Pietätsakt zum Gedenken
an die Opfer von Lidice
Als ein Symbol dessen, wie es die gesamte tschechische Nation hatte
treffen konnen, bezeichnete der tschechische Regierungschef Milos Zeman
die Zerstörung von Lidice vor 58 Jahren. Bei dem am Samstag in Lidice
veranstalteten Pietatsakt verwies er darauf, dass die aus der
faschistischen Ideologie heraufbeschworene Gefahr noch langst nicht
gebannt sei.
"Auch heute hören wir, diesmal südlich unsere Grenze, wiederholt Sätze darüber,
dass die SS-Leute nette und ehrenwerte Bürger waren. Wir hören immer wieder,
dass die von Hitler errichteten Konzentrationslager in Wirklichkeit nur Arbeits-
und Umerziehungslager waren," sagte Zeman in offensichtlicher Anspielung auf
Äusserungen führender Funktionäre der österreichischen Regierungspartei FPÖ.
Der mittelböhmische Ort Lidice wurde am 10. Juni 1942 von den Nazis dem Erdboden
gleichgemacht. Als Vorwand diente die angebliche Zusammenarbeit der hiesigen
Einwohner mit den Fallschirmspringern, die zuvor das Attentat auf den
Reichsprotektor von Böhmen und Mähren, Reinhard Heydrich, verübt hatten. Bei der
Ausrottungsaktion wurden 102 Häuser niedergebrannt und 173 Männer vor Ort
erschossen. Bis auf elf wurden alle Frauen in Konzentrationslager deportiert,
wahrend die 82 Kinder des Ortes den grausamen Tod in der Gaskammer fanden.
Den 82 Kindern zu Ehren sollte anlässlich des Pietatsaktes ein an ihre Tragodie
erinnerndes Denkmal eingeweiht werden, was jedoch noch immer auf seine
endgültige Fertigstellung wartet. Daher entschuldigte sich Kulturminister Pavel
Dostal vor den Anwesenden auch für den gegenwartigen Stand des Denkmals und
bezeichnete die Vorgehensweise der mit der Errichtung der Statue Beauftragten
als eine Schande.
Die imposante Bronzeplastik, die 82 verschiedene Kinderfiguren zeigt, war 1972
von Marie Uchytilova begonnen worden. Nach dem Tod der Bildhauerin 1989 führte
ihr Mann Jiri Hampl das Werk fort. Das Denkmal mit den ausdrucksstarken Statuen
habe nach der politischen Wende nur mit Hilfe von Sponsoren wie dem
deutsch-tschechischen Zukunftsfonds fertig gestellt werden können, sagte Hampl
der Tageszeitung Pravo.