Nationalismus und Antisemitismus
Der Zusammenhang zwischen der Entstehung
antisemitischer Strukturen und nationalistischer Ideologien in der
arabischen Welt unter besonderer Berücksichtigung des ägyptischen
Nationalismus bis 1920
Von Jens Heibach
6. Nationaler Antisemitismus in Ägypten
und in der arabischen Welt?
Zwischen arabischem und
ägyptischem Nationalismus und Antisemitismus können also bis in die
1920er Jahre zahlreiche Verknüpfungen nachgewiesen werden.
Hinsichtlich der allgemeinen Situation in Ägypten bis in die 1950er
hinein zeigt sich jedoch ein anderes Bild:
"Jews were not
discriminated against because of their religion or race, but for
political reasons. (…) The polemic of Islamic and nationalist
militants, which, for obvious reasons, received so much attention,
should not tempt one to identify them with the sentiments of the
Egyptian populations at large. (…) In the period under
consideration, there was no signs of anti-Jewish or anti-Semitic
feeling among the general public." (Krämer 1989:234ff.)
Obwohl die Tatsache, dass
Antisemitismus in dieser Periode nur von einzelnen Personen ausgeht
und (noch) nicht als Massenphänomen zu bezeichnen ist, nicht mit der
These des nationalen Antisemitismus kollidiert – Erkenntnisinteresse
ist schließlich die Einstellung von Nationalisten gegenüber der
jüdischen Minderheit und den Juden allgemein – kann in diesem
Zusammenhang auf ein grundlegendes Problem wissenschaftlicher
Vorhegensweise verwiesen werden: nämlich die Frage, ob es zulässig
ist, aus (mehreren) Einzelfällen generalisierende Rückschlüsse zu
ziehen.
Hier können die Ergebnisse
aus dem Bereich der Sozialwissenschaften gewinnbringend sein, die
die Rolle von politischen Eliten bei der Stiftung von Identität und
nationalem Bewusstsein untersuchen. Politische Eliten sind in der
Regel für die Schaffung von identitärem Wissen – ein Faktor, der bei
der Bildung oder Verstärkung kollektiver Identität unabdingbar ist –
verantwortlich, indem diese Wissen aufgreifen, sammeln, bereinigen,
ergänzen, durch die Herstellung neuer Zusammenhänge vertiefen und
ihm vorher unbekannte nomische (mythische, religiöse, ideologische,
moralische u.ä.) Qualitäten verleihen (vgl. Estel 2002:39). Da auch
in Ägypten und im gesamten arabischen Raum die Meinungsträger in
politischen Journalen und Zeitungen ab den 1880er Jahren immer
bedeutsamer werden (vgl. Hourani 1970:195), muss beispielsweise der
Einfluss der Journalisten der hier besprochenen Zeitungen al-Manar
und al-Mufid entsprechend berücksichtigt werden.
Zurück zur Frage des
nationalen Antisemitismus. Die frühen Verbindungen zwischen
Nationalismus und Antisemitismus in Ägypten und im Nahen Osten
wurden in den vorangegangenen Kapiteln aufgezeigt, und vor allem in
den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts muss man arabisch
nationalistische Bewegungen und Regierungen als dessen
Hauptinitiatoren einstufen. Ist damit dem arabischen Nationalismus
jedoch eine ähnlich prominente Rolle bei der Verankerung
antisemitischer Denkstrukturen in der arabischen Gesellschaft
zuzuschreiben, wie diese etwa der völkische Nationalismus bei der
Verbreitung des Antisemitismus in Deutschland einnimmt? Oder besser:
ist der arabische Nationalismus der entscheidende Punkt in der
Erklärung des Phänomens des arabischen Antisemitismus?
Gegen diese These scheint
es triftige Argumente zu geben. Schließlich trafen die ersten
Ritualmordanklage oder andere antisemitische Stereotype lange vor
den erste nationalistischen Ideen in der arabischen Welt ein. In
Ägypten taten sich vor der panarabistischen Regierung unter Jamal
'Abd al-Nasir (Kiefer 90) die 1928 gegründete Muslimbrüderschaft
durch ihre antisemitischen Agitationen hervor, was wiederum auf die
Antisemitismusthese Küntzels (2003) und Wistrichs (2002) verweist.
