Mittwoch, 23.
April 1997
Israels Botschafter schreibt über Deutschland - in
deutsch
Bonn (dpa/eu) - Israels Botschafter in Bonn,
Avi Primor, zitierte das schwäbische Sprichwort "Nicht geschimpft ist Lob
genug" und wunderte sich: "Und als ob das nicht reicht, werde ich hier vom
Außenminister auch noch gelobt". Das Lob Klaus Kinkels galt heute nicht dem
Diplomaten, sondern dem Autor Primor, der im "Haus der Geschichte" in Bonn
sein Buch "...mit Ausnahme Deutschlands" vorstellte. "In meinen Augen ein
gelungenes Buch", befand Kinkel. "Als deutscher Außenminister danke ich Ihnen
dafür".
Primor ist der erste Diplomat, der als
amtierender Missionschef in Deutschland ein Buch über sein Gastland
veröffentlichte. Über diese Absicht hatte er vorher mit Kinkel gesprochen und
keine Einwendungen gehört.
Der gebürtige Israeli, der nie eine deutsche
Schule besuchte und vor seinem Amtsantritt in Bonn Ende 1993 nie in einem
anderen deutschsprachigen Land tätig war, hat sein Buch in deutsch
geschrieben. Die Übersetzung in seine hebräische Muttersprache will er nun
nachliefern: "Es ist mein Beitrag dazu, daß die Israelis die Deutschen noch
besser kennenlernen."
Denn nicht nur viele Deutsche, auch seine
Landsleute verdrängten häufig - "vielleicht aus Schmerz" - immer noch die
Vergangenheit, sagt Primor. Seine Beschreibung des deutsch-israelischen
Verhältnisses basiert, wie er betont, auf persönlichen Eindrücken, Gedanken
und Empfindungen.
Der Autor selbst hat mit einer ungewöhnlichen
Geste verdeutlicht, wie er, der in seiner Jugend nie etwas mit Deutschland zu
tun haben wollte, zu seinem heutigen Gastland steht: Er ist der erste
israelische Diplomat in 32 Jahren diplomatischer Beziehungen, der eines seiner
Kinder, seinen Sohn Daniel, in eine deutsche Schule schickte.
Den Titel seines im Ullstein-Verlag in Berlin
erschienen Buches hatte der junge Staat einst in alle Reisepässe gestempelt:
"Gültig für alle Länder - mit Ausnahme Deutschlands". Der Weg zum heutigen
engen deutsch-israelischen Verhältnis war, wie er beschreibt, dornenreich und
voller Stolpersteine - auch, weil man lange zu wenig über einander wußte oder
wissen wollte. Heute brauche Israel seinen "Freund Deutschland", und das nicht
nur zur Absicherung des nahöstlichen Friedensprozesses, sagt Primor.
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