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Bei Josi
Beilins gestrigem Rundgang durch arabische Viertel der Hauptstadt,
unter Begleitung von Carmi Gilon, des früher Chef des Shin-Beth
(Sicherheitsdienst, Sheruthej haBitahon), sowie von Arieh Amit,
früher Kommandant der Polizei Israels für den Bezirk Jerusalem,
schlossen sich beide Beilins Meinung an, dass die nördlich von
Jerusalem gelegenen arabischen Wohnviertel von Israel faktisch
überhaupt nicht beherrscht werden.
Die ganze
Aufregung über die Souveränität dieser Gebiete sei eher deplaziert,
sagte Gilon. "Die Aufrechterhaltung der israelischen Herrschaft über
diese Viertel hat keine sicherheitspolitische Bedeutung". Amit fügte
hinzu: "Wir beherrschen Ostjerusalem sowieso nicht". Selbst der
prominente, bisher als sehr konservativ bekannte Jerusalemer Sänger
und Schauspieler Jehoram Gaon, mamash Irushalmi irushalmi, sprach
sich gestern für deutliche Verzichte in Jerusalem aus.
Überhaupt, "der
wirkliche Überlebenskampf Israels und Palästinas dreht sich um die
Wirtschaft, nicht um ein paar arabische Wohnviertel", so Chaim Assa
in M'ariw. Ähnlich äußerte sich auch Ephraim Sidon in haArez: "Über
die Altstadt kann man mit den Palästinensern streiten, doch nicht
über Schu’afat und Isauijeh (zwei durchgehend arabische Vororte
Jerusalems)".
Der
Staatswissenschaftler an der TA-Universität und Redigent der Serie
"Tapuach" (Kultur, Politik und Gesellschaft - im Buchverlag der
Jedioth achronoth) warnte: "Selbst wenn ein
israelisch-palästinensisches Jerusalem-Abkommen einmal
zustandekommt, wird es keinen Frieden im Sinne eines idyllischen
Zusammenlebens zwischen Wolf und Lamm bringen. Wenn aber kein
solches Abkommen zustandekommt, wird Israel doppelt leiden - einmal
unter dem Wiederaufflackern des Krieges mit den Palästinensern und
dem Blutvergießen, welches dieser mit sich bringt, zum anderen unter
der tiefen Kluft im Volk, die zu einem grausamen, schmerzlichen
Bruderkrieg führen kann".
Der jüdische Bevölkerungsanteil in
Jerusalem sinkt. In der Stadt leben heute über 200.000 Palästinenser. Nach
jahrzehntelanger Diskriminierung und vielfältigen Versuchen sie zum Wegzug
zu bewegen, sind die wenigsten bereit Staatsbürger Israels zu werden. Die
Gründung eines palästinensischen Staates ohne den arabischen Ostteil der
Stadt würde die Verbindung zwischen den arabischen Einwohnern Jerusalems und
ihren Angehörigen in der Westbank erschweren und ständige Quelle von
Bitterkeit sein.
Es fehlt nicht an guten Vorschlägen,
sondern an verantwortlich Handelnden, die endlich die Realitäten erkennen
und mit der notwendigen Aufgeschlossenheit und Kompromissbereitschaft
umsetzen.
Eine Teilung der Souveränität
über die historischen Viertel der Altstadt ist nicht nur
unumgänglich, sie bietet auch Chancen und Verpflichtungen zum
verantwortlichen Handeln. Jede Seite wird schon aus Eigennutz den
freien Zugang aller Religionen zu ihren heiligen Stätten nicht nur
einräumen, sondern geradezu fördern. Die Abgabe der Kontrolle der
arabischen Viertel an die Palästinenser und die palästinensische
Akzeptanz zur israelischen Kontrolle über die jüdischen Stadtviertel
und Siedlungen in Ost-Jerusalem wird nur eine Anerkennung eigentlich
sowieso bestehender Realitäten sein.
dg / haGalil
onLine 27-07-2000
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