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Avi Primor
»...mit
Ausnahme Deutschlands«
Als Botschafter Israels in Bonn
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V.Teil
Am Anfang der Mission
Die zwiespältigen Eindrücke, die ich im Laufe der achtziger Jahre von
Deutschland gewann, haben – zusammen mit dem Wissen um die immer enger und
intensiver werdende Zusammenarbeit zwischen Israel und Deutschland – dazu
geführt, daß mir dieses Land zu einem zunehmend größeren Rätsel wurde. Die
Neugier auf dessen Lösung wuchs mit der Erkenntnis, daß Deutschland ein
unverzichtbarer Bestandteil der Europäischen Union geworden war, für die ich
mich so interessierte.
Seit ich 1987 Botschafter in Brüssel war,
verwandelte sich mein Interesse an Deutschland in eine pragmatische Haltung.
Zum ersten Mal ergab sich Gelegenheit zu einer sachlichen Begegnung mit
Deutschen innerhalb der verschiedenen Gremien der Europäischen Gemeinschaft
und der Nato. In die Bundesrepublik fuhr ich zwar noch immer nicht, doch
mein Verhältnis zu dem Land wurde ein anderes. So wäre es mir zum Beispiel
nicht mehr eingefallen, deutsche Waren aus meinem Haus zu verbannen oder
keine deutschen Kollegen einzuladen. Ein ganz entspanntes, normales
Verhältnis also – doch was hinderte mich, ins Nachbarland zu reisen? Ich
wußte es nicht, und es sollte noch Jahre dauern, bis ich eine Antwort darauf
fand.
1989, im Jahr, als die Berliner Mauer fiel,
hatte ich das Gefühl, daß sich meine Einstellung Deutschland gegenüber
grundsätzlich gewandelt hatte. Die erwähnte Rede vor der Versammlung der
»Freunde der Hebräischen Universität«, in der ich emotionslos und sachlich
von der bevorstehenden Wiedervereinigung sprach, machte mir selber deutlich,
daß sie das Ergebnis einer langjährigen inneren Entwicklung war. Anderen
schien die damalige Situation noch nicht so einfach; allein schon der
Gedanke an die sich abzeichnende Möglichkeit einer Wiedervereinigung weckte
Vorbehalte und Ängste, nicht nur in Europa.
Bekannt ist das Wort des französischen
Außenministers Maurice Couve de Murville aus den sechziger Jahren: »Wir
lieben Deutschland, wir lieben es sogar so sehr, daß wir uns freuen, daß es
zwei davon gibt!« Scherzhaft gemeint, enthielt diese Äußerung den durchaus
ernstzunehmenden Wunsch, die Teilung Deutschlands möge noch recht lange
anhalten, eine Auffassung, deren Geist Ende der achtziger Jahre keineswegs
aus dem europäischen Bewußtsein verschwunden war. Mit dem Blick auf eine
mögliche Wiedervereinigung war in Leitartikeln sogar vom kommenden »Vierten
Reich« die Rede. Ich selber konnte mit dem Begriff wenig anfangen, hielt die
damit verbundenen Befürchtungen für unbegründet und war dank meiner
politischen Erziehung, die mit Ben Gurion begonnen hatte, nicht geneigt zu
glauben, daß aus Deutschland in einem vereinigten Europa ein neues Drittes
oder ein Viertes Reich hervorgehen könne.
In Israel waren allerdings nicht alle dieser
Ansicht. Jitzhak Shamir, der Regierungschef, wurde am 15. November 1989 von
einem amerikanischen Fernsehsender live zur aktuellen Lage in Deutschland
und zu seiner Einschätzung einer eventuellen Wiedervereinigung befragt.
Shamir betonte die Sondereinstellung des jüdischen Volks zu einem derartigen
Akt und äußerte Bedenken im Hinblick auf Entwicklungen, die dahin führen
könnten. Mehr wollte er zunächst nicht sagen, und er schloß mit der Annahme,
die Wiedervereinigung käme wahrscheinlich nie. Im Zusammenhang mit der
Antwort auf eine andere Frage ergänzte er jedoch: »Wir erinnern uns alle,
was das deutsche Volk, was die Deutschen uns angetan haben, als sie
vereinigt und stark waren. Die große Mehrheit des deutschen Volkes beschloß,
Millionen von Juden zu ermorden, und jeder bei uns könnte denken, daß,
hätten die Deutschen wieder eine Gelegenheit, der stärkste Staat in Europa
beziehungsweise der Welt zu sein, sie es wieder versuchen würden. Ich weiß
nicht, ob es so sein wird, ob solch ein Verdacht begründet ist, auf jeden
Fall aber kann jeder unsere Angst verstehen.«
Von diesen Äußerungen zeigte sich der
deutsche Bundeskanzler sichtlich betroffen. In einem längeren Schreiben vom
1. Dezember 1989 ließ Helmut Kohl den israelischen Ministerpräsidenten
wissen, er halte Shamirs Urteil »für geeignet, unsere sonst guten und
spannungsfreien Beziehungen zu belasten. Wie Sie, Herr Premierminister, bin
ich der Meinung, daß die im deutschen Namen begangenen Untaten nicht
verdrängt werden dürfen ... Andererseits aber bin ich der Überzeugung, daß
Sie als Regierungschef des uns befreundeten Staates Israel mit Ihrem Urteil
den heutigen Deutschen – in beiden deutschen Staaten – nicht gerecht werden,
ja ihnen Gerechtigkeit verweigern.« Die Deutschen in der Bundesrepublik,
schrieb Kohl, seien »über die Europäische Gemeinschaft und die Atlantische
Allianz in die Wertegemeinschaft des Westens eingebunden. Über vierzig Jahre
hindurch haben sie unter Beweis gestellt, daß sie aus der Geschichte gelernt
haben.«
Kohl bat Shamir, das
Zusammengehörigkeitsgefühl der Deutschen in West und Ost nicht als
»Kennzeichen eines neuen Nationalismus« zu deuten. Er schloß mit dem
Ausdruck des Willens zu einer gerechten und dauerhaften europäischen
Friedensordnung, »in der auch das deutsche Volk in freier Selbstbestimmung
seine Einheit wiederfindet. Niemand in Ost und West wird ein Votum aller
Deutschen für die Einheit Ihres Landes ignorieren oder als nicht berechtigt
in Frage stellen können. Von einem demokratischen und nach rechtsstaatlichen
Prinzipien regierten Deutschland wird für niemanden in Europa oder sonstwo
eine Bedrohung ausgehen. Insofern, so finde ich, verbietet sich jede
Parallele zum nationalsozialistischen Unrechtsregime.«
Shamir dankte in seinem Antwortbrief vom 10.
Dezember Helmut Kohl für dessen »offene Ausdrucksweise«, er werde in
gleicher Art antworten. Die dramatischen Ereignisse in Osteuropa würden
hoffentlich »zu einer besseren und stabileren Welt führen«, wenngleich
niemand sagen könne, »zu welchem Ergebnis die jetzige Woge der Begeisterung
und der Emotionen letzlich führen wird – am wenigsten das jüdische Volk.
Unsere geschichtliche Erfahrung mit Deutschland in den dreißiger und
vierziger Jahren dieses Jahrhunderts hat sich unauslöschbar in unser
Gedächtnis eingegraben. Wir können die Bilder der jubelnden Massen in den
dreißiger Jahren und das, was sich daraus ergab, nicht vergessen. Wir
bewahren in uns das Andenken an die Juden, die dann während des Holocausts
in den vierziger Jahren ermordet wurden. Das jüdische Volk mußte infolge
dieser Entwicklungen unbeschreibliches und unvorstellbares Leid ertragen.«
Eindringlich erinnerte Shamir daran, wie
anders sich die Lage seines Volks und Israels darstellte, wären jene
Millionen nicht umgebracht worden. »Als Ministerpräsident dieses Staates
habe ich die Pflicht, unsere Zweifel und Ängste zum Ausdruck zu bringen.
Unsere Ansichten in dieser Frage können jedoch nicht so ausgelegt werden,
als beeinträchtigten sie die besonderen Beziehungen, die im Laufe der Jahre
mit großer Sorgfalt zwischen uns und der Bundesrepublik entwickelt worden
sind.«
Die Vorbehalte in Israel gingen jedoch nicht
nur auf die Erfahrungen der NS-Zeit zurück. Bedenken entstanden auch im
Zusammenhang mit der Frage, mit wem die Bundesregierung sich da vereinigen
wollte: War es eine zweite deutsche Demokratie, deren Kräfte mit denen der
Bundesrepublik einfach nur zu bündeln waren? Die DDR war, kein Zweifel, eine
Diktatur gewesen, ein Teil Deutschlands, der mit der kurzen Ausnahme der
Weimarer Republik nie eine wirklich demokratische Atmosphäre gekannt und
seiner Jugend keine demokratischen Werte vermittelt, sie vielmehr zu
folgsamen Untertanen erzogen hatte. Ein Polizeistaat, der sich Israel
gegenüber besonders feindselig verhielt, ein Land, das uns die Anerkennung
verweigert hatte und nicht bereit gewesen war, sich wie die Bundesrepublik
zu ihrem Teil der Verantwortung in bezug auf die Verbrechen der NS-Zeit zu
bekennen. Ein Staat, der sich im gesamten Ostblock, der – mit Ausnahme
Rumäniens – 1967 die Beziehungen zu uns abbrach, mit besonderer Gehässigkeit
gegen Israel hervorgetan hatte.
