hebraeisch.israel-life.de / israel-tourismus.de / nahost-politik.de / zionismus.info
Judentum und Israel
haGalil onLine - http://www.hagalil.com
     

 

ynet.co.il

Waffenstillstand als trügerische Hoffnung:
TATSÄCHLICH EINE "HUDNA CIVIC"?

„Hudna“ bedeutet einen temporären Waffenstillstand zwischen den moslemischen Gemeinden und/oder zwischen ihnen und der Außenwelt. Die Hudna ist als Ehrenwort verpflichtend, wie ein religiöser Schwur: in der langen Geschichte des Islam sind kaum Fälle eines einseitigen Verstoßes gegen eine Hudna bekannt.

Als der Gedanke einer Hudna erstmals von nicht-staatlichen Stellen in Israel angesprochen wurde, war sein Ziel klar: die palästinensische Zivilbevölkerung für eine andauernde und totale Einstellung der Anschläge gegen Israel zu gewinnen. Gleichzeitig musste sich Israel dazu verpflichten, von Liquidierungen abzusehen. Während der Hudna - so hofften die Urheber des Gedankens - werden sich Vertreter Israels und der PA an den Verhandlungstisch setzen und versuchen, ohne Waffen die Kontroversen beizulegen. Die Hudna wurde als Gegenteil der Intifada dargestellt.

Aus dieser „bürgerlichen Hudna“, einer „Hudna Civic“, wurde jedoch nichts. Stattdessen entwickelte sich der Gedanke zu etwas völlig Anderem: zu Gesprächen zwischen zwei radikalen islamischen Terrororganisationen auf der einen Seite (Hammas und Jihad), und der PA (Palästinensische Autonomiebehörde mit dem Präsidenten Jasir Arafat und dem Premier Abu-Masen) auf der anderen Seite. So entstand eine absurde Situation, in welcher die PA die israelische Regierung vor den Führungen der Hammas und des Jihad repräsentiert, die, angespornt von ihrem neuen, erhobenen Status, es wieder einmal nicht eilig haben, die Anschläge einzustellen. Sie feilschen, betrachten distanziert die Bereitschaft der PA, sie in die nationale Führung aufzunehmen, d.h. in die palästinensische Regierung, eine Ehre, die bisher nur der El-Quaida in der Taliban-Regierung zuteil wurde. Bis diese von den Amerikanern vernichtet wurde.

Die israelische Regierung unter Ariel Sharon befindet sich also, zwar indirekt jedoch völlig offen, in Verhandlungen mit Terrororganisationen, die in anderen Staaten, auch in arabischen und moslemischen, als verfassungswidrig erklärt wurden und verfolgt werden. Wären die Herren von Hammas in Ägypten tätig, zum Beispiel, lägen ihre Leichen schon längst in Massengräbern in der Wüste.

Wenn unsere Regierung glaubt, das nationale Interesse verpflichte sie dazu, einen Dialog mit Hammas zu eröffnen, dann muss der diesbezügliche Beschluss mit der israelischen Öffentlichkeitsmeinung abgewogen werden, und es müssen auch die Auswirkungen auf den weltweiten Antiterrorkrieg in Betracht gezogen werden. Man darf sich jedoch nicht hinter der Hudna verstecken, die jetzt in Gaza, in Ramallah und Kairo zusammengebraut wird. Diese Hudna bedeutet nicht, dass die Gewalt eingestellt, die Rechte der anderen Seite anerkannt oder zum Weg der Verhandlungen zurückgekehrt wird, sondern sie ist ein Preis und eine Legitimierung für die Terrororganisationen, deren Existenzberechtigung sich auf mörderische Gewalt gegen Zivilisten stützt.

Und was wird das konkrete Ergebnis einer Regelung zwischen der PA und den islamischen Terrororganisationen sein? Wie immer bei Regelungen zwischen Mördern und Beamten: mit der Zeit werden die Beamten weniger, und die Mörder vermehren sich.

