antisemitismus.net / klick-nach-rechts.de / nahost-politik.de / zionismus.info

haGalil onLine - http://www.hagalil.com
     

  

Spenden Sie mit PayPal - schnell, kostenlos und sicher!

hagalil.com

Search haGalil

Veranstaltungskalender

Newsletter abonnieren
e-Postkarten
Bücher / Morascha
Musik

Koscher leben...
Tourismus

Aktiv gegen Nazi-Propaganda!
Jüdische Weisheit
 
ISRAEL NACHRICHTEN

Israel sagt Spiegel Unterstützung zu:
Der richtige Mann für eine schwierige Aufgabe

Berlin (dpa) – Der israelische Botschafter in Deutschland, David Walzer, hat dem neuen Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, Unterstützung bei seiner Arbeit zugesagt. „Wir werden im kulturellen und religiösen Bereich, wie schon mit seinem Vorgänger Ignatz Bubis, auch mit Paul Spiegel kooperieren“, sagte Walzer im Saarländischen Rundfunk. Man strebe danach, den guten Kontakt und die Beziehungen zwischen Israel und den jüdischen Gemeinden weiter zu vertiefen.

Spiegel habe eine schwierige Mission vor sich, aber er sei der richtige Mann für diese Aufgabe und er werde sie bewältigen, sagte Walzer. Die Bedeutung zeige sich schon darin, dass in Deutschland mittlerweile die drittgrößte jüdische Gemeinde in Europa existiere. Für die Zukunft wünschte sich Walzer, dass alle Juden der Welt in Israel lebten. Grundsätzlich solle aber jeder, „sei es Jude, Nichtjude, Christ oder Moslem“, wohnen können, wo er sich zu Hause fühle.


Aktivieren Sie die JAVA-Faehigkeit Ihres Browsers!

Aktivieren Sie die JAVA-Faehigkeit Ihres Browsers!

Aktivieren Sie die JAVA-Faehigkeit Ihres Browsers!

Paul Spiegel war am 09.01. zum Nachfolger von Ignatz Bubis gewählt worden. Seine Stellvertreter sind Charlotte Knobloch und Michel Friedman. Spiegel will die Arbeit im Zentralrat mehr auf das gesamte Präsidium verteilen. Danach soll Knobloch vor allem für Verwaltung und Personal, Organisation und Institutionen sowie die Jewish Claims Conference zuständig sein. Friedman werde sich besonders um internationale Belange kümmern, darunter vor allem die Beziehungen zu Israel, hieß es. Friedman löst Spiegel als Herausgeber der Jüdischen Allgemeinen Wochenzeitung ab. Er wurde außerdem in Brüssel zum Vizepräsidenten des European Jewish Congress gewählt.

Süddeutsche Zeitung

Präsident des Übergangs

VON MATTHIAS DROBINSKI

Der Favorit hat gewonnen, der harte Streit ist vorbei – vorerst. Der neue Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland heißt Paul Spiegel, Künstleragent aus Düsseldorf; sein Verbündeter Michel Friedman und seine geschlagene Gegenkandidatin Charlotte Knobloch sind die ungleichen Vizepräsidenten. Ein Übergangspräsident, hieß es im Vorfeld, mit zu kleinen Schritten für die Fußstapfen von Ignatz Bubis, von zu geringem Gewicht, um zu der moralischen Instanz zu werden, die der im August gestorbene Zentralratspräsident war.

Das Wort von der Übergangs-Präsidentschaft beschreibt auch ohne Polemik realistisch den Zustand der jüdischen Gemeinden. Spiegel gehört selber einer Übergangs-Generation an: zu jung, um Deportation und Konzentrationslager erlitten zu haben, aber alt genug, um Holocaust-Überlebender zu sein. Eine belgische katholische Bauernfamilie rettete nach dem Einmarsch der Deutschen den Flüchtlingsjungen; erst nach dem Krieg sah er seine Eltern wieder.

Schon Spiegels Nachfolger wird nach der Befreiung von Auschwitz geboren sein. Er wird ein Judentum repräsentieren, das mit dem vor zwanzig Jahren nichts mehr zu tun haben wird. Die Mehrheit der Mitglieder wird aus der ehemaligen Sowjetunion stammen, die Nachkommen der Holocaust-Überlebenden werden eine Minderheit sein. Das jüdische Leben wird vielfältiger, hier liberaler, dort strenger orthodox sein; vielleicht findet es in den gewachsenen Einheitsgemeinden statt oder, wie in den Vereinigten Staaten, in einer Vielzahl von Gemeinschaften. Spiegel wird diesen Übergang gestalten müssen, die Debatten moderieren, den Streit aushalten. Die strukturelle Überforderung seines Vorgängers kann er da nicht auf sich laden: das Gewissen der Nation zu sein.


Aktivieren Sie die JAVA-Faehigkeit Ihres Browsers!

Aktivieren Sie die JAVA-Faehigkeit Ihres Browsers!