Diese Sonderrolle der DDR im sowjetischen
Herrschaftsbereich und dessen Verhältnis zu Israel hatte eine gewisse
Tradition. Die Sowjetunion selbst hat 1947 immerhin in der Vollversammlung
der Vereinten Nationen dem Ende des britischen Mandats in Palästina und der
Zweiteilung des Landes zugestimmt, ebenso alle ihre Satelliten. 1948 war sie
es gewesen, die als erster Staat – noch vor den Amerikanern und Franzosen –
die Unabhängigkeit Israels anerkannte. Der Periode der Abkühlung der
sowjetisch-israelischen Beziehungen bis zu deren totalem Abbruch 1967 folgte
eine kurze Unterbrechung, während der die Sowjets einen vorübergehenden
offiziellen Kontakt mit uns nicht vermeiden konnten.
Es war im Dezember 1973, nach dem
Yom-Kippur-Krieg, den die Ägypter »Oktober-Krieg« nennen. Er war, als sich
für Israel der Sieg abzeichnete, von den beiden Weltmächten, den USA und der
Sowjetunion, am 21. Oktober durch einen erzwungenen Waffenstillstand beendet
worden. Die Außenminister Henry Kissinger und Andrej Gromyko hatten sich bei
ihrem überraschenden Treffen in Moskau nicht nur auf diese Waffenruhe
geeinigt, sondern darüber hinaus auch eine Friedenskonferenz verlangt. Auf
ihr sollten zum ersten Mal, seit der Staat Israel existierte, Israelis und
Vertreter der arabischen Staaten gemeinsam an einem Tisch verhandeln.
Wegen der Weigerung Syriens, an ihr
teilzunehmen, wurde die Konferenz mit dreitägiger Verzögerung am 21.
Dezember 1973 in Genf eröffnet. Vorsitzender war der Uno-Generalsekretär
Kurt Waldheim; die Schirmherrschaft lag bei den Sowjets und den Amerikanern,
deren Außenminister anwesend waren. Ihre Rolle machte es den Russen
unmöglich, nicht zu allen Beteiligten Kontakt aufzunehmen. So kam es, daß
Andrej Gromyko zum ersten Mal nach langen Jahren wieder einen israelischen
Politiker empfing, den Leiter unserer Delegation, Außenminister Abba Eban.
Als deren Sprecher war ich Zeuge der Begegnung in Gromykos Hotelsuite. Der
Russe war zwar übertrieben bemüht, Abstand zu uns zu halten, versicherte
zugleich aber, er sei kein Gegner des Existenzrechts Israels. »Wir waren
immer der Meinung, Israel habe das Recht zu existieren.« Dabei hob er den
rechten Arm, wies mit dem Zeigefinger der linken Hand darauf und erklärte:
»Diesen Arm erhob ich 1947 in der Vollversammlung der Uno, um die Entstehung
eines Staates Israel zu ermöglichen!«
Von ähnlichen Gesten war die DDR weit
entfernt. Lediglich ein bekannter DDR-Politiker, Paul Merker, Altkommunist
und Mitglied der SED-Parteispitze, hatte 1948 die Unabhängigkeit Israels
befürwortet, ebenso die Schadenserstattung für jüdisches Vermögen, das von
den Nazis enteignet worden war. Beides wurde ihm zum Verhängnis. Im Dezember
1952 wurde er verhaftet und beschuldigt, ein Zionist zu sein – zur damaligen
Zeit in der DDR ein Verbrechen. Vor seiner Verurteilung als »Verräter«
rettete ihn nicht der Hinweis, daß seine Äußerungen von 1948 seinerzeit der
offiziellen Politik des Sowjetblocks entsprachen. Vergeblich führte er zur
Verteidigung einen Leitartikel im »Neuen Deutschland« aus dem Jahr 1948 an,
der die arabischen Länder wegen ihrer Aggressionen gegen Israel scharf
attackiert und sie beschuldigt, auf der Suche nach Nazi-Verbrechern gewesen
zu sein, um sie im Nahen Osten im Kampf gegen die Juden einzusetzen.
Erst in den achtziger Jahren begann sich die
DDR-Politik gegenüber Israel zu mäßigen. Das hatte nicht zuletzt wohl auch
wirtschaftliche Gründe und hing mit dem damals schon maroden Zustand der
Staatsfinanzen zusammen, für die, sofern es überhaupt eine Rettung gab,
Hilfe nur aus dem Westen kommen konnte. Vielleicht spukte in den Köpfen der
DDR-Oberen, wie seit fast hundert Jahren unter Antisemiten, der Glaube an
das »Protokoll der Weisen Zions«, die berüchtigte Fälschung der
Geheimpolizei des russischen Zaren aus dem vorigen Jahrhundert, welche die
Juden als Teilnehmer einer Weltverschwörung – und damit auf dem Weg zur
Weltmacht – darstellt. Vor der erwarteten Hilfe aus dem Westen, dachten sie,
müßten sich die Beziehungen zu Israel verbessern.
Tatsächlich gestaltete sich das Leben der
winzig kleinen jüdischen Gemeinden in der DDR von da an leichter, die
Behinderungen bei Kontaktaufnahmen zu jüdischen Organisationen in anderen
Ländern fielen fort. Die große Hauptsynagoge in Berlin, heute Sitz des
Centrum Judaicum, wurde weitgehend restauriert, und am 9. November 1988
initiierten die DDR-Behörden erstmals eine offizielle Veranstaltung zum
Gedenken an die »Reichskristallnacht«. Damals war es deren fünfzigster
Jahrestag.
Zu den Versuchen der DDR, sich mit den Juden
besser zu stellen, gehörten auch Einladungen an Juden aus dem westlichen
Ausland. Offizielle Kontakte zu Israel aber blieben nach wie vor streng
untersagt. Das Touristenvisum, das Israelis neuerdings für Reisen nach
Ostdeutschland beantragen konnten, war als Teil der Bestrebungen der DDR zu
sehen, durch die Lockerung der Einreisebestimmungen für ausländische
Besucher der chronischen Devisennot abzuhelfen. Ich wußte, daß mich mein
Amtskollege in Brüssel, der DDR-Botschafter Ernst Walkowski, nie ansprechen
würde. Wenn wir uns einmal begegneten, etwa auf einem offiziellen Empfang,
sah er durch mich hindurch, als bestünde ich aus Glas.
Daß die DDR selbst gegen Ende der achtziger
Jahre nicht davon abließ, gegen Israel gerichtete Terroranschläge zu
unterstützen, deutete auf einen im Grunde unveränderten Kurs ihrer Politik
gegenüber unserem Land. Die schwersten Anschläge wurden 1987 und 1988 in
einem Trainingslager für palästinensische Extremisten in der Nähe von
Buchenwald organisiert – ausgerechnet hier, an einem Ort mit
symbolträchtigem Namen. Im Ost-Berliner Palasthotel, dem heutigen Radisson
SAS Berlin, hielt sich Abu Nidal auf, ein enger Vertrauter des international
gesuchten Terroristen »Carlos«. Die Anschläge auf Einrichtungen der
israelischen Fluggesellschaft EL-AL auf den Flughäfen von Rom und Wien Ende
1987 mit Dutzenden von Toten und enormen Sachschäden wurden von hier aus
gesteuert. Im Januar des darauffolgenden Jahres beschossen Terroristen die
große Synagoge in Istanbul während eines Gottesdienstes mit Granaten. Auch
hier kam es zu einem Blutbad. Ein Fehlschlag, weil von israelischen
Sicherheitsbeamten rechtzeitig entdeckt, war der Versuch, auf dem Londoner
Flughafen Heathrow eine Bombe in eine EL-AL-Maschine zu schmuggeln. Der
mißglückte Anschlag im Jahr 1988 ging zwar auf das Konto des syrischen
Geheimdienstes, Spezialisten aus der DDR aber hatten daran mitgewirkt.
Die DDR-Regierung bestritt natürlich, mit
diesen Vorfällen zu tun zu haben. Aber als wir im Januar und März 1990 mit
ihr verhandelten, gab uns Ministerpräsident Modrow durch den Leiter der
Nahost-Abteilung seines Außenministeriums, Botschafter Neumann, das
schriftliche Versprechen, die Ausbildung von Terroristen bei Buchenwald und
jede andere Unterstützung politischer Gewalttäter einzustellen.
Die Gespräche mit Botschafter Neumann waren
übrigens im Dezember 1989 durch mich in Gang gekommen. Damals rief mich in
Brüssel überraschend mein DDR-Kollege Walkowski an und bat um einen
Gesprächstermin. Er zeigte sich, als er kam, ausnehmend freundlich, ich
hatte für ihn offenbar meine gläserne Transparenz verloren. Zweck des
Besuchs war, mir im Namen seiner Regierung die Aufnahme diplomatischer
Beziehungen anzubieten. Im Januar des folgenden Jahres kamen aufgrund des
Berichts, den ich nach Jerusalem geschickt hatte, tatsächlich – und zwar in
Dänemark – Gespräche zwischen Abgesandten Israels und Unterhändlern der DDR,
darunter Botschafter Neumann, zustande. Ihre Fortsetzung erübrigte sich aber
bald infolge der weiteren innerdeutschen Entwicklung.
Bei der Übernahme meiner Amtsgeschäfte in
Bonn existierte die DDR nicht mehr, für mich blieb sie ein Mysterium. In
Gesprächen habe ich zwar viel über die Mentalität und den Lebensalltag der
ehemaligen DDR-Bevölkerung gehört, das Wissen darum aber bleibt
oberflächlich, wenn nicht gefühlsmäßige Erfahrungen dazukommen.