Um dennoch nachvollziehen zu können, dass es sich auch bei
islamischem Antisemitismus um nationalen Antisemitismus handelt, ist
es an dieser Stelle von Vorteil, einen Wechsel der Perspektive
vorzunehmen und die Wirkungskraft nationalistischer und
islamistischer Konzepte im identitären Diskurs der
arabisch-islamischen Welt (14) und deren Zusammenspiel mit dem
Antisemitismus genauer unter die Lupe zu nehmen. Unter diesem
Vorzeichenwechsel ergibt sich folgende Fragestellung: Welche
Funktion erfüllt der Antisemitismus in der arabisch-islamischen
Identitätsbestimmung?
Eben diese Identitätsfrage
stellt sich der Soziologe Klaus Holz in seiner Untersuchung des
europäischen Antisemitismus (15). Holz bemängelt die bislang
unzureichende Analyse des Zusammenhangs zwischen Nationalismus und
Antisemitismus sowie ein hermeneutisches Defizit der
althergebrachten Theorien der Antisemitismusforschung, was nach der
konstruktivistischen Wende in den Sozialwissenschaften seiner
Ansicht nach eine Neudefinition des Antisemitismus unabdingbar
macht. Er gelangt zu dem Schluss, dass der Nationalismus für den
modernen Antisemitismus konstitutiv ist und schafft hierfür den
Terminus "nationaler Antisemitismus". Als nationalen Antisemitismus
bezeichnet er
"die Form der
Judenfeindschaft, in der das "nationale" Selbstverständnis
wesentlich durch die Abgrenzung von denen, die als Juden vorgestellt
werden, konturiert wird." (Holz 2001:16)
Wichtig für die Übertragung
seiner Ergebnisse auf die Untersuchung der Ursache des arabischen
Antisemitismus ist dabei, dass zunächst offen bleibt,
"ob (...) unter 'Nation'
eine politische, sprachliche, ethnische und/oder kulturelle
Gemeinschaft vorgestellt wird und welche Form(en) der sozialen
Lebensführung und welche personalen Eigenschaften der Zugehörigen
damit verbunden werden". (ebenda)
Die "Nation" ist also in
erster Linie eine vorgestellte, anhand bestimmter Kriterien
konstruierte Gemeinschaft (Wir-Gruppe). Eine solche Konstruktion
erfolgt unter Zuhilfenahme "assymetrischer Gegenbegriffe" (etwa
Hellenen/Barbaren, Christen/Heiden)(16), mit denen ungleiche und
konträre Beziehungen zwischen der Wir-Gruppe und der Ihr-Gruppe aus
der Position der Wir-Gruppe bezeichnet werden. Eine Wir-Gruppe muss
folglich zunächst einmal einen Begriff bzw. ein Verständnis von sich
selbst entwickeln. Und zu einem Selbstbild gelangt man am besten, in
dem man ihm ein Fremdbild gegenüberstellt.
Diese Konstruktion einer
bzw. mehrerer Wir-Gruppen ist auch im Nahen Osten anzutreffen. Auf
der einen Seite ist dort die Wir-Gruppe der Ägypter bzw. Araber in
Gestalt des ägyptischen bzw. arabischen Nationalismus (Wir-Gruppe
als die Gemeinschaft der Ägypter bzw. Araber; Ihr-Gruppen als nicht
ägyptische bzw. nicht-arabische Gemeinschaften). Auf der anderen
findet man im arabischen Raum eine weitere Wir-Gruppen-Identität,
nämlich die der Umma, also der Gemeinschaft aller Gläubigen,
die – im Gegensatz zum relativ neuen Phänomen des aus Europa
stammenden Nationsgedanken – eine vergleichsweise lange Tradition
mit tiefen gesellschaftlichen Wurzeln hat (Wir-Gruppe als die
Gemeinschaft der Muslime; Ihr-Gruppe als Gemeinschaft der
Ungläubigen). Es handelt sich im Falle der Umma um das kulturell
begründete Verständnis eines "einheitlichen und homogenen Kollektivs
aller Muslime". Hierauf "basiert die arabo-islamische Denkweise,
auch wenn sie scheinbar säkular (so wie im Panarabismus)
ausgerichtet ist." (Tibi 1994:38f.)
