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Die
Militärzeitschrift "BaMahaneh" (Tidhar Wald und Kobi Ofeck) bringt in
ihrer neusten Ausgabe unter dem Titel "Ein wenig Botschafter, ein
wenig Travelagent, ein wenig Verkäufer" Gespräche mit den
ausländischen Militärtattachés in Israel:
Sie hatten gehofft,
sich in Israel zu amüsieren, hingegen haben sie hier von morgens bis
abends alle Hände voll zu tun. Sie schätzen die IDF sehr, beklagen sich
jedoch darüber, wie schwer es ist, auch nur grundlegendste Informationen
zu erhalten. Sie lieben das Land und seine Menschen, jedoch nicht die
rauhen Umgangsformen, und sie sind über die Fahrkultur der Israelis
schockiert. Vier ausländische Militärattachés erzählen von ihrer Arbeit
und geben ihrer persönlichen Meinung Ausdruck.
BaMahaneh im
Gespräch mit Oberst Lutz Prüße
Oberst Lutz
Prüße, der deutsche Militärattaché in Israel, erinnert ein wenig an
unseren Eser Weizmann: Offizier und Gentleman, ehemaliger Kampfpilot,
blaue Augen und ein beeindruckender Schnurrbart. "Das erste, was ich
getan habe, nachdem ich das Angebot erhalten hatte, in Israel zu dienen,
war, meine Frau anzurufen und ihr Einverständnis zu erhalten", erzählt
er.
In Kürze beendet
Oberste Prüße das dritte und letzte Jahr seiner Amtszeit in Israel, die,
wie er sagt, faszinierend jedoch auch von schwerer Arbeit geprägt war.
Aber "bisher habe ich das sehr gut durchgehalten", sagt er. Trotz
anfänglicher Befürchtungen bezüglich einer feindlichen oder
distanzierten Haltung seitens der Israelis, kann sich Prüße an keine
schlechte Erfahrung während seines Aufenthalts hier erinnern. Als ein
besonders positives Erlebnis wertet er den Erfolg des
Zusammenarbeitsprogramms zwischen deutschen Kadetten und der
Givati-Einheit, ein Programm, das nicht nur in den Armeen Deutschlands
und Israels, sondern auch in den Weltmedien ein äußert positives Echo
gefunden hat.
Das
Bild, das man sich von der Arbeit
ausländischer Militärattchés macht,
ist das von Partys und Cocktails.
"Auch ich hatte mir
ein aktives gesellschaftliches Leben, Cocktailpartys, Abendessen und
Golf vorgestellt. Das gesellschaftliche Leben ist tatsächlich ein
wichtiger Teil der Arbeit, aber das spielt sich an den Abenden ab. Ich
wollte schon immer Golf lernen, und ich hatte gedacht, dass ich dies
hier tun könnte, ich hatte jedoch nie Zeit dazu. Es gibt Länder, in
denen das möglich wäre, aber hier nicht. Die Beziehungen zwischen
unseren Ländern sind aus jeder Sicht sehr eng, und deshalb bin ich, wie
auch die ganze Botschaft, sehr beschäftigt."
Die Vergangenheit
von Oberst Prüße beinhaltet 3.000 Flugstunden, ein Amt im deutschen
Luftwaffenstab, in der NATO und im deutschen Verteidigungsministerium.
Darüberhinaus führte er ein halbes Jahr lang das Kommando über Einsätze
der deutschen Luftwaffe in Bosnien und Herzegowina, und in seinem
letzten Amt fungierte er als Kommandant der Luftwaffe in Nordeutschland.
War
es nicht schwierig, all das zurückzulassen
und nach Israel zu kommen?
"Für einen
deutschen Soldaten ist das gar nichts. Das war eben wieder mal ein
Umzug. Deutsche Kommandanten ziehen alle zwei, drei Jahre um, mit der
ganzen Familie. Es ist nicht wie in Israel, wo die Entfernungen zwischen
den einzelnen Orten nicht groß sind, Meine Kinder sind erwachsen, und
meine Frau hat sich sehr gefreut, hierher zu kommen. Zu Hause hatte sie
ein kleines Geschäft, das man auch für drei Jahre verlassen und dann,
wenn wir zurückkommen, am selben Punkt wieder aufnehmen kann."
Welchen Eindruck haben Sie
von der IDF erhalten?