1994, kurz nach meiner Ankunft in
Deutschland, besichtigte ich zum ersten Mal die Gedenkstätte des
Konzentrationslagers Buchenwald. Ein Historiker führte mich und zeigte mir
auch das zu DDR-Zeiten errichtete »Museum des antifaschistischen
Widerstandes der DDR: Zur Geschichte des KZ Buchenwald«. Postergroße
Fotografien an den Wänden zeigten die Befreiung des Lagers im Jahr 1945.
Schriftliche Erklärungen fehlten, aber man erkannte eindeutig, daß es
Soldaten der Roten Armee waren, die hier als Befreier auftraten. Total
entkräftete Lagerinsassen jubelten ihnen zu. Einige Häftlinge waren
bewaffnet, denn die Befreiung hatte, so war den an dieser Stelle
angebrachten Texten zu entnehmen, mit einem bewaffneten Aufstand gegen die
Wachmannschaften begonnen.
Als wir den Rundgang beendet hatten, fragte
der Führer nach meinen Eindrücken. Er wollte wissen, ob mir etwas Besonderes
aufgefallen sei. Ich zögerte, ließ dann aber höflich und mit gebotener
Vorsicht durchblicken, meiner Erinnerung nach seien es nicht die Sowjets,
sondern die Amerikaner gewesen, die das Lager befreiten. Ich könne mich zwar
irren, aber –. »Nein, nein«, unterbrach mich mein Gegenüber, »Sie haben
völlig recht.« Und er erzählte mir, daß man das Museum bewußt in dem Zustand
belassen habe, in dem es sich zu DDR-Zeiten präsentierte, als Beispiel einer
grandiosen Geschichtsklitterung, von der auch die Fotomontagen an den Wänden
zeugten.
Fälschungen dieser Art waren mir aus anderen
kommunistischen Ländern bekannt. So erinnerte ich mich an Pressemitteilungen
aus der Sowjetunion, welche die Bevölkerung anwiesen, aus einer offiziellen
Enzyklopädie bestimmte Seiten zu entfernen, um sie durch solche zu ersetzen,
die gerade die neueste Lesart irgendwelcher Thesen wiedergaben oder
altgewohnte Dogmen außer Kraft setzten, sie sozusagen aus dem offiziellen
Gedächtnis strichen. Ich lächelte also verständnisvoll – war das nicht alles
Vergangenheit? War diese Welt nicht ein für alle Mal verschwunden?
Ein Jahr später war ich dessen nicht mehr so
sicher. Es war der 9. April 1995. Zur Feier des fünfzigsten Jahrestags
seiner Befreiung sah ich das KZ Buchenwald wieder, diesmal als offizieller
Gast neben vielen anderen, auch solchen aus dem Ausland. Außer der
Gedenkrede von Bernhard Vogel, dem thüringischen Ministerpräsidenten, waren
Ansprachen von Vertretern der Delegationen ehemaliger Häftlinge sowie von
Ex-Soldaten der amerikanischen Armee vorgesehen.
Als ich mich dem Appellhof näherte, wußte ich
nicht, ob ich träumte oder Außenaufnahmen zu einem Film beiwohnte: Der ganze
Platz war rot von kommunistischen Fahnen mit dem Hammer-und-Sichel-Emblem.
Als Bernhard Vogel seine Rede mit dem Dank an die Dritte US-Armee begann,
die das Lager befreit hatte, unterbrach ihn wütendes Protestgeschrei. Immer
wieder von empörten Zwischenrufern gestört, hatte er Mühe, die Ansprache zu
beenden. Danach ergriff Emil Karlebach das Wort. Der Repräsentant der
ehemaligen Buchenwald-Häftlinge legte sich weder auf die Amerikaner noch auf
die Russen als Lagerbefreier fest, als Kommunist aber, der er war, glaubte
er diese Rolle pauschal seinen Genossen zuweisen zu müssen. Kommunisten also
war, Karlebach zufolge, die Befreiung zu danken, und niemand erhob dagegen
Widerspruch.
Für die Wahrheit trat erst Naphtali Lau-Lavie
als Zeuge auf. Der Israeli, Vertreter der ehemaligen jüdischen
Lagerhäftlinge, war bei Kriegsende siebzehn Jahre alt. Nüchtern schilderte
er, wie es vor dem Eintreffen der Amerikaner am 11. April von seiten der
kommunistischen Mitgefangenen in Buchenwald nicht an solidarischer Hilfe,
vor allem für Kinder und Jugendliche gefehlt hatte. Lavie konnte sich auch
an Versuche der Kommunisten zur Selbstbefreiung erinnern. Sie mußten,
zwangsläufig, an den gegebenen Umständen scheitern – »bis zu dem Tag, an dem
die amerikanische Armee hier hereingekommen ist. Nur so hat man uns
gerettet. Das ist die Wahrheit, und diese Wahrheit müssen wir anerkennen.«
Er erhielt zwar keinen Beifall für die Rede, wurde aber auch nicht, wie der
Ministerpräsident vor ihm, niedergeschrien.
Wie würden die Medien auf dieses unglaubliche
Ereignis reagieren? Ich war gespannt. Kaum eine größere Zeitung in Ost und
West, kaum ein Hörfunk- oder Fernsehsender, der sich der skandalösen Seite
der Veranstaltung annahm und sie entsprechend kommentierte. Das ließ mich
frustriert zurück und mit dem unguten Gefühl, die Menschen in den östlichen
Bundesländern jetzt noch weniger zu verstehen als zuvor. Es brauchte einige
Zeit, um den Unterschied zu begreifen zwischen ideologisch verkrampften,
noch immer an alten Dogmen hängenden Kommunisten auf der einen Seite und dem
Gros der ehemaligen DDR-Bevölkerung auf der anderen.
Für unsere Sorgen vor dem Einfluß, den die
DDR nach der Wiedervereinigung auf Gesamtdeutschland ausüben könnte, blieben
die in letzter Minute vorgenommenen Kurskorrekturen der DDR ohne Bedeutung.
Wir lernten sehr bald, wie unbegründet unsere Befürchtungen gewesen waren:
Um politischen Einfluß auf die Bundesrepublik nehmen zu können, hätte es
mehr bedurft als eines mehr und mehr unglaubwürdig gewordenen Systems mit
einer in vierzig Jahren abgenutzt und hohl gewordenen Propaganda. Sie hatte
die Mehrheit der DDR-Bürger zuletzt immer weniger überzeugen können. Deren
Wunsch war es vor allem, sich der demokratischen Welt anzuschließen, sie
wollte sie weder erobern noch beeinflussen.
Das war deutlich auch der Zuschauerreaktion
bei einer Podiumsdiskussion anzumerken, die das ORB-Fernsehen (Ostdeutscher
Rundfunk Brandenburg) im Frühjahr 1996 in Berlin veranstaltete. Sie hing mit
meinem Entschluß zusammen, die alljährliche Feier zum Unabhängigkeitstag
Israels nicht wie bisher in Bonn, sondern erstmals in Berlin stattfinden zu
lassen. Die Entscheidung fiel übrigens gegen die Meinung meiner Mitarbeiter,
die wegen des Wechsels des Veranstaltungsorts befürchteten, die meisten
Gäste würden der Einladung fernbleiben. Mir ging es indessen um eine Ehrung
Berlins, der neuen, alten Hauptstadt, und um eine Geste in Richtung der
ostdeutschen Länder und ihrer Menschen, die jahrzehntelang – zumindest für
uns – in unerreichbar weiter Ferne gelebt hatten.
Die Idee des Senders, aus diesem Anlaß einen
Israel-Abend zu veranstalten, zahlte sich aus. Die Diskussion, die live
übertragen wurde, sollte sich vor allem mit den Beziehungen zwischen unserem
Land und der ehemaligen DDR befassen – ein heikles Thema, dessen Brisanz
vermutlich Gregor Gysi bewog, die Einladung zur Teilnahme »aus familiären
Gründen« abzulehnen. Statt seiner war es dann der ehemalige
DDR-Staatssekretär für Kirchenfragen, Kurt Loeffler, der sich den Fragen der
von Wiebke Bruhns geleiteten Runde mit der Journalistin und Schriftstellerin
Inge Deutschkron und dem Historiker Michael Wolffsohn stellte, vor einem
Publikum aus dem Ostteil Berlins, das sich ebenso kritisch wie ungeduldig
zeigte.
Loeffler hatte an diesem Abend wahrlich
keinen leichten Stand. Seine Versuche, die DDR-Politik gegenüber Israel
nachträglich zu rechtfertigen, blieben auf halbem Weg stecken. Vieles daran,
räumte er ein, sei auch ihm unverständlich gewesen, manches habe er auch gar
nicht gewußt. Alles in allem lief sein Diskussionsbeitrag eher auf ein »Mea
culpa« hinaus als auf die Verteidigung unhaltbar gewordener Positionen.
Um so aufschlußreicher und ergiebiger war die
Reaktion des Publikums. Sie ließ sich nicht nur an der Vielzahl, sondern
mehr noch am durchweg zustimmenden Inhalt der Briefe messen, die ich
hinterher in Bonn erhielt. Nur ein Herr, der sich selber als Kommunist
definierte, schrieb, ich solle mich hüten, meinen Kopf allzu weit aus dem
Fenster zu hängen, sonst fände ich ihn womöglich nicht mehr wieder ...
