Jüdisch, Online und lebendig:
Ein Alptraum beim Aquirieren
Juli 1998
Lufthansa, Deutsche Zentrale für Tourismus, Deutsche Bank,
Dresdner Bank, MicroSoft, Telecom, Parteien, Stiftungen der Parteien,
Hertie-Stiftung, Bosch-Stiftung, AEG (dort wusste man in der Pressabteilung
nichts von Rathenau - dem Firmengründer), Reemtsma-Stiftung,
Volkswagen-Stiftung, verschiedene Verlage, AOL, t-online, Burda, BMW,
Deutsche Bank, Dresdner Bank, IBM, Credit Suisse....und etliche mehr.......
sie alle wollen (aus Unwissen, Gleichgültigkeit, Überheblichkeit,
Tabuvorschriften...) nichts mit einem jüdischen Onlinedienst zu tun haben.
Manchmal erhalten wir immerhin gute Tipps: 'Warum sprechen Sie
nicht einfach mit jüdischen Bankdirektoren...'
Andere Firmen weisen darauf hin, dass Sie bereits den
Zentralrat bezahlt hätten. Wieder andere scheinen unsere Anfrage mit einer
Forderung nach Wiedergutmachung zu verwechseln und sind der Meinung, dass solche
Angelegenheiten durch die Bundesregierung zu erledigen seien.
Von vielen Sonntagsreden gingen wir davon aus, dass durchaus
einige Sponsoren in Deutschland sich finden würden, denen die Präsentation
jüdischen Lebens - in einem zeitgemäßen und vielseitigem Rahmen eine Förderung
zumindest überlegen würden. Manche befürchten, daß eine Unterstützung eines
jüdischen Projekts evtl. als ein Schuldeingeständnis gewertet werden könnte. Da
man aber doch irgendetwas tun muß, wendet man sich dann lieber an den
Zentralrat. Dessen Monopolstellung in Sachen Judentum möchten weder Wirtschaft
noch Parteien missen. Sich vorzustellen, dass es in Deutschland auch noch andere
Juden geben könnte, scheint die Leute regelmäßig aus dem Konzept zu bringen.
Juden sind entweder tot, oder schwarz gekleidete Orthodoxe
oder sie heißen Bubis und sind sowieso schon reich und mächtig. Mit diesen
Bildern hat man sich endlich arrangiert. Weiteres will man nicht wissen.
'Normale Juden - wie Du und ich - scheinen die Leute aus ihrer wackligen
Sicherheit in Bezug auf Juden in die Abgründe beklommener Unsicherheit zu
stürzen. Kein Wunder, daß sie das Gespräch so schnell wie möglich beenden
möchten. Klappe zu - nochmal umdenken - lebendige Juden - einfach so - nein
danke. Wir haben Schindler's Liste gesehen, das Thema ist abgegessen.
Sich vorzustellen, dass es in diesem Lande dennoch Leute geben
könnte, die sich für sowas interessieren, auch ohne dass sie müssen, fällt auch
den Leuten der Werbebranche auserordentlich schwer. Judentum ist eine
grausig-graue Pflichtübung. Sowas macht niemand freiwillig. Zumindest nicht
unsere Zielgruppe. Z.B Leute die einen Computer wollen und einen guten
Drucker...
Es scheint niemand zu begreifen, dass wir ein attraktives
Medium sind, eine Menge Leser haben, hervorragende MediaDaten und eine Werbung
in haGalil onLine preislich wesentlich guenstiger kommt als in einem anderen
online-Magazin mit wesentlich geringerer Beachtung. Von den Werbekosten in
Printmedien - welche zudem keine Interaktivität bieten, ganz zu schweigen.
Israelische Pop-Music. Juedische Aktionskunst in Wien und New
York. Sephardische Romantik, ein attraktives Ferienland, Tausend und eine Nacht
am Mittelmeer. Ein kulturelles Ethnomix... Witz, Humor, Silicon-Valley am
Yarkon, High Tec Avocado, die singende Aubergine, Renaissance in Berlin,
Tanznächte in München, Strassenkarneval in Düsseldorf... Opposition,
Kontroverse, Vielfalt, Facetten, Offenheit, Klezmer-Jazz, Ausprobieren, Spass
haben.... Koscher mit Genuss.