"Ich wußte schon
vorher , über welche Fähigkeiten die IDF verfügt, ich konnte mir jedoch
nicht vorstellen, wie stark die Armee in der israelischen Gesellschaft
assimiliert ist. In Deutschland ist das ganz anders. Dort nimmt ein
Offizier fast die unterste Stufe der Gesellschaftsordnung ein. Hier
erfreuen sich die Offiziere eines sehr hohen Status. Deshalb war es für
mich ein gutes Gefühl, hier zu sein. Hier ist es einfach, in Uniform auf
der Straße herumzulaufen, ohne beschimpft zu werden (obwohl man wegen
meiner blauen Uniform glaubt, ich sei ein Polizist und mich öfters nach
dem Weg fragt). Nachdem die deutsche Armee an Einsätzen in Kosovo und
Bosnien teilgenommen hat, hat sich das öffentliche Ansehen der Offiziere
in Deutschland ein wenig verbessert. Jetzt sieht man öfters Uniformen
auf den Straßen. Früher haben Soldaten, wenn sie nicht im Dienst waren,
keine Uniform getragen. Trotz dieser Besserung stehen wir jedoch noch
immer auf der unteren Hälfte der Gesellschaftsordnung in Deutschland."
Das
Amt des Vertreters der
deutschen Armee in Israel ist
doch sicherlich besonders empfindlich.
"Hier handelt es
sich tatsächlich um eine schwierige und sensible Aufgabe, und ich bin
mir meiner Verantwortung als deutscher Vertreter in einem jüdischen
Staat durchaus bewußt, obwohl ich keine besondere Ausbildung dafür
erhalten habe. Zu meiner großen Freude kann ich als persönliches
Beispiel für eineneue Art von Deutschen dienen: ich bin 51 Jahre alt,
sodass ich persönlich in keinster Form am 2. Weltkrieg teilgenommen
habe. Gleichzeitig kann jedoch die Tatsache, dass ich Deutscher bin, und
dass das, was passiert ist, auf meinem Gewissen lastet, nicht ignoriert
werden. Ich habe eine persönliche Verantwortung, aber ich habe auf
keinen Fall ein Gewissen, das gesäubert werden muss. Wenn sich jemand
mit diesem Thema an mich wendet - und überraschenderweise ist das sehr
selten geschenen - erkläre ich, dass das heutige Deutschland anders ist,
dass es ein sehr demokratischer Staat ist. Ich glaube nicht, dass sich
so etwas wie das Dritte Reich wiederholen kann, und daran glaube ich
sehr stark. Dies ist nicht in unserer Tradition verwurzelt."
Oberst Prüße ist
tief von der Schönheit Israels und von seinen Menschen beeindruckt.
Sogar unsere Sprache hat er in neun Monaten gelernt. "Ich mag die
herzliche Art der Israelis sehr gerne", sagt er. "aber manchmal frage
ich mich, warum sie so unhöflich sind. Sie stellen sich zum Beispiel
sehr ungerne an, immer drängeln sie sich vor. Der durchschnittliche
Israeli ist jedoch freundlich, offen und interessant."
Liebend gerne würde
er auf die Aggresivität der israelischen Autofahrer verzichten, wie auch
auf das mangelnde Umweltbewußtsein in Israel. "In Deutschland", erklärt
er, "sortieren die Bürger den Abfall in neun verschiedene Kategorien,
und für jede Kategorie gibt es einen eigenen Behälter, zum recyceln. Wir
sind einfach nicht in der Lage, alles in den selben Mülleimer zu werfen.
Hier tun wir das und haben das Gefühl, etwas Verbotenes zu tun. Die
Vernachlässigung der Umwelt in Israel ist meiner Meinung nach eine sehr
gefährliche Sache. Ich sehe, wie die Israelis die Parkanlagen nach einem
Picknick oder einem Barbecue hinterlassen, und das ist furchtbar. Dieses
Land ist sehr klein, und die Bevölkerung wächst schnell. Umweltschutz
ist deshalb wichtig. Auch die Wasserverschwendung ist schrecklich. Jeder
wäscht sein Auto mit dem Schlauch, während sich der Pegel des Sees
Genezareth der roten Linie nähert. Das sind Themen, die die israelische
Öffentlichkeit unbedingt behandeln muss. Ich bin nur ein Beobachter, und
das ist nicht mein persönliches Problem, aber sogar als Gast mache ich
mir darüber Sorgen. Ich möchte eine Wanderung durch den Carmel machen
und dabei nicht über Berge von Palstikflaschen stolpern müssen."
Foto Galerie: Po vesham beErez Israel
haGalil onLine
14-05-2000
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