Die Geschehnisse im Dezember 1989 vor dem
sich abzeichnenden Ende der DDR, bei denen es zwischen ihr und Israel noch
zu Verhandlungen in Dänemark kam, fanden eine für mich unerwartete
Fortsetzung. Es war Moshe Arens, der damalige Außenminister Israels, der
mich im Februar 1990 einlud, ihn nach Bonn zu begleiten. Zweck der Reise war
ein Gespräch mit Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher. Arens wollte
drei Themen ansprechen. Zunächst ging es darum, die Wogen zu glätten, die
der Briefwechsel zwischen Bundeskanzler Kohl und Ministerpräsident Shamir im
Dezember 1989 in bezug auf eine eventuelle Wiedervereinigung verursacht
hatte. Sodann sorgte sich Arens um unsere Kontakte zur DDR, das heißt, er
konnte sich nicht denken, daß sie geheim geblieben waren; er fürchtete den
Zorn der Bundesregierung, besonders Außenminister Genschers. Und schließlich
wollte Arens seinem deutschen Kollegen die Schwierigkeiten unterbreiten, in
die wir im Rahmen unserer Beziehungen zur EG geraten waren.
Dieses letzte Thema sollte ich erläutern. Ich
war damals, wie gesagt, hauptsächlich mit unseren Belangen bezüglich der
Europäischen Gemeinschaft befaßt, deshalb auch derjenige gewesen, der von
Abel Matutes, dem für den Nahen Osten zuständigen EU-Kommissar, die
Nachricht erhielt, daß die Kommission Sanktionen gegen Israel verhängt
hatte.
Es war die Zeit der »Intifada«, des
Palästinenseraufstands gegen die israelische Besatzung mit extremen
Tätlichkeiten. Die Stimmung, die sich aus dieser angespannten Situation
ergeben hatte, wirkte sich auf die diplomatischen Vertretungen Israels in
der Welt verheerend aus. Ausschreitungen an den Hochschulen in den besetzten
Gebieten führten dazu, daß Israel diese Lehranstalten schloß, was die
EG-Kommission veranlaßte, von der Unterdrückung der Kultur in den besetzten
Gebieten zu sprechen und die kulturelle und wissenschaftliche Kooperation
zwischen der Europäischen Gemeinschaft und Israel einzustellen. Matutes,
seit 1996 spanischer Außenminister, hatte die bittere Nachricht verbal zwar
dahin abgeschwächt, daß er die Sanktionen mit dem französischen Wort
»mesures« umschrieb, doch das änderte nichts an den Tatsachen. Wir wollten
das Kind immer beim richtigen Namen genannt wissen. Israel hatte bis dahin
oft unter Androhungen von Sanktionen seitens der internationalen
Gemeinschaft zu leiden gehabt. Es war dies das erste Mal, daß sie in die Tat
umgesetzt werden sollten. Einziger Zweck meiner Reise war der Versuch, Herrn
Genscher zu erklären, wir seien der Ansicht, daß Deutschland sich nicht an
dem Vorhaben beteiligen solle.
Es war mein allererster Besuch in Deutschland
und in Bonn. Allerdings blieb ich nur diesen einen verschneiten Wintertag,
übernachtet habe ich in einem Hotel auf dem Venusberg. Das Gespräch fand am
nächsten Morgen im Auswärtigen Amt am Frühstückstisch statt. Was das erste
Thema anging, so war Genscher offenbar an keinem Streit gelegen, er wollte
keine Polemik. Als Arens zum Ausdruck brachte, er wolle die Geschichte der
Korrespondenz zwischen Kohl und Shamir in einem mehr versöhnlichen Licht
sehen, griff Genscher diese Äußerung sofort auf und deutete an, das
Mißverständnis sei ausgeräumt.
Zum zweiten Punkt, die auf Initiative der DDR
zustande gekommenen Kontakte mit Israel, erklärte Arens, darüber wolle er
nunmehr Bericht erstatten. Darauf ergriff sein Berater Michael Shiloh das
Wort, ehemaliger Gesandter an der israelischen Botschaft in Bonn und später
Botschafter in Oslo. Shiloh hatte die Gespräche mit Vertretern der DDR in
Kopenhagen geführt. Er nannte die drei Vorbedingungen, die wir der DDR für
die Aufnahme von Gesprächen über diplomatische Beziehungen gestellt hatten:
die Einstellung der feindseligen, halb antisemitischen, halb
anti-israelischen Propaganda, die Anerkennung der Verantwortung
Ostdeutschlands in bezug auf die deutschen Verbrechen in der Nazi-Zeit, und,
drittens, das Unterlassen jeder Unterstützung von extremistischen
Terroristen und die Schließung des Übungslagers in der Nähe von Buchenwald.
Zu diesem Zeitpunkt wußte Shiloh noch nicht,
wie die DDR auf unsere Forderungen reagieren würde. Erst als er im
darauffolgenden Monat erneut mit Botschafter Neumann in Kopenhagen
zusammentraf, erhielt er die erwähnte Stellungnahme der Modrow-Regierung,
die in allen Punkten unseren Bedingungen entsprach.
Genscher reagierte positiv auf unsere
Informationen, schrieb Shiloh in seinem Bericht nach Israel, er gab grünes
Licht, die Gespräche mit der DDR fortzusetzen. Ich persönlich habe seine
Antwort etwas anders in Erinnerung, mit einem leicht saloppen Unterton.
Sinngemäß sagte Genscher etwa: »Na, wenn es euch Spaß macht, jetzt mit der
DDR zu verhandeln, dann tut es. Mich wird das nicht stören ...« Immerhin
hatten wir die Gewißheit, daß unsere Kontakte mit der DDR für ihn kein
Streitobjekt waren.
Als wir die beiden empfindlichen Punkte
abgehakt hatten, wandten wir uns dem dritten zu. Arens stellte das Thema vor
– Sanktionen der EG gegen Israel – und machte den Vorschlag, ich solle es
ausführlich darlegen. Doch Genscher unterbrach und meinte, das sei nicht
nötig, er kenne das Problem und finde, daß die Kommission im Unrecht sei.
Erstens hätte sie keine Sanktionen gegen Israel verhängen sollen, zweitens
habe sie ihre Zuständigkeit überschritten. Er werde deshalb alles tun, um
den Beschluß zu annullieren, auch aus Gründen interner Überlegungen
hinsichtlich der europäischen Verfassung.
Die Wirklichkeit sah dann freilich anders
aus. Erst der Golfkrieg und die folgende Nahost-Friedenskonferenz im Oktober
1991 konnten die EG-Kommission dazu bewegen, die Sanktionen gegen Israel
aufzuheben.
Jener Wintertag in Bonn war für mich ein Tag
emotionaler Erfahrungen. Endlich war ich in Deutschland gewesen, hatte nun
sogar Verbindungen zu einem deutschen Ministerium und war fast erstaunt, wie
wenig mich das aufregte. Das Interesse an dem Land, das sich im Laufe meiner
Amtszeit in Brüssel entwickelt hatte, der Umgang mit Deutschen in
europäischen Gremien, vor allem aber, daß aus dem anfänglichen Interesse
zunehmend Neugier wurde, die ich mit Lesen stillte – alles das trug seit dem
Kurzbesuch am Rhein allmählich zur Entmystifizierung meines
Deutschlandbildes bei. Ich wußte, wie wichtig Deutschland für die
Europäische Union war, würde die Union aber auch für Deutschland wichtig
werden, womöglich unentbehrlich?
Viel über ein Land wissen bedeutet nicht, daß
man es kennt. Mitte der siebziger Jahre hatte ich als Sprecher des
Auswärtigen Amts in Jerusalem oft mit Auslandsjournalisten zu tun. Auf
Nahost-Probleme spezialisiert, reisten sie regelmäßig in arabische Länder.
Es war natürlich immer wieder interessant, von ihnen über die für uns
verbotene Welt zu hören, zu einer Zeit, da man nicht einmal eine Postkarte
von einem Teil Jerusalems in den anderen schicken konnte. Obwohl von ihnen
abgeschnitten, wußten wir immens viel über unsere Nachbarstaaten. Eine
Journalistengruppe, die ich eines Tages empfing, schwärmte geradezu vom
Kenntnisreichtum unserer Nahost-Experten. Ob Akademiker, Beamte oder
Geheimdienstoffiziere – nirgendwo sonst, nur in Israel gebe es so viele
Fachleute mit einem derart umfassenden Wissen über die arabische Welt.
»Nur«, fügten sie hinzu, »wenn sie auch alles wissen – verstehen tun sie
absolut nichts.«
Jahre später bestätigte sich, was damals ein
halb wohlmeinender, halb kritischer Scherz sein mochte. Der Frieden mit
Ägypten ermöglichte erstmals Reisen dorthin, später durfte man auch in
andere arabische Länder. Immer wieder bekam ich da von Experten, aus deren
Arbeiten ich die Grundlagen meines Nahost-Wissens bezog, das Eingeständnis
zu hören, nun erst fingen sie an, die Probleme der arabischen Welt wirklich
zu begreifen. Alle Kenntnisse, die Fülle aller Informationen hatten ihnen
bis dahin nichts genutzt.
Bevor ich die Lehren daraus voll auf mein
Verhältnis zu Deutschland anwenden konnte, hatte das Schicksal anderes mit
mir vor. Im Oktober 1991 erreichte mich das Angebot der Hebräischen
Universität in Jerusalem, der ersten und renommiertesten Hochschule Israels,
ihr Vizepräsident zu werden. Das Amt war mit zwei Sonderressorts
ausgestattet. Das erste umfaßte die Zuständigkeit für alle auswärtigen
Beziehungen der Universität, das zweite war dazu angetan, einen ehrgeizigen
Wunschtraum zu erfüllen, nämlich die Beteiligung an der Gründung eines
Instituts für Europäische Studien, das der Universität angeschlossen werden
sollte.