Bemerkenswert ist in diesem
Zusammenhang, dass beide Konstruktionen gleichsam, wenn auch in
variierendem Maße, aufeinander einwirken. So greift der arabische
Nationalismus mit seiner völkisch-ethnischen Konstruktion der
Wir-Gruppe auf den Umma-Gedanken zurück (siehe obiges Zitat).
Gleichzeitig lassen sich auch in der Umma-Konstruktion arabischer
Muslime Einschränkungen bei dem geforderten Prinzip der absoluten
Gleichheit aller Muslime fernab ethnischer Kategorien finden. Die
besondere Position der Araber innerhalb des Islams kann dabei auch
aufgrund von Prophetenzitaten aufrecht erhalte werden(17). Vor allem
der islamische Modernismus vertritt die Forderung nach einer
privilegierten Stellung der Araber innerhalb des Islams:
"As early as the turn of
the century, Arab thinkers had concluded that if any national group
was to be entrusted with the political leadership of Islam, it
should be the Arabs." (Cleveland 1986:89f.)
Vor diesem Hintergrund wird
auch ersichtlich, warum der arabische und ägyptischen Nationalismus
im Gegensatz zu europäischen Nationalismen eine religiöse Komponente
beinhaltet(18). Die Erklärung scheint im identitätsstiftenden Moment
des Islams zu liegen. Denn zum einen zeichnet sich der arabische
Nationalismus als Konternationalismus durch einen stark
traditionalen Bezug aus, der auf das islamische Erbe nicht gänzlich
verzichten kann. Den Arabern kommt darüber hinaus die herausragende
Bedeutung in der frühen Phase des Islams zu, ein ebenso wichtiger
Punkt wie die Tatsache, dass die arabische Sprache unweigerlich mit
der islamischen Religion verbunden ist.(19) In der Wahrnehmung
ägyptischer bzw. arabischer Nationalisten kommt es folglich zu einem
Gegeneinander der Wir-Gruppe, also der ägyptischen bzw.
arabisch-islamischen Gemeinschaft, und der Ihr-Gruppe, also den
"Völkern" der "westlichen" Gemeinschaft. (20)
Aber nochmals zurück zur
Theorie des nationalen Antisemitismus. Holz gelangt nach der Analyse
mehrerer paradigmatischer Fälle (21) zu der Schlussfolgerung, dass
das moderne antisemitische Judenbild auf einem – den europäischen
Kategorien entsprechenden – Selbstbild als Volk/Staat/Nation basiert
(vgl. Holz 2001:540). Die Vorstellung der Nation geht demnach, das
hat die Auswertung der von Holz ausgewählten Fallbeispiele gezeigt,
anhand ethnischer, und nicht religiöser oder anderer Kriterien
vonstatten. Die national-antisemitische Konstruktion der Wir-Gruppe
erfolgt zunächst über den Umweg der Gegenüberstellung einer
partikularen, historisch-genealogisch definierten Personengruppe zu
einer anderen (Wir-Gruppe vs. Ihr-Gruppe). Aus dieser ersten
Unterscheidung resultiert die Xenonphobie. Antisemitismus hingegen
rührt von einer weiteren Unterscheidung her, nämlich: Wir/alle
anderen Völker versus "der Jude" (vgl. Holz 2001:542f.). Hierdurch
wird "der Jude" prinzipiell von anderen "Völkern" abgegrenzt. "Der
vorrangige Sinn dieser spezifischen antisemitischen Konstruktion ist
es nicht, die Partikularität eines `Volkes` im Unterschied zu
anderen herauszuarbeiten, sondern den Gattungsbegriff Volk/Nation
anhand eines Gegenbegriffs zu konturieren. Dieser Gegenbegriff, das
Judenbild, kann deshalb nicht spezifisch für die Wir-Gruppe sein."
