In den letzten zwei Monaten
haben sich weitere zwei Dutzend Berliner Unternehmen der
bundesweiten Stiftungsinitiative zur Entschädigung von
NS-Zwangsarbeitern angeschlossen. Unterdessen ringen die Kirchen
noch mit ihrer Vergangenheit.
Neben Unternehmen wie Schindler, Orenstein und Koppel, Gillette und die Gasag,
schloßen sich beispielsweise auch die Krankenhäuser Buch und Moabit an. Damit
sind es in Berlin insgesamt 122 Unternehmen, die sich an dem Fonds beteiligen.
Die evangelische Kirche hat laut Landeskirchenarchivar Wolfgang Krogel kaum
Unterlagen aus der NS-Zeit. Seit dieser Woche erforscht eine Projektgruppe, die
von ABM-Beschäftigten unterstützt wird, den Einsatz von Zwangsarbeitern
innerhalb der Kirche.
Erst vor wenigen Tagen wurde die Existenz eines Lagers auf dem Friedhof der
Neuköllner Jerusalems- und Neuen Kirchengemeinde bekannt. Auch wenn nur wenige
Papiere erhalten sind, ist doch eindeutig nachzuvollziehen, dass der damalige
Finanzbevollmächtigte der Gemeinde Ende August auch noch vier Monate nach
Kriegsende den Einsatz von Zwangsarbeitern positiv beurteilte. Das Lager habe
trotz wachsender Schwierigkeiten seinen Zweck erfüllt.
Wenige Monate zuvor, am 19. März 1945, sollten fünf der Zwangsarbeiter in eine
"Sammelstelle" verlegt werden. Dem Bericht des Lagerführers zufolge seien die
Männer "aufgrund ihres körperlichen Zustandes für die zu verrichtenden Arbeiten,
auch für leichtere, nicht mehr verwendbar".
Auch die katholische Kirche in Berlin ist noch mit der Erforschung ihrer
Vergangenheit beschäftigt. Es gebe bislang eine Liste, in der drei
Kirchengemeinden erwähnt seien, die möglicherweise Zwangsarbeiter beschäftigt
haben, sagte der Sprecher des Erzbistums Berlin, Andreas Herzig. Dabei handele
es sich um die Gemeinden St. Matthias, St. Hedwig und St. Michael. Trotzdem
stelle sich für die katholische Kirche derzeit nicht die Frage, in die
Stiftungsinitiative einzuzahlen. Zunächst sei das Erzbistum Berlin darum bemüht,
die Liste zu bestätigen. Da aber das eigene Archiv zerstört wurde, werden die
Nachforschungen wohl noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Erste Ergebnisse
werden nicht vor Herbst erwartet.
haGalil onLine
26-07-2000
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