Während meiner Brüsseler Tätigkeit war ich
ohnehin zu der Erkenntnis gekommen, daß es in unseren Beziehungen zu Europa
eine große Lücke gab, die, wollten wir uns tatsächlich der EU annähern,
unbedingt geschlossen werden mußte. Faktisch, auf dem Gebiet des Handels und
der Wirtschaft, war die Union bereits zu unserem größten Partner geworden.
Für unsere Zukunft zeichnete sich ab, daß wir immer mehr auf eine Einbindung
in die EU angewiesen sein würden. Mittelfristig wird die Entwicklung unseres
Landes in der Tat von einer Zusammenarbeit mit Westeuropa abhängig sein.
Dieser, wie ich glaube, realistischen
Einschätzung entspricht leider nicht die Mentalität meiner Landsleute. Aus
unterschiedlichen Gründen haben sie sich in allen Schichten nach dem Zweiten
Weltkrieg allmählich von Europa entfernt, wozu gewiß auch die lange
nachwirkenden Erinnerungen an den Holocaust beigetragen haben. Die Israelis
haben nur noch Augen für die Vereinigten Staaten. Ohne die Freundschaft und
Zusammenarbeit mit den USA zu unterschätzen – ich halte sie nach wie vor für
unverzichtbar –, sehe ich das Abrücken von Europa unter ausgesprochen
negativen Vorzeichen, zu einem Zeitpunkt zumal, da es eigentlich zu einer
Hinwendung kommen müßte.
Die Teilnahme an Veranstaltungen, zu denen
ich des öfteren von Brüssel nach Israel eingeladen wurde, um über die
Europäische Union zu sprechen, verstärkte meinen Eindruck, daß die Israelis
durchaus die Probleme der EG verstehen und zugleich wissen, welche
Hoffnungen und welche neuen Möglichkeiten sich für sie dank der Europäischen
Union ergeben. Aber dieses Verständnis ist mehr ein intellektuelles und
theoretisches. In der Praxis sind es immer noch die USA, die als Ziel,
Partner und Schauplatz für Studien, persönliche Entfaltung, Investitionen
und alle möglichen Formen der Kooperation am ehesten in Betracht kommen.
Eine Liste der Hebräischen Universität mit den Namen der Professoren, die
sich zu dem Zeitpunkt, als ich dort meine Tätigkeit aufnahm, für ein
Sabbatjahr an ausländischen Universitäten aufhielten, zeigte, daß fast alle,
nämlich achtundneunzig Prozent, zu Gast in den Vereinigten Staaten waren –
ein vielleicht zufällig besonders hoher Anteil, doch ein durchaus typisches
Phänomen.
Ich sah nur eine Möglichkeit, die Situation
zu ändern, nämlich durch Erziehung. Ein Wechsel der Gewohnheiten, ein Wandel
der Mentalität läßt sich nicht willkürlich erzwingen, er kann nur allmählich
geschehen. Tatsache ist, daß man in Israel zwar viel über europäische Länder
wußte, aber es fehlte an Informationsmöglichkeiten über die Europäische
Union, über deren Institutionen, ihre Gesetzgebung, Wirtschaft und
gemeinsame Kultur. Als ich die Universität von der Notwendigkeit zu
überzeugen begann, ein Institut für Europäische Studien einzurichten, dachte
ich nicht so sehr an mich. Erst aus den zunehmend enger werdenden
Beziehungen in dieser Angelegenheit ergab sich, wie gesagt, 1991 das
Angebot, selber an die Universität zu kommen.
Um die neue Stelle anzutreten, bat ich das
Auswärtige Amt um Beurlaubung. Dahinter stand die Absicht, ganz aus dem
diplomatischen Dienst auszuscheiden. In Anbetracht meines Alters, meinte
ich, sei es an der Zeit, ein neues Leben mit einer neuen Karriere zu
beginnen. Meine Interessen waren ausschließlich darauf fixiert. Eine
Kündigung mit allen Konsequenzen aber kam nicht in Frage, weil ich nicht
wußte, ob mir der Einstieg in die Universitätslaufbahn gelingen würde. Ich
wollte die Brücken hinter mir nicht abbrechen.
Einige Kollegen im Auswärtigen Amt gaben mir
eine Abschiedsparty. Ich hielt eine kurze Rede und erklärte, daß ich in
voller Zufriedenheit schiede. Ich hätte einen höchst befriedigenden,
vielfältigen Weg hinter mir und glaubte, die Möglichkeiten, die der
diplomatische Dienst biete, ausgeschöpft
zu haben. »Theoretisch«, fügte ich hinzu, »könnte es darin
nur noch eine Herausforderung geben, und die wäre Deutschland. Aber das ist
vorbei, man kann im Leben nicht alles haben.« Ich verabschiedete mich mit
dem guten Gefühl, mein Bestes getan zu haben.
Wie erwartet, bereitete mir die Arbeit in der
Universität viel Freude. Die Erinnerung an die langjährige Tätigkeit im
diplomatischen Dienst verblaßte mehr und mehr. Doch als man 1993 wieder
einmal einen Botschafter für Deutschland suchte, entsannen sich Freunde und
Kollegen der Worte, mit denen ich den diplomatischen Dienst quittiert hatte.
Man rief mich an und fragte, ob mir Deutschland immer noch eine
Herausforderung bedeute, ob ich mir vorstellen könne, für den Posten des
Botschafters in Bonn zu kandidieren.
Der Anruf löste eine Flut widersprüchlichster
Empfindungen aus. Einerseits war es tatsächlich so, daß mich Deutschland mit
den Aufgaben, die mich dort erwarten würden, stark anzog, mit einer Kraft,
auf die ich mit mehr als nur mit Interesse oder Neugier reagierte.
Andererseits hatte ich mir einen neuen Wirkungskreis aufgebaut, hatte neuen
Ehrgeiz entwickelt und mich auf neue Arbeiten konzentriert, hatte auch einen
neuen Freundeskreis gewonnen. Außerdem wußte ich, daß ich, falls ich die
Universität verließe, um ins Auswärtige Amt zurückzukehren, keine andere
Laufbahn mehr beginnen könnte. Ich würde also Diplomat bleiben bis zum
Ruhestand, für einen Neuanfang wäre es dann zu spät. Das einzig Vernünftige
wäre, an der Universität zu bleiben.
Am Ende aller Überlegungen – Vernunft hin,
Vernunft her – stand der Entschluß, die Herausforderung anzunehmen. Meine
Familie und ich kamen im Oktober 1993 nach Deutschland. Von Frankfurt am
Main, wo die Maschine landete, fuhr die Familie direkt nach Bonn, während
ich nach Mannheim reiste, um mich dort meiner ersten wirklichen
Herausforderung zu stellen. Unvermeidlich und alles andere als leicht,
erfüllte mich schon der bloße Gedanke an sie mit einigem Bangen – das
Erlernen der deutschen Sprache.
Es ist, besonders in schon fortgeschrittenem
Alter, tatsächlich nicht einfach, sich eine fremde Sprache anzueignen. Für
mich kam erschwerend die Vorstellung hinzu, daß ich sofort mit dieser
Sprache würde umgehen müssen: Zum ersten Mal in meinem Leben würde ich in
einem Land arbeiten, dessen Sprache ich nicht beherrschte. Ich war das ganz
einfach nicht gewohnt. Außerdem wußte ich, daß alle meine Amtsvorgänger in
Bonn in ihrer Jugend deutsche Schulen besucht hatten, sie hatten Deutsch als
Muttersprache gehabt. Ich bin in Deutschland der erste Botschafter Israels,
der in Israel auch geboren ist, vorher in keinem deutschsprachigen Land
gelebt, nie eine deutsche Schule besucht hat.
Welchen Eindruck würde ein israelischer
Botschafter machen, der sich, anders als seine Vorgänger, nur mühsam und
fehlerhaft in der Sprache des Gastlandes ausdrücken konnte? Das durfte nicht
sein, nicht diese Blamage. So sperrte ich mich im Mannheimer Goethe-Institut
einen Monat lang regelrecht ein, um von morgens früh bis spät in die Nacht
nichts anderes zu tun als Deutsch zu lernen. Zu Hilfe kam mir dabei, daß
meine in Deutschland geborene Mutter mir ein Gefühl für die Eigenheiten
ihrer Sprache vermittelt hatte, für ihre Klangfarbe und die Art der
Betonung. Es war meine Aussprache, nach der meine Mitstudierenden am Anfang
den Eindruck gewannen, meine Deutschkenntnisse seien schon recht ordentlich.
In Wirklichkeit jedoch war mein Wortschatz gering. Ich verstand die
Nachrichten im Radio nicht, konnte weder deutsch schreiben noch deutsche
Zeitungen lesen, von Grammatik hatte ich nicht die geringste Ahnung.
Aber es gab noch ein anderes Problem. Vom
ersten Tag an stellte sich die Frage nach meiner persönlichen Sicherheit.
Sollte ich, wie heute auf Schritt und Tritt bewacht, von Sicherheitsbeamten
flankiert zur Sprachschule gehen, mit Begleitschutz in eine Klasse kommen,
die hauptsächlich aus Jugendlichen bestand und mich mit Neugier und Argwohn
verfolgen würde, wenn ich mich nicht unauffällig verhielte? Die nicht zu
verheimlichende Nähe von Sicherheitsleuten bot dafür die allergeringste
Gewähr. Folglich mußte man eine andere Lösung finden.