Solche Schlagworte lösen sich in der jugendlich-dynamisch,
frisch-adretten Medien- und Werbewelt bei Erwähnung eines Zusammenhangs zu Jude
/ Jüdin (ist doch eigentlich ein Schimpfwort oder?) in Nichts auf. Ein Berg
grauer Haare. Wem soll man das verkaufen. Gehen Sie doch zur 'Aktion
Sühnezeichen' Vielen Dank.
Kein Interesse - entspricht nicht unserer Vorstellung, und
tschüß!
Lästig, unangenehm, beklemmend, störend: "Gehen Sie doch zum
Zentralrat".
Ist schon gut.
haGalil onLine ist eines der wenigen grossen Magazine, welches
nicht die abgespeckte Version eines Printprodukts ist. Auch technisch stehen wir
ganz vorne - alles was nach neuestem Stand der neuen Technologie machbar und
sinnvoll ist haben wir integriert. Forum, ChatBox, Audio-Chat (hier können sich
unsere Leser - mit Mikrophon - direkt und akustisch unterhalten - zB fuer hebr.
oder jiddisch Kurse oder Konversationskreise ideal), RealAudio und Video,
aktuelle Meldungen.... Eigentlich alles was man sich im vielbeschriebenen und
hochgejubelten Multimedia-Zeitalter nur wuenschen kann.
Mediadaten:
Unsere Leser zeichnen sich aus: Im Vergleich zur
Durchschnittsklientel im Internet: (Noch) gebildeter als der Durchschnittssurfer
eh schon ist, nicht zuletzt auch finanzkräftiger, da zu einem erstaunlich
grossen Anteil auch die Altersgruppe über 40 vertreten ist, wenn auch die
allermeisten zwischen 20 und 40 Jahre alt sind. Innovationsfreudig (was wir
daraus sehen, dass die Leute schneller auf neue Technik, z.B neue Browser
umsteigen). Phantasievoll, sprachbegabt, engagiert und kommunikationsfreudig.
Heinrich-Böll-Stiftung Thüringen e.V.
Sehr geehrte Frau Helfrich,
wir haben uns vor Monaten an die HBS in Berlin gewandt, mit der Bitte zu
pruefen, ob nicht Ihre Stiftung irgendeine Moeglichkeit sehe, haGalil onLine zu
foerdern. Das Ergebnis war leider mehr als enttaeuschend. In Berlin wusste
niemand sorecht, wer fuer solche Fragen zustaendig sei. Ausserdem war das
Internet dort - zumindest noch vor einigen Monaten - ziemlich unbekannt. Nach
vielen Telefonaten habe ich es aufgegeben, der HBS zu erklaeren, was wir tun -
und warum wir es tun, und dass wir auf Unterstuetzung angewiesen sind.
Besonders interessant fand ich es zu hören, dass bei der HBS niemand so recht
verstand, weshalb wir uns ueberhaupt ausgerechnet an Buendnis'90 / DIE GRUENEN
wenden. Ein Medienbeauftragter Ihrer Partei - von haGalil hellauf begeistert -
empfahl mir meine Telefonkosten zu reduzieren. Ich wuerde bei der HBS nichts
erreichen, da die Leute dort selbst sich erst finden muessten. Die Partei sei
noch zu jung - und mit der Bearbeitung solcher Anfragen einfach ueberfordert.
Es freut mich sehr zu sehen, dass es auch noch andere Abteilungen der HBS gibt.
Ich moechte Sie bitten, einmal unsere Seiten unter http://wwww.hagalil.com zu
besuchen.
Zum Thema "Lernen und Bildung in der Wissensgesellschaft" und on-line Moderation
werde ich Sie anrufen.
Das von Ihnen angesprochene Material zur geplanten Tagung sowie zu den Aufgaben
der on-line Moderation und zur Honorierung, senden Sie bitte an:
David Gall
...
Mit freundlichen Grüßen,
David Gall
http://www.hagalil.com
Antisemitische Zuschriften
Beiträge im Forum
Fragen an den Rabbiner...
Editorial / Interview / Mediadaten
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