Die Falle der Hudna

Jedioth achronoth Guy Bachor

Es ist fraglich, ob eine Übereinkunft zwischen den diversen palästinensischen Gruppierungen über einen temporären Waffenstillstand mit Israel erzielt werden wird. Zunächst, da sie über Israel und die Anschläge sprechen, jedoch sich selbst meinen, nämlich die Frage, wer aus den zweieinhalb Jahren Intifada gestärkt, und wer geschwächt hervorgegangen ist.

Die israelische Gesellschaft wünscht sich einen Waffenstillstand mit den Palästinensern, und deshalb fiel das Gerede über eine Hudna bei uns auf offene Ohren. Aber gerade diese Initiative könnte Israel in einige Fallen bringen, denen danach nur schwer zu entkommen ist.

Hudna bedeutet im Wesentlichen einen Waffenstillstand auf Anweisung der Glaubensführer, bis zur Wiederaufnahme der Kämpfe. Die Regeln für eine Hudna sind tief verwurzelt und stützen sich auf den Glauben an die Überlegenheit des Islam. Deshalb ist eine Anerkennung der Hudna durch Israel nicht nur die Bestätigung, minderwertig und ketzerisch zu sein, sondern Israel stimmt damit auch zu, dass die Kämpfe mit der Hammas wieder aufgenommen werden. Sollte man nicht lieber bei den national-modernen Begriffen bleiben, wie Grenzen, Friedensverträge und Abkommen, die zwischen Menschen geschlossen werden und nicht Befehlen des Korans unterliegen?

Darüber hinaus bedeutet eine Hudna, dass nicht nur die PA mit der Hammas als gleichberechtigten Partner verhandelt, sondern auch Ägpyten, andere arabische Staaten und indirekt auch Israel. Dadurch wird die Hammas zum zentralen palästinensischen Sprecher. Ihre Führer werden entscheiden, ob und wann das Feuer eingestellt, und ob und wann es wieder aufgenommen wird.

Und es besteht auch die Gefahr, dass Israel in eine alt-neue Falle gehen wird. Die Übereinkünfte der Aktionen „Rechenschaftsablegung“ und „Früchte des Zorns“ machten die IDF-Soldaten zu Enten auf dem Schießstand. Israel verpflichtete sich dazu, keine libanesischen Zivilisten zu schädigen, und die Hisbollah verpflichtete sich dazu, keine Katjushas auf den Norden Israels abzufeuern, wobei Angriffe gegen Soldaten keine Erwähnung fanden. Diesmal verpflichtet sich die Hammas dazu, keine Anschläge in Israel zu verüben, während sich Israel verpflichten muss, keine Liquidierungen vorzunehmen, während Siedler und IDF-Soldaten in den Gebieten nicht erwähnt werden. Israel besteht zwar auf die Liquidierung „tickender Bomben“, der weltweite Druck auf Israel wird jedoch jede Liquidierung als Verstoß gegen den Waffenstillstand werten.

Israel muss sich und andere an die ursprüngliche Roadmap erinnern, die bereits in Vergessenheit geraten zu sein scheint, in der nicht von einer Hudna gesprochen wird. Wenn die PA nationale Erfolge verzeichnen will, dann muss sie etwas tun, was sie bisher nie getan hat: gegnerische Organisationen auflösen, die Hetze einstellen, Gewalt verhindern und ein neues palästinensisches Klima herstellen. Das ist eine der Lehren, die uns die Intifada der Palästinenser vermittelt hat.

Hintergrund zur ersten Hudna-Initiative des israelischen Präsidenten
(die damals von A.Scharon abgelehnt worden war):

hagalil.com 20-06-03


Spenden Sie mit PayPal - schnell, kostenlos und sicher!
Theodor Herzls Altneuland 18.80Euro!

haGalil.com ist kostenlos! Trotzdem: haGalil kostet Geld!

Die bei haGalil onLine und den angeschlossenen Domains veröffentlichten Texte spiegeln Meinungen und Kenntnisstand der jeweiligen Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber bzw. der Gesamtredaktion wieder.
haGalil onLine

[Impressum]
Kontakt: hagalil@hagalil.com
haGalil - Postfach 900504 - D-81505 München

1995-2010 © haGalil onLine® bzw. den angeg. Rechteinhabern
Munich - Tel Aviv - All Rights Reserved
Ehem. IDPS - Kirjath haJowel, Jerusalem.