Da mich noch kaum jemand in Deutschland
kannte, ich mich noch bei keiner Behörde vorgestellt oder sonstwo öffentlich
in Erscheinung getreten war, durfte ich einen Monat lang in Mannheim ohne
Sicherheitsbeamte leben, allerdings mit anderer Identität. Zu der in meinem
Fall erteilten Ausnahmegenehmigung gehörte, daß die Verwaltung der
israelischen Botschaft den Personalfragebogen des Goethe-Instituts
ausfüllte. Dort erschien mein Name – ohne Vornamen – einfach als »Schmidt«,
sinnigerweise, denn aus den übrigen Angaben ging hervor, daß ich Israeli
sei, eine Weile in der Bundesrepublik leben und die Sprache erlernen sollte.
Prompt fragte mich die Lehrerin, als sie in der ersten Stunde die Fragebögen
der Schüler durchsah: »Wie ist Ihr Vorname, Herr Schmidt?« Auch nur einen
Moment zu zögern, hätte die Tarnung auffliegen lassen, ich dachte an meinen
»echten« Vornamen, der mit A anfängt, und log blitzschnell, da mir kein
anderer Name in den Sinn kam: »Albert!« Doch da ging es schon weiter: »Was
für einen Beruf haben Sie, weshalb wollen Sie jetzt eine Zeitlang in
Deutschland leben?« Wieder mußte die Antwort rasch kommen. Ich dachte an
meinen Sohn in Israel und sagte: »Ich bin Journalist, meine Zeitung heißt
›Ha’aretz‹, ich soll hier als Korrespondent für sie arbeiten.« Die Lehrerin
gab sich zufrieden, stellte aber die erste Aufgabe: Um sich einen ungefähren
Eindruck von meinen damaligen Deutschkenntnissen zu verschaffen, sollte ich
einen Aufsatz schreiben – über den Beruf, den ich angegeben hatte.
Mein Sohn Adar ist tatsächlich
»Ha’aretz«-Journalist, Chefredakteur für Auslandsnachrichten. Insofern fiel
es nicht schwer, mich in seine Haut zu versetzen und zu Papier zu bringen,
was er an meiner Stelle geschrieben hätte. Der Versuch gelang, wenn auch –
natürlich – mit allen nur möglichen Fehlern.
Wohl um uns zu »ermutigen«, überließ uns die
Lehrerin, Ursula Bodmer, nach einiger Zeit einen Text, der die
Schwierigkeiten eines Studierenden der deutschen Sprache auf den Punkt
bringt. Mark Twain, der amerikanische Schriftsteller, schrieb ihn sich aus
eigener leidvoller Erfahrung im vorigen Jahrhundert von der Seele. Unter der
Überschrift »Begabte Menschen können in dreißig Jahren Deutsch lernen«
schildert der Humorist, wie er sich zunächst mühelos »ein bißchen
Chinesisch, ein oder zwei indische Dialekte und ein paar klassische
Sprachen« aneignete, im Kampf mit der deutschen Sprache aber blieb diese
Sieger.
Sarkastisch geißelt Mark Twain die Fallen und
Widersprüche des Deutschen. »Zum Beispiel die Verteilung des Geschlechts: Im
Deutschen ist ein junges Mädchen geschlechtslos, eine Steckrübe dagegen
nicht, sie ist weiblich. Welch unangemessene Hochachtung vor der Steckrübe,
welche Kälte gegen das Mädchen! Und weiter: Mund, Hals, Busen, Ellbogen,
Finger, Nagel und Fuß – das alles ist männlich, wie überhaupt der ganze
Körper als solcher. Der Kopf oder das Haupt ist männlich oder
geschlechtslos, je nachdem, welches man wählt, nicht etwa, wem dieser
Körperteil gehört, denn in Deutschland haben auch die Frauen männliche oder
geschlechtslose Köpfe. Dagegen haben alle Leute weiblich: Nasen, Lippen,
Schultern, Hände, Hüften, Zehen usw., andererseits haben aber ihre Haare,
ihre Augen und Ohren, ihr Kinn und ihr Gewissen überhaupt kein Geschlecht.«
Problematisch am Deutschen findet der
Amerikaner auch die, wie er sie nennt, »Klammerkrankheit«, die Neigung zu
langen, unentwirrbaren Gebilden aus Schachtel- und Nebensätzen. Seine
Studien hätten ihn davon überzeugt, meint er schließlich, »daß ein sehr
begabter Mensch in dreißig Jahren Deutsch lernen kann ... Unbegabte brauchen
länger. Sollte die deutsche Sprache so bleiben, wie sie ist, ohne etwas
gestutzt und allgemein überholt zu werden, dann sollte man sie behutsam und
ehrfürchtig beiseite legen, zu den anderen toten Sprachen, denn nur ein
Toter hat Zeit, sie zu lernen.«
Und ich sollte es in vier Wochen schaffen?
Immerhin, es war ein glücklicher Monat, den ich in Mannheim verbrachte.
Unverhofft konnte ich in meinem Alter noch einmal wie ein Student leben,
mich zum ersten und letzten Mal in Deutschland frei bewegen, zu Fuß oder auf
dem Rad, ohne begleitet und beschützt zu werden. Mannheim kenne ich deshalb
besser als jede andere Stadt in Deutschland, scherzhaft nenne ich sie oft
meine deutsche Heimatstadt. Zwei Jahre nachdem ich sie als Sprachschüler
verlassen hatte, durfte ich mich während einer Feierstunde in das Goldene
Buch der Stadt eintragen.
Am vorletzten Tag, ich saß in der Mediathek,
kam der Institutsleiter Reinhard Dinkelmeyer auf mich zu: »Entschuldigen
Sie, Herr Schmidt, darf ich eine Minute stören?« Sein Anliegen war, daß
seine Frau, eine Journalistin, einen Beitrag für die Hamburger »Zeit« über
Auslandskorrespondenten in Deutschland vorbereitete und mich zu interviewen
plante. Das war, wenn ich an meine gefälschte Identität dachte, ein
Vorhaben, das übel für mich ausgehen konnte. Also versuchte ich abzuwehren:
Ich sei nicht der richtige Partner für ein solches Interview, schließlich
hätte ich meine Tätigkeit für »Ha’aretz« noch gar nicht angetreten, sei noch
nicht einmal in Bonn gewesen. Das wisse er, sagte Dinkelmeyer, es ginge
seiner Frau auch nicht darum, etwas über den Alltag ausländischer
Korrespondenten zu erfahren. »Von Ihnen will sie wissen, warum eine
israelische Zeitung einen Korrespondenten eigens nach Deutschland schickt.
Welche Erwartungen dahinter stehen und wo die Schwerpunkte Ihrer Arbeit
liegen werden.« Das leuchte mir ein, sagte ich, es ließe sich auch manches
zu den Fragen sagen, nur hätte ich leider keine Zeit. Ich vertröstete ihn
auf morgen.
Der Tag darauf war mein letzter in Mannheim.
Während ich mich noch in der Mediathek aufhielt, wartete unten schon der
Fahrer. Die Koffer waren bereits im Wagen, um ihn herum standen die
Sicherheitsbeamten, die aus Bonn gekommen waren. Jetzt, dachte ich, ließ
sich nichts mehr verheimlichen.
Da kam Frau Dinkelmeyer, um, wie angekündigt,
ihre Fragen zu stellen. Als sie nach einem geeigneten Platz Ausschau hielt –
»Herr Schmidt, was glauben Sie, wo können wir uns setzen?« –, ließ sich mein
Geständnis nicht mehr länger aufschieben. Ich sei nicht derjenige, für den
man mich wochenlang gehalten habe, sagte ich. »Aber bevor ich Ihnen die
Wahrheit sage und damit Sie glauben, daß ich Ihnen nicht wieder eine falsche
Geschichte erzähle, sehen Sie sich bitte diesen Paß an.« Ich überreichte ihr
meinen Paß, sie schlug ihn auf, sah aber offenbar nicht auf das Foto,
sondern las nur meinen Namen, den richtigen, und meinen Titel. Verblüfft
blickte sie mich an: »Ich verstehe nicht, was das mit uns zu tun hat. Dieser
Paß von irgendeinem Botschafter – was soll ich damit?«
Erst als ich sie bat, sich das Bild
anzusehen, begriff sie die Zusammenhänge und ließ erschrocken den Paß auf
den Tisch fallen. Ich versuchte, ihr zu erklären, warum ich gezwungen
gewesen war, meine wahre Identität hinter der eines Herrn Schmidt zu
verbergen. »Heißt das nun«, fragte sie, »daß ich Sie mit ›Exzellenz‹
ansprechen muß?« Schließlich, als sich ihre Verwirrung ein wenig gelegt
hatte, bat ich Frau Dinkelmeyer, sie zum Mittagessen einladen zu dürfen,
sozusagen als Entschädigung – wir hatten diese Stunden ja ohnehin für ein
Gespräch reserviert. Es nahm, als wir gut gelaunt am Tisch saßen, einen
anderen, von den ursprünglich geplanten Themen abweichenden Verlauf. Und
urplötzlich wurde mir bewußt, daß dies nach einem Monat intensivsten Lernens
das erste Mal war, daß ich mich mit jemandem deutsch unterhielt.
Dann machte ich mich auf den Weg nach Bonn.
