antisemitismus.net / klick-nach-rechts.de / nahost-politik.de / zionismus.info

haGalil onLine - http://www.hagalil.com
     

  

Spenden Sie mit PayPal - schnell, kostenlos und sicher!

hagalil.com

Search haGalil

Veranstaltungskalender

Newsletter abonnieren
e-Postkarten
Bücher / Morascha
Musik

Koscher leben...
Tourismus

Aktiv gegen Nazi-Propaganda!
Jüdische Weisheit
 

Ein bundesdeutscher Ehrenmann:
SS-Obersturmbannführer

Zwei Tübinger Historiker durchleuchten 
die Biographie eines schwäbischen Fabrikanten 


Aktivieren Sie die JAVA-Faehigkeit Ihres Browsers!

Aktivieren Sie die JAVA-Faehigkeit Ihres Browsers!

Aktivieren Sie die JAVA-Faehigkeit Ihres Browsers!

(idw). Geld aus Unternehmertaschen diente auch schon in den Gründungsjahren der Bundesrepublik der "politischen Landschaftspflege". Zu diesem Ergebnis kommen zwei Historiker der Universität Tübingen mit ihren Forschungen zur Biographie des Papierwarenfabrikanten Frietz Kiehn aus Trossingen.

Dr. Cornelia Rauh-Kühne von der Abteilung für Neuere Geschichte des Historischen Seminars und Dr. Hartmut Berghoff von der Abteilung für Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Wirtschaftswissenschaftlichen Seminars haben aufgrund von Recherchen in 20 Archiven und der Befragung von Zeitzeugen den Lebensweg des nationalsozialistischen Funktionärs und mittelständischen Unternehmers Fritz Kiehn (1885-1980) rekonstruiert. Sie haben diese bewegte politische Biographie, die viele exemplarische Züge der deutschen Wirtschafts- und Sozialgeschichte im 20. Jahrhundert trägt, nun in einem Buch zusammengefasst.

Danach wurde Kiehn noch vor 1933 zu einem der wichtigsten Geldgeber und Aktivisten der württembergischen NSDAP. Er war Gründer der Trossinger Efka-Werke, ein wichtiger Hersteller von Zigarettenpapier. Nach der "Machtergreifung" zahlte sich das frühe Engagement für die "Hitler-Bewegung" in Form zahlreicher neuer Posten für den bewährten "alten Kämpfer" aus. 

Kiehn - von 1932 bis 1945 für die NSDAP im Reichstag - wurde unter anderem Präsident der Industrie- und Handelskammer Stuttgart und Leiter der "Wirtschaftskammer für Württemberg-Hohenzollern". 1938 gelangte er in den aus zahlungskräftigen Industriellen bestehenden "Freundeskreis Reichsführer SS". Diese privilegierte Stellung garantierte Kiehn, dass er im Wettlauf um die "Arisierung" jüdischen Eigentums nicht 'zu kurz' kam: Zu Preisen, die weit unter dem tatsächlichen Wert lagen, konnte er mehrere Unternehmen aus jüdischem Besitz aufkaufen.

Doch überdauerte Kiehns auf Raub und Korruption gegründetes neues Imperium das Ende des NS-Regimes nicht. Nach fast vierjähriger Internierungshaft - der längsten, die im Land Württemberg verbüßt wurde, durfte sich der Fabrikant glücklich schätzen, dass der Entnazifizierungselan der frühen Nachkriegszeit mittlerweile einem prinzipienlosen Pragmatismus gewichen war. Die Spruchkammer erklärte den prominenten NS-Funktionär zum "Minderbelasteten", beließ ihm - weil es Arbeitsplätze und Steuerkraft zu erhalten galt - sein Trossinger Unternehmen, sah von einem Berufsverbot ab und verhängte lediglich eine Geldstrafe.

Schon 1949, kaum aus der Haft entlassen, hatte der wendige Unternehmer wieder wichtige politische Kontakte geknüpft, diesmal zu den Spitzen der demokratischen Parteien CDU und FDP. Diese Beziehungen nutzten nicht nur seiner politischen Rehabilitierung, sondern auch seinem Start ins Wirtschaftswunder. Ausgerechnet der ehemalige SS-Obersturmbannführer und "Nutznießer" des NS-Unrechts erhielt noch vor dem Abschluss seiner Entnazifizierung vom Bundesland Württemberg-Hohenzollern einen millionenschweren Kredit, mit dem er seine unternehmerischen Expansionspläne fortsetzen konnte, die er wenige Jahre zuvor noch mit Rückendeckung Himmlers betrieben hatte. Die Folge war einer der ersten Subventionsskandale der jungen Bundesrepublik.

Trotz einiger Gerichtsverfahren, die sich mit Kiehns Verhalten vor und nach 1945 befassten, konnte der Unternehmer seinen Rückweg in die "Ehrbarkeit" relativ geradlinig fortsetzen. Er liebäugelte nicht noch einmal mit rechtsradikalen Organisationen, sondern tauchte wie so viele ehemalige Nationalsozialisten gleichsam in den Wohlstand ab, so das Fazit der Tübinger Wissenschaftler.

Kiehn wurde nach seiner Entnazifizierung Gründungsmitglied des Lions Klubs in Tuttlingen und Mitglied des "Freundeskreises der Universität Innsbruck", schließlich auch Ehrensenator dieser Universität. In der Kleinstadt Trossingen profilierte er sich als respektierter Arbeitgeber, wichtiger Steuerzahler und großzügiger Mäzen. So gab die Stadt Trossingen Fritz Kiehn 1955 stillschweigend seinen 1935 verliehenen Ehrenbürgertitel zurück, benannte einen Platz und eine öffentliche Turnhalle nach ihm. Trotz des Wissens um seine Rolle im 'Dritten Reich' wurde Kiehns Vergangenheit in seiner Wahlheimat zum Tabu. 1980 starb der Unternehmer als angesehener Einwohner Trossingens. Die Stadt steht bis heute zu ihrem "braunen Ehrenbürger".

Die Ergebnisse der historischen Studien sind nachzulesen in:  Hartmut Berghoff und Cornelia Rauh-Kühne: Fritz K. - Ein deutsches Leben im 20. Jahrhundert. Stuttgart und München (Deutsche Verlags-Anstalt) 2000, 49,80 DM. 

Pressemitteilung der Eberhard-Karls-Universität Tübingen
Michael Seifert

haGalil onLine 01-03-2000

Wenn Sie Ihre Meinung äußern möchten:
Bitte melden Sie sich im Neuen Forum zu Wort!
[Eichmann u.a.]

JTC - Jewish Culture Tours

[Suchmaschine haGalil onLine] - [What's New]

 

Werben in haGalil?
Ihre Anzeige hier!

Advertize in haGalil?
Your Ad here!

 

haGalil.com ist kostenlos! Trotzdem: haGalil kostet Geld!

Die bei haGalil onLine und den angeschlossenen Domains veröffentlichten Texte spiegeln Meinungen und Kenntnisstand der jeweiligen Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber bzw. der Gesamtredaktion wieder.
haGalil onLine

[Impressum]
Kontakt: hagalil@hagalil.com
haGalil - Postfach 900504 - D-81505 München

1995-2006 © haGalil onLine® bzw. den angeg. Rechteinhabern
Munich - Tel Aviv - All Rights Reserved