(Holz 2001:543) Die Juden werden als eine Nicht-Nation vorgestellt,
als paradoxe, parasitäre, ambivalente Elemente, kurz: als nationale
Nicht-Identität und somit als Negation der nationalen Ordnung der
Welt.
Folglich werden die Juden
gemäß der doppelten Unterscheidung auch nicht einer anderen
"Gemeinschaft" zugerechnet, sondern werden mit dem antagonistischen
Sozialmodell "Gesellschaft" identifiziert. "'Gesellschaft' ist die
soziale Form der Nicht-Identität: nicht reziproke, unbegrenzte,
durch konkurrierende Interessen und durch Medien vermittelte
Sozialbeziehungen, die prinzipiell jeder Person offen stehen, aber
keine Person inkludieren. Aus der Perspektive einer
Gemeinschaftssemantik erscheint die 'Gesellschaft' deshalb
individualistisch, abstrakt, künstlich, auflösend, zersetzend."
(Holz 2001:545) (22) Der Sinn bzw. die primäre Funktion der
antisemitischen Semantik ist die Herstellung einer kulturellen
Ordnung, durch die sich das Kollektiv seiner sozialen Existenz
versichert. Es handelt sich hierbei also um eine Funktion, die vor
allem in Deutungskrisen zum Tragen kommt (vgl. Holz 2001:548).
Holz These des nationalen
Antisemitismus, das muss an dieser Stelle nochmals hervorgehoben
werden, fußt auf der Zuordnung einer Personengruppe anhand des
Kriteriums der Abstammung und nicht auf einer politischen,
sprachlichen, kulturellen oder religiösen Zuschreibung (vgl. Holz
2001:163; 545). Lassen sich damit die Ergebnisse der Studie Holz
(23) auf den Antisemitismus des arabischen Raums übertragen? Gerade
der Antisemitismus heutiger arabischer Islamisten scheint auf den
ersten Blick einer religiösen oder religiös-kulturellen Motivation
zu entspringen. Die Betrachtung des islamischen Modernismus in
dieser Arbeit haben jedoch gezeigt, dass ethnischen Argumentsweise
seit Ende des 19. Jahrhunderts auch in religiösen Diskursen eine
wichtige Rolle spielen können.(24) Die in Kapitel 5 vorgestellten
Beispiele Äußerungen ägyptischer Nationalisten haben ferner einen
rassistisch-antisemitischen Gehalt aufgewiesen, die aufgrund des
zeitlichen und räumlichen Abstand nicht mehr durch die
Palästinaproblematik überlagert werden können. Ihr Antisemitismus
basiert auf der folgenden Konstruktion: Ägypter (nationale
Wir-Identität) versus Engländer (nationale Ihr-Identität) bzw. der
"Westen" (Überidentität der Ihr-Gruppen), der aber in aller erster
Linie durch die jüdische (nationale Nicht-Identität) Infiltration
der nationalen Gemeinschaft fremdbestimmt ist. Natürlich bedarf es
weiterer empirischen Studien, welche die national-antisemitische
Qualität der judenfeindlichen Agitation anhand einer Anzahl von
Originalquellen zweifelsfrei nachweisen.
Die Basis der Anfälligkeit
für nationalen Antisemitismus auf Seiten ägyptischer und arabischer
Nationalisten sowie islamischer Modernisten wie Rashid Rida ist die
identitäre Krise der arabisch-islamischen Welt, die durch die
Auseinandersetzung mit den überlegenen europäischen Kolonialmächten
das erste mal offensichtlich wird (Wir-Gruppe vs. Ihr-Gruppe; in
unserem Fall: arabisch-islamische Gemeinschaft vs. "Völker" der
"westlichen" Gemeinschaft). Auch der heutige arabische
Antisemitismus bewegt sich zwar immer im Spannungsfeld zwischen
nationalistischer und islamistischer Ideologie, hat aber immer die
gleiche (alte) funktionale Ausrichtung.