Meine Frau Ziona und ich haben, um uns auf
Deutschland vorzubereiten, nicht nur viel gelesen und gelernt. Wir erhielten
vor der Abreise auch manche praktischen Ratschläge, vor allem vom ehemaligen
Botschafter Miki Ben-Ari und dessen Frau Pnina. Bei der Ankunft fühlte ich
mich trotzdem wie vor der »Stunde Null«. Was würde mich erwarten?
Daß Deutschland mir als Herausforderung
erschienen war, stand außer Frage. Ich sah mich indessen außerstande, diese
Herausforderung zu präzisieren, und damit verschwammen unweigerlich auch die
Umrisse meines Auftrags. Gewiß, ich war gut informiert, hatte viel über
Deutschland gelesen und gehört und wußte doch zugleich, daß Lesen und Hören
für eine wirklich fundierte Urteilsbildung nicht ausreichten. Nachdenklich
machte mich auch ein Kapitel in dem schon erwähnten Buch »In schwieriger
Mission« eines meiner Vorgänger, Yohanan Meroz, der von 1974 bis 1981
Botschafter in der Bundesrepublik gewesen war. Ich las das Buch noch vor der
Abreise, neugierig, etwas über die Schwierigkeiten der Mission zu erfahren,
die nun meine sein würde.
Meroz schrieb: »Die entscheidenden
Schwierigkeiten hat der in Deutschland weilende Israeli ... nicht mit
äußeren Formen ... Das wirkliche Problem liegt in seinem Nichtwissen um die
Person vieler Gesprächspartner, die zur Hitlerzeit nicht mehr Kinder waren,
er trifft sie auf Schritt und Tritt im öffentlichen wie im privaten Leben.
So ist es noch immer unvermeidbar, daß der israelische Diplomat in Ausübung
seiner Aufgabe auf Menschen stößt, stoßen muß, die die braune Zeit nicht nur
erlebt, sondern aktiv an ihr teilgenommen haben.«
Diese Teilnahme, führt Meroz aus, mag
»objektiv« als belanglos angesehen werden, für den Israeli aber, wohl für
jeden Juden, gewinne eine derart vermeintliche Harmlosigkeit sofort eine
andere Dimension. Er selbst sei »stets von der harten Voraussetzung
ausgegangen, daß man das Dritte Reich nur durch bewußte Gleichschaltung –
freiwillige oder erzwungene – überstehen konnte, und das bedeutete
›Mitmachen‹.« Auch auf die Gefahr hin, Unbescholtenen Unrecht zu tun, habe
er es nicht über sich gebracht, in unklaren Fällen die Regel »in dubio pro
reo« walten zu lassen. Und: »Wo ich belastendes Wissen hatte und einer
zweckdienlichen Begegnung nicht ausweichen konnte, vollzog ich eine rigorose
Trennung zwischen beruflicher Unverzichtbarkeit und persönlicher
gesellschaftlicher Verweigerung.«
Für ihn sei der Ekel, den er beim Betreten
des Zimmers eines ehemaligen Parteigenossen oder SS-Mitglieds empfand,
leichter zu überwinden gewesen als die »Sorge, durch emotionelle Schwäche
das Interesse Israels zu beeinträchtigen.« Man könne als »guter« Israeli
auch anders reagieren. »Doch so oder so, vor Entscheidungen dieser Schwere
steht ein israelischer Botschafter in Bonn ständig, und er hat sich ihnen zu
stellen.«
Dieses Selbstzeugnis von Meroz mochte
hochinteressant, sogar bewegend sein, aber ich glaubte nicht, daß es für
meine künftige Arbeit von großer Bedeutung sein würde. Wie sollte es auch –
diejenigen, die in der NS-Zeit aktiv gewesen waren, wo und wie auch immer,
befanden sich im Ruhestand, waren, sofern Meroz sie noch erlebt hatte,
womöglich tot. Ich verstand Meroz gut, die Bundesrepublik muß sich, wie ich
jahrelang israelischen Presseberichten entnommen hatte, unendlich
schwergetan haben bei dem Versuch, sich des Erbes der großdeutschen
Vergangenheit zu entledigen. Da waren nach dem Krieg, wie es hieß, in Ämter
und Behörden wieder Nazis eingezogen. Mancher Kriegsverbrecher hatte wenn
nicht mehr den alten, so doch einen vergleichbar neuen Posten inne, der ihm
Macht und öffentlichen Einfluß gab; ganze Gremien wurden von Alt-Nazis
geleitet, ohne daß irgend jemand daran Anstoß nahm. Erst 1958, nach der
Einrichtung der Zentralstelle für die Verfolgung von Naziverbrechen in
Ludwigsburg, habe die systematische Jagd auf NS-Straftäter begonnen,
berichtet Inge Deutschkron in ihrem Buch »Mein Leben nach dem Überleben«.
Der Versuch, die Vielzahl der Verbrechen aufzuklären, sei ein »schier
unmögliches Unterfangen« gewesen, zumal die wenigen ermittelnden
Staatsanwälte nicht sicher sein konnten, »ob eine Aufklärung jemals oder nur
lax erfolgte. Schließlich wurde die Polizei zu jener Zeit in erheblichem
Maße von ehemals leitenden Funktionsträgern der SS beherrscht. Von den 33
leitenden Stellen der Kriminalpolizei in Nordrhein-Westfalen waren 20 von
ehemaligen SS-Sturmbannführern und SS-Hauptsturmführern besetzt.«
Solche und ähnliche Geschichten gingen mir
durch den Kopf, als ich im Auto auf dem Weg nach Bonn war. Was mich fast
noch mehr beunruhigte als die unzulängliche und nur halbherzig betriebene
Verfolgung von Nazi-Verbrechen, war der Gedanke, daß die NS-Justiz, die so
viel Unrecht produziert hatte, ihre Art der Rechtsprechung auch noch lange
nach dem Krieg fortgesetzt hat, mit oft grotesken, in jedem Fall
deprimierenden Urteilen. Sie machten deutlich, wie unheilvoll lebendig der
Geist der einstigen Sonder- und Standgerichte selbst noch in den fünfziger
Jahren war. Aber auch diese Dinge, sagte ich mir, gehörten der Vergangenheit
an.
Immerhin, es hatte sie gegeben. Bald nach dem
Krieg, 1946, etwa den Fall des Journalisten Garbe, den das Lübecker
Landgericht für fünf Monate ins Gefängnis schickte. Wegen Abhören eines
»Feindsenders« Ende 1943 von einem Militärgericht in Stralsund zum Tode
verurteilt, konnte Garbe, nachdem er einen Polizeibeamten niedergeschlagen
hatte, flüchten und bis Kriegsende untertauchen. Die Anklage in Lübeck
erfolgte wegen »Widerstands gegen die Staatsgewalt« und »versuchten
Totschlags«. Im März 1947 bestätigte das Oberlandesgericht Kiel das Urteil
mit der Begründung, die Amtstätigkeit eines Vollzugsbeamten sei »bei
pflichtgemäßer Vollstreckung immer rechtmäßig«. Ingo Müller, der diesen Fall
in seinem Buch »Furchtbare Juristen« dokumentiert, merkt dazu lakonisch an:
»Garbe wurde also dafür bestraft, daß er sich vom NS-Staat nicht hatte
hinrichten lassen.«
Aus anderen Urteilen, die Müller sammelte,
geht hervor, wie nachsichtig und verständnisvoll die Justiz der jungen
Bundesrepublik vielfach mit Leuten verfuhr, die als ehemalige NS-Richter auf
der Anklagebank saßen. Nicht selten wurde das Unrecht, das sie vor 1945
gesprochen hatten, nachträglich durch Freisprüche sanktioniert wie in jenem
Verfahren gegen die Kasseler Sonderrichter, die einen Ingenieur wegen
»Rassenschande« zum Tode verurteilten. Es seien »die damaligen
Kriegsverhältnisse zu berücksichtigen«, meinte das Landgericht Kassel 1952,
ein »Rechtsirrtum« habe nicht vorgelegen. In anderen Fällen wurde Richtern
oder anderen Amtsträgern Pflichtwidrigkeit vorgeworfen, weil sie die
Bestätigung von noch kurz vor Kriegsende verhängten Todesurteilen verweigert
und für ihren Mut mit dem Leben gebüßt hatten.
Bekannt war auch die mangelnde Bereitschaft
deutscher Gerichte in der Nachkriegszeit, Menschen zu rehabilitieren, die im
Dritten Reich Opfer politischer Gewalt geworden waren. Oft bestand ihr
Vergehen allein darin, daß sie Menschlichkeit bewiesen hatten in einer Zeit,
die zunehmend barbarischer wurde. Ingo Müller erzählt die Leidensgeschichte
einer Frau, die während des Kriegs als damals Siebzehnjährige ein
Liebesverhältnis mit einem jungen polnischen Fremdarbeiter eingegangen war.
Der achtmonatigen Gefängnisstrafe, die sie dafür erhielt, folgten – nach
einem Schutzhaftbefehl Reinhard Heydrichs – zwei Jahre KZ-Haft in
Ravensbrück, nach denen die vom Tod Gezeichnete als »nicht mehr lagerfähig«
zu ihren Eltern zurückgeschickt wurde. Im späteren Streit um Entschädigung
und Rente für die erlittenen schweren Gesundheitsschäden siegten die
Gerichte. Sie bestritten rundweg, daß es für die Verurteilung der Frau
eindeutige politische Gründe gegeben hatte; auch Heydrichs Schutzhaftbefehl
beruhe »auf allgemeinen sicherheitspolitischen Erwägungen, nicht aber auf
der Absicht, die Klägerin politisch zu verfolgen«. Nach deren Tod, sie wurde
nicht älter als siebenundzwanzig, haben ihre Eltern versucht, die
Entschädigungsansprüche der Tochter gerichtlich durchzusetzen. Auch sie
hatten keinen Erfolg.