„Normalisierung“ ist dieser Prozess genannt worden. Als könne nun das Verhältnis von jüdischer Minderheit und nichtjüdischer Mehrheit in Deutschland „normal“ werden, einer Norm entsprechend, von einer wie immer gearteten Mehrheit formuliert, die Abweichler kennzeichnend. Gibt es nicht genug Belege, dass 55 Jahre nach dem Ende des Nationalsozialismus die Shoah zur Vergangenheit wird? Die Juden aus dem Osten kommen, weil sie dem Antisemitismus ihrer Heimat entfliehen – Deutschland, ein Ort für Juden. Paul Spiegels Düsseldorfer Gemeinde hat mehr Mitglieder als 1933; die derzeit 80 000 Juden in der Bundesrepublik bilden – nach Großbritannien und Frankreich – die drittgrößte israelitische Gemeinschaft in Europa. Die Politik des Landes verhält sich erträglich korrekt. Tut sie dies nicht, folgt ein Aufschrei. Das Alarmsystem, manchmal als Alarmismus abgetan, funktioniert; dass viele Juden sich lautere Kritik nach der Rede über die „Banalität des Guten“ von Martin Walser gewünscht hätten, ändert nichts daran. Auch Paul Spiegels Stimme wird gehört werden, selbst wenn sie leiser sein sollte als die von Bubis.

Trotzdem – „normal“ wird nichts werden im Verhältnis von Juden und Nichtjuden in Deutschland. Der jüdische Historiker Dan Diner schrieb vor 14 Jahren: „Seit Auschwitz – welch tragische List – kann tatsächlich von einer deutsch-jüdischen Symbiose gesprochen werden – freilich einer negativen“. Deutsche und Juden, ob sie wollen oder nicht, sind untrennbar zu einer Lebensgemeinschaft verwachsen – Diners Analyse von der „negativen Symbiose“ stimmt trotz allen Wandels. Keine Absicht, keine Kommission kann dies ändern. Im Gegenteil: Immer, wenn jemand den Judenmord zu historisieren suchte, war die Shoah den Deutschen, den Juden, den jüdischen Deutschen besonders gegenwärtig.

Für die kleinere Seite dieser Symbiose bedeutet diese Verflechtung ihr Leben. Micha Brumlik, der Heidelberger Pädagogik-Professor, hat vor gut einem Jahr Selbstbeschreibungen junger Juden gesammelt, mal in Deutschland geboren und mal zugewandert. Sie zeigen sich genervt vom beflissenen Philosemitismus ihrer nichtjüdischen Umgebung, der das negative Klischee einfach ins Positive verkehrt, fröhlich untermalt von jiddischer Klezmer-Folklore. Wer will schon ein besserer Mensch sein, bloß weil er Mitglied einer bestimmten Religion ist und seine Vorfahren in der Gaskammer ermordet wurden? Doch gleichzeitig schwingt die Angst mit. Da sind polizeibewachte Jugendlager, Kontrollen vor der Synagoge, Nachrichten über geschändete Friedhöfe, über Skinheads und Hakenkreuzschmierereien. Fünfzehn Prozent Antisemiten hat dieses Land, seit Jahrzehnten bleibt die Zahl konstant, ein trauriges Kontinuum bundesdeutscher Geschichte. Es genügt, solche Biografien zu lesen, um zu begreifen, dass es auch für diese Generation keine „Normalität“ im deutsch-jüdischen Verhältnis geben kann. Für den Vorschlag des Politologen Rafael Seligman, künftig vom Zentralrat deutscher Juden zu reden statt vom Zentralrat der Juden in Deutschland, ist es noch zu früh.

Der neue Präsident Paul Spiegel wird damit leben müssen. In einer Hinsicht könnten ihn die Mehrheits-Deutschen aber entlasten. Sie könnten ihn von der Moral- und Mahnmal-Funktion befreien, in der sich Bubis aufrieb, in der er auch instrumentalisiert wurde nach dem Motto: Wenn es zum Bau eines steinernen Mahnmals nicht reichte, hatte man ja die lebende Erinnerung an die Shoah. Erinnern – das sollten die nichtjüdischen Deutschen aber nun selber lernen.

haGalil 23-01-2000

[Suchmaschine haGalil onLine] - [What's New]

Wenn Sie Ihre Meinung äußern möchten:
Bitte melden Sie sich im Offenen Forum zu Wort!

Israel & NahOst Meldungen aus Israel
Europa Meldungen aus den weiteren Ländern Europas
Bundesrepublik Meldungen aus der Bundesrepublik Deutschland
Österreich Meldungen aus der Republik Österreich
Schweiz Meldungen aus der Schweizer Eidgenossenschaft

 

Click Here!

Werben in haGalil?
Ihre Anzeige hier!

Advertize in haGalil?
Your Ad here!

 

haGalil.com ist kostenlos! Trotzdem: haGalil kostet Geld!

Die bei haGalil onLine und den angeschlossenen Domains veröffentlichten Texte spiegeln Meinungen und Kenntnisstand der jeweiligen Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber bzw. der Gesamtredaktion wieder.
haGalil onLine

[Impressum]
Kontakt: hagalil@hagalil.com
haGalil - Postfach 900504 - D-81505 München

1995-2006 © haGalil onLine® bzw. den angeg. Rechteinhabern
Munich - Tel Aviv - All Rights Reserved