthodoxer und chassidischer Gemeinden, innerhalb der
Grenzen der Tschechoslowakei, von Rumänien und Jugoslawien wieder. Im Jahre 1919
brach die ungarische Sowjetrepublik zusammen, und es begann eine Periode des
"weißen Terrors", in deren Verlauf 3.000 Juden ermordet wurden. Ende der 30er
Jahre des 20. Jahrhunderts trat die erste Reihe antisemitischer Gesetze in
Kraft, welche die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Aktivitäten der
jüdischen Bevölkerung einschränkten. Im Holocaust kamen mehr als 600.000
ungarische Juden ums Leben.
Nach dem Krieg wurden etwa 2.000 jüdische
Gemeinden wiederhergestellt, von denen die meisten jedoch durch Auswanderung
oder durch die Abwanderung in die Hauptstadt schrumpften. 1946 führten
anti-jüdische Gefühle zu Pogromen, und die die kommunistische Herrschaft hatte
die Schließung zahlreicher jüdischer Einrichtungen und die Verhaftung jüdischer
Aktivisten zur Folge. Während der ungarischen Revolution im Jahre 1956
entschlossen sich mehr als 20.000 Juden, Ungarn zu verlassen. Die Situation
verbesserte sich erst gegen Ende der 50er Jahre, als es der jüdischen Gemeinde
gestattet wurde, ihre Verbindungen zur jüdischen Welt zu erneuern. Mit dem
Zusammenbruch des Kommunismus schließlich wurden alle Einschränkungen für
Kontakte mit Israel aufgehoben.
Neunzig Prozent der Juden in Ungarn leben
in Budapest, während der Rest in den kleineren Gemeinden von Debrecin, Mislosc,
Szeged und anderswo zu Hause ist. Etwa die Hälfte der jüdischen Bevölkerung ist
über 65 Jahre alt, und die meisten dieser älteren Gemeindemitglieder sind
Überlebende des Holocaust. In Budapest gibt es ungefähr 20 Synagogen und
Betstuben sowie vier jüdische Schulen mit mehr als 1.000 Schülern.
Zu den Formen des Antisemitismus, der bis
heute in Ungarn überlebt hat, gehört auch der Vandalismus in Synagogen und auf
Friedhöfen, einschließlich eingeschlagener Fenster, zerstörter Grabsteine und
aufgemalter Hakenkreuze. Die Regierung hat sich bemüht, diese anti-jüdischen
Aktionen zu unterbinden; in der Zwischenzeit reagierte die jüdische Gemeinde
ebenfalls. Im Oktober 1999 legte sie dem Ministerpräsidenten einen
Gesetzesentwurf vor, der sich auf die Verleugnung des Holocaust bezieht, und für
den das Justizministerium zur Zeit eine Entscheidung vorbereitet.
Die Mitglieder der Keren Hayessod, die
sich uns auf der Weltkonferenz in Budapest anschlossen, besuchten zahlreiche
bedeutende Stätten, darunter die Dohany-Synagoge aus dem 14. Jahrhundert (die
größte in Budapest, und die zweitgrößte der Welt), eine Gedenkstätte für die
jüdischen Opfer des Holocaust, und das ungarische Parlament. Zudem nahmen sie an
einem Galadiner teil, das die ungarische Gemeinde bei ihrer Rückkehr in die
Familie der Keren Hayessod willkommen hieß.
haGalil onLine
18-08-2000
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