Auf dem Weg nach Bonn war mir natürlich nicht
jedes Detail dieser Geschichten gegenwärtig. Wohl aber wußte ich, daß sie
sich wirklich ereignet hatten, so etwa wie ich wußte, daß Hans Globke, der
Mitverfasser eines Kommentars zu den sogenannten Nürnberger Erlassen, dem
großen Adenauer als Staatssekretär und engster Berater gedient hatte. Das
einzig Tröstliche an dem einen wie dem anderen war, daß es der Vergangenheit
angehörte.
Als Gesandter in Paris mit Botschafter
Asher Ben Natan (zuvor erster israelischer Botschafter in Bonn) und
Außenminister Yigal Alon (rechts), 1975.
Denn längst hatten, das war auch in Israel
bekannt, die ehemaligen Amtsträger des Dritten Reiches die oft sehr
einflußreichen Posten verlassen, die sie nach Kriegsende bekleideten. Es gab
keine Alt-Nazis an der Spitze der Regierung mehr. Das Wort von der »Republik
der Restauration«, das in den fünfziger, selbst noch in den siebziger Jahren
so häufig zu hören gewesen war, entsprach nicht mehr der Wirklichkeit. Es
war tatsächlich ein anderes Deutschland entstanden. Ich konnte deshalb davon
ausgehen, daß sowohl für die Dauer meiner Amtszeit wie auch für das Amt
selbst und für mich persönlich die Berichte von Yohanan Meroz nicht mehr
relevant waren. Botschafter Ben Natan hatte, während er in Bonn amtierte,
noch einen Mann wie Gerhard Schröder, ehemaliges SA- und NSDAP-Mitglied, als
bundesdeutschen Außenminister fungieren sehen. Und Ben Natan erlebte,
während er in Bonn war, auch noch den Kanzler Kurt Georg Kiesinger, einst
ebenfalls Angehöriger der Nazi-Partei und im Auswärtigen Amt des Dritten
Reiches zuständig für Propaganda.
Die Probleme also, die meine Vorgänger
beschäftigt hatten, würden nicht mehr die meinen sein. Ich kannte sie, war
sogar verpflichtet, sie zu kennen, würde mich aber nicht mehr auf
sie einlassen müssen, davon war ich fest überzeugt. Beispielsweise die
sogenannte Verjährungsfrage, deren Schwierigkeiten Ben Natan und Meroz
intensiv beschäftigt hatten.
Nachdem 1960 in der Bundesrepublik die
fünfzehnjährige Verjährungsfrist für Totschlag abgelaufen war, bestand die
Gefahr, daß 1965 auch die Verjährungsfrist für Mord, auf zwanzig Jahre
festgesetzt, unwiderruflich rechtskräftig werden würde. Daß dies, wenn nicht
noch etwas Entscheidendes geschah, nicht nur den Unwillen des jüdischen
Volks hervorrufen mußte, konnte man sich leicht vorstellen. Viele
Nazi-Verbrecher, in Deutschland bis dahin kaum oder nur sehr milde bestraft,
hätten sicher sein dürfen, künftig nicht mehr belangt oder, falls es doch
zur Anklage gekommen wäre, freigesprochen zu werden. Da es im Deutschen
Bundestag keine Mehrheit gab für die Aufhebung der Verjährungsfrist für Mord
oder Völkermord, einigte man sich auf einen Kompromiß. Er wurde dadurch
ermöglicht, daß man nicht das Jahr des Kriegsendes, 1945, sondern das
Gründungsjahr der Bundesrepublik als Stichjahr für den Beginn einer
ordentlichen deutschen Rechtssprechung festlegte. Die Debatte wurde 1969
fortgesetzt, und wieder war es nur eine kleine Bundestagsmehrheit, die als
Kompromiß eine weitere Verlängerung der Frist um zehn auf dreißig Jahre
durchsetzen konnte, gerechnet ab 1949. Als 1979 das Thema erneut auf die
Tagesordnung kam, wurde endlich die Unverjährbarkeit von Mord und Völkermord
beschlossen, wenn auch mit einer wiederum geringen Mehrheit von nur 253
gegen 228 Stimmen.
In Israel nahm man das Ergebnis mit
Genugtuung auf. Noch immer waren die Beziehungen zwischen unseren Staaten
sensibel, trotz der gemeinsamen Fortschritte während der nunmehr schon
jahrzehntelang bestehenden diplomatischen Beziehungen. Wie krisenanfällig
das Verhältnis war, zeigte sich anläßlich des Golfkriegs. Als Saddam
Hussein, der Diktator in Bagdad, Kuweit überfiel und auch andere
Nachbarstaaten bedrohte, hatte er eigentlich keinen Grund, seine
Feindseligkeit auch gegen Israel zu richten. Gegner gab es für ihn rundum
genug. Außer Iran, mit dem Hussein kurz vorher einen achtjährigen Krieg mit
fragwürdigem Ergebnis beendet hatte, waren es andere arabische Nachbarn,
außerdem, im Zusammenhang damit, die Westmächte, die diese Länder
unterstützten. Raketenangriffe auf ein Land wie das unsere, das am Golfkrieg
unbeteiligt war und nicht an den Irak grenzte, waren also nichts anderes als
Ausdruck des traditionellen Hasses, mit dem Hussein Israel verfolgte. Der
Beschuß kam aus einer Entfernung von rund tausend Kilometern. Hussein drohte
mit dem Einsatz von Sprengköpfen mit chemischen Kampfmitteln, schreckte
sogar nicht vor dem Gedanken zurück, Israel mit Atomraketen zu treffen. Auf
Druck des Westens mußte unser Land sich jeglicher Reaktion enthalten. Die
Wut im Volk war deshalb enorm und richtete sich keineswegs nur gegen den
Irak. Davon betroffen waren vor allem auch die Westmächte. Sie hatten zur
Aufrüstung der irakischen Streitkräfte beigetragen und es ihnen überhaupt
ermöglicht, nach eigenem Belieben mit Massenvernichtungswaffen zu drohen.
Während sich der Zorn gegen Frankreich,
England oder Italien noch in Grenzen hielt, brach helle Empörung aus, als
Vermutungen laut wurden, deutsche Fabriken hätten den Irak mit chemischen
Kampfstoffen versorgt. Vorerst war es nur ein vager Verdacht, doch weckte er
sofort schreckliche Erinnerungen an Zyklon B, jenes Gas, mit dem die
I.G.-Farbenwerke während des Kriegs die Gaskammern der deutschen
Vernichtungslager beliefert hatten. Trotz aller Gelassenheit im Alltag
unserer Beziehungen – was Israel betraf, so waren, wie sich wieder einmal
zeigte, die alten Wunden noch nicht verheilt.
Mein Amt in Bonn trat ich mit vielen
ungewissen Erwartungen, aber auch mit einigen konkreten Vorstellungen an.
Meine besondere Aufgabe, dachte ich, werde in der Vertiefung der
Zusammenarbeit zwischen unseren Ländern in allen Bereichen liegen, mit dem
Schwerpunkt der Entwicklung von Beziehungen zwischen Israel und der
Europäischen Union mit deutscher Hilfe. Natürlich war ich nicht so naiv
anzunehmen, die Vergangenheit würde aus meiner Tätigkeit völlig
ausgeklammert sein, ich glaubte aber auch nicht an ihre tagtägliche Präsenz.
Bald wurde ich eines anderen belehrt.
Zu den ersten Einsichten, die ich gewann,
gehörte, daß die Jahre seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs die Deutschen
von der Nazi-Zeit nicht entfernt haben – eher verhält es sich umgekehrt.
Viele haben die Not, die Vergangenheit zu verdrängen, mit dem Fortgang der
Zeit gewissermaßen überwunden. Wenn meine Vorgänger erzählten, sie hätten
das Wort »Schlußstrich« oft schon in den sechziger Jahren gelesen oder
gehört, könnte ich Gegenteiliges berichten. Was man in den sechziger und
siebziger Jahren unter Vergangenheitsbewältigung verstanden hat, war im
Grunde nur der Versuch, der Vergangenheit und der Erinnerung an sie zu
entrinnen.
Immer wieder begegne ich dem aufrichtigen
Willen, die dunkle Last der jüngeren deutschen Geschichte beim Namen zu
nennen und sie zu erörtern. In allen Kreisen, mit denen ich in Berührung
komme – Politiker, Unternehmer, Studenten, Journalisten, Künstler –, werde
ich auf diese Vergangenheit angesprochen. Nie bin ich es, der das Gespräch
darüber beginnt. Der Anstoß dazu kommt stets von der anderen Seite – eine
intellektuelle Herausforderung an mich, die mich unablässig zum Nachdenken
über die Vergangenheit zwingt, damit aber auch zum besseren Kennenlernen und
Verstehen der Deutschen. Viele erschütternde Erfahrungen, die ich seit
meinem Amtsantritt machte, haben mich über die deutsche Vergangenheit mehr
gelehrt und auch menschlich stärker berührt als alles, was ich vorher über
sie gelesen habe.
Was lag nach meiner Ankunft am Ort des
Regierungssitzes näher, als mich mit der Gliederung der Bundesregierung und
der Struktur einzelner Bundesbehörden zu befassen? War die Regierung selbst
mit der jedes anderen demokratischen Staates im Westen vergleichbar?
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Inhaltsverzeichnis
Erschienen 1997 beim Ullstein-Verlag, Berlin
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