"Arabische Muslime müssen
sich (...) selbst erklären, warum ihr Kollektiv, dem sie
Einheitlichkeit und Homogenität zuschreiben, angesichts der Vielfalt
in Wirklichkeit weder einheitlich noch homogen ist." (Tibi 1994:39)
Eine Antwort auf die
identitäre Krise lässt sich im nationalen Antisemitismus finden, der
gleich mit einer ganzen Fülle von jüdischen Verschwörungen
aufwartet. Der Schlüssel zum Verständnis des aus Europa in die
arabische Welt einströmenden nationalen Antisemitismus wird durch
das Denken in nationalen Kategorien geliefert. Dieses Denken im
arabischen Raum populär gemacht zu haben, ist der Verdienst
ägyptischer und arabischer Nationalisten. Insofern ist der
Nationalismus in der Tat der entscheidende Punkt in der Erklärung
des arabischen Antisemitismus.
7.
Zusammenfassung
8. Literaturverzeichnis
Anmerkungen:
(14) Aufgrund der traditionalen Ausrichtung und gewisser
inhaltlicher Überschneidungen des arabischen Nationalismus mit dem
Islamismus ist in der Vergangenheit der Versuch unternommen worden,
beide Bewegungen unter dem Begriff "kultureller Nationalismus"
zusammenzufassen. Zur Kritik des Begriffs vgl. Asad (1999:188).
(15) Für die folgende Ausführung vgl. Holz (2001).
(16) Zur Struktur der "assymetrischen Gegenbegriffe" vgl. Koselleck
(1975).
(17) Ein Zitat, das dem Propheten zugerechnet wird lautet
beispielsweise: "Die Besten der Menschen sind die Araber." Zit. nach
Lewis (1982:246). Zum Rassenverständnis des Islams vgl. Lewis
(1982:243ff.)
(18) Vgl. hierzu ebenfalls Kapitel 4.
(19) Ein weiteres, dem Propheten zugerechnetes Zitat lautet: "Liebt
die Araber aus drei Gründen: Weil ich Araber bin, weil der Koran auf
Arabisch ist und weil die Bewohner des Paradieses Arabisch
sprechen." Zit. nach Lewis (1982:246). Die Betonung des göttlichen
Charakters des Arabischen als der Sprache Gottes ist ein nicht zu
vernachlässigender Aspekt bei Betrachtung des arabischen
Nationalismus. Folgerichtig kommt es hier über den Umweg der Sprache
zu einer Emporhebung einer Ethnie. Zur Bedeutung der arabischen
Sprache im Islam vgl. Abu Zaid (2003).
(20) Im Falle des ägyptischen Nationalismus vor dessen
Konvergenz mit dem arabischen Nationalismus sind die Vielzahl an
Überidentitäten (muslimisch, osmanisch, östlich, arabisch) zu
beachten.
(21) Untersucht werden der postliberale, der christlich-soziale, der
rassistische, der nationalsozialistische, der antizionistische und
der auf Vergangenheitsbewältigung abzielende Antisemitismus.
(22) Somit ergibt sich das Schema Gemeinschaft/Identität/Opfer
- Gesellschaft/Nicht-Identität/Täter.
(23) Wenn hier im Zusammenhang der Studie von Holz von "europäischen
Kategorien" die Rede ist, ist dies natürlich irreführend, da Holz
seine Fallbeispiele nicht länderbezogen auswählt. Im Übrigen
versucht Holz nachzuweisen, dass "moderner" Antisemitismus immer ein
nationaler Antisemitismus ist. Obwohl seine Fallbeispiele nicht
repräsentativ für Europa sind, wird die Untersuchung hier dennoch
auf Europa bezogen, um die Unterschiede zum arabisch-islamischen
Raum herauszuarbeiten.
(24) Eine der Fallbeispiele, in denen Holz eine
national-antisemitische Argumentation nachweist, ist der
christlich-soziale Antisemitismus. Hier zeigt sich, dass auch eine
vordergründig religiöse antisemitische Argumentation letztlich einen
national-ethnischen Kern hat.
hagalil.com
01-11-2005
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