SONDERAUSGABE: Newsletter der
Israelischen Botschaft in Berlin IN MEMORIAM
YITZHAK RABIN Z'L:
Yitzhak Rabin 1922 - 1995
Yitzhak Rabin wurde am 1. März 1922 in Jerusalem geboren. Er
besuchte die Grundschule in Tel Aviv und die Landwirtschaftliche Schule
Kadurie in Untergaliläa, die er mit Prädikatsexamen abschloss. Nach
Abschluss seiner Ausbildung trat Rabin der Palmach (Elitetruppe des
Hagana-Untergrunds) als Freiwilliger bei und begann dort seine militärische
Laufbahn. Er diente 27 Jahre bei der Palmach und bei den Israelischen
Verteidigungskräften (IDF). Stationen seiner militärischen Laufbahn:
1941 - 1948 Angehöriger der Palmach
1948 Kommandeur der Harel-Brigade (Befreiung des belagerten Jerusalem)
1953 Abschluss des Staff-College in Grossbritannien
1953 - 1956 Leiter des Ausbildungswesens der IDF
1956 - 1959 Chef des Kommandobereichs Nord
1959 - 1963 stellvertretender IDF-Stabschef
1964 - 1968 IDF-Stabschef (Sieg im Sechstagekrieg 1967)
Am 1. Januar 1968 schied Yitzhak Rabin aus dem Dienst der IDF aus.
Kurz darauf wurde er zum Botschafter Israels in Washington
ernannt. Im Frühjahr 1973 kehrte er nach Jerusalem zurück und wurde in der
Arbeitspartei Israels aktiv. Bei den Wahlen im Dezember 1973 wurde er in die
Knesset gewählt und in der von Golda Meir im April 1974 gebildeten Regierung
zum Minister für Arbeit ernannt. Nach dem Rücktritt Golda Meirs sprach die
Knesset im Juni 1974 einer neuen Regierung unter Yitzhak Rabin das Vertrauen
aus. Nach den Wahlen im Mai 1977 war
Rabin als Mitglied der Arbeitspartei Angehöriger der Opposition in der
Knesset.
Rabin war von September 1984 bis März 1990 in der Regierung der nationalen
Einheit Verteidigungsminister. Im Januar 1985 machte er der Regierung den
Vorschlag, die IDF aus dem Libanon abzuziehen und eine Sicherheitszone zum
Schutz der Siedlungen entlang Israels nördlicher Grenze einzurichten.
Im Mai 1989 wurde sein Plan, mit den Palästinensern eine stufenweise
Regelung zu vereinbaren, von der israelischen Regierung gebilligt. Dieser
Plan diente als Grundlage für den 1991 begonnenen Friedensprozess.
Yitzhak Rabin wurde bei den nationalen Vorwahlen der
israelischen Arbeitspartei im Februar 1992 zu ihrem Vorsitzenden gewählt.
Rabin gewann mit seiner Partei die Parlamentswahlen im Juni 1992 und bildete
im Juli 1992 als Ministerpräsident und Verteidigungsminister die 25.
Regierung des Staates Israel. Während seiner Amtszeit als Ministerpräsident
kam es zum Durchbruch im Nahost-Friedensprozess.
Am 13. September 1993 unterzeichneten Israel und die PLO in
Washington die israelisch-palästinensische Prinzipienerklärung und es kam
zum historischen Händedruck zwischen Ministerpräsident Yitzhak Rabin und dem
Vorsitzenden der PLO, Yasser Arafat.
Yitzhak Rabin unterzeichnete am 26. Oktober 1994 an der
israelisch-jordanischen Grenze den Friedensvertrag zwischen dem Staat Israel
und dem Haschemitischen Königreich Jordanien. Im Dezember 1994 wurde Yitzhak
Rabin zusammen mit Aussenminister Shimon Peres und PLO-Chef Yasser Arafat
der Friedensnobelpreis verliehen. Am 28. September 1995 war Rabin einer der
Unterzeichner des israelisch-palästinensischen Interimsabkommens über die
Westbank und den Gaza-Streifen.
Ministerpräsident Yitzhak Rabin wurde am 4. November 1995 kurz nach seiner
Rede auf einer Friedens-Kundgebung in Tel Aviv ermordet.
Er liess seine Frau Leah, seine Kinder Dalia und Yuval sowie
seine Enkelkinder zurück. Am 4. November 1995 hatten sich bei einer
zentralen Kundgebung für den Friedensprozess im Nahen Osten über 100.000
Menschen in Tel Aviv versammelt. Kurz bevor er ermordet wurde, sang Yitzhak
Rabin zusammen mit allen Anwesenden das "Lied
des Friedens":
Lasst die Sonne aufgehen,
Lasst den Morgen erstrahlen,
auch das innigste Gebet
wird uns nicht wieder lebendig machen.
Derjenige, dessen Lebenslicht ausgelöscht wurde,
und schon in der Erde ruht, -
auch das bitterste Weinen kann ihn nicht aufwecken
und nicht zu uns zurückbringen.
Niemand kann uns zurückholen
aus der Dunkelheit der Tiefe.
Nichts kann helfen,
weder die Freude des Sieges, noch lauter Triumphgesang.
Singt deshalb laut das Lied des Friedens,
beten ist nicht genug!
Am besten ist es, das Lied des Friedens
mit voller Inbrunst zu singen.
Lasst die Sonne durch
die Blumen dringen.
Schaut nicht zurück auf die,
die gegangen sind.
Richtet Eure Augen vorwärts mit Hoffnung,
aber nicht durch das Visier eines Gewehres.
Singt das Lied der Liebe
und nicht das Lied des Krieges.
Sagt nicht: der Frieden wird eines Tages kommen,
sondern macht den heutigen Tag zum Friedenstag!
Es ist kein Traum.
Überall und allerorten singt "Shalom", bejubelt den Frieden!
Singt deshalb laut das Lied des Friedens,
beten ist nicht genug!
Am besten ist es, das Lied des Friedens
mit voller Inbrunst zu singen...
Text: Jaacov Rotblit Musik: Yair Rosenblum Unautorisierte Übersetzung
AUSZÜGE AUS DEN TRAUERREDEN BEI DER BEISETZUNG YITZHAK RABINS
AM 6. NOVEMBER 1995 AUF DEM HERZL-BERG IN JERUSALEM
Shimon Peres, amtierender Ministerpräsident und
Aussenminister "Wir sind nicht
gekommen, um einen Schlusspunkt zu setzen. Wir sind gekom-men, um Dich zu
ehren, Yitzhak, für das was Du warst: ein tapferer Soldat, der seinem Volk
Siege gebracht hat, ein grosser Visionär, der eine neue Realität in unserer
Region geschaffen hat. Am vergangenen Samstagabend fassten wir uns an den
Händen und standen Seite an Seite. Zusammen haben wir "Shir Lashalom" - das
"Lied des Friedens" gesungen, und ich habe Deine Freude gespürt. ... Ich
wusste nicht, dass dies die letzten Stunden unserer Partnerschaft sein
würden, die ohne Grenzen war. Ich spürte, dass eine längst verdiente
Genugtuung Dich erfasste, dass Du plötzlich freier atmen konntest beim
Anblick des Meers von Freunden, die gekommen waren, um den von Dir gewählten
Weg zu unterstützen und Dir zuzujubeln. Ich sehe unser Volk in einem tiefen
Schockzustand, mit Tränen in den Augen. Aber auch ein Volk das weiss, dass
die Kugeln, die Dich töteten, nicht Deine Idee töten konnten, die Du in Dir
trugst. Du hast uns keinen letzten Willen hinterlassen, aber Du hast uns
einen Weg hinterlassen, auf dem wir mit Überzeugung und Glauben weitergehen
werden. Die Nation vergießt heute Tränen. Aber dies sind auch Tränen der
Einheit und der Besinnung auf den Frieden in uns und den Frieden mit unseren
Nachbarn. Ich sehe unsere arabischen Nachbarn und sage zu ihnen: Der Weg des
Friedens ist unumkehrbar. Weder für uns, noch für Euch. Auf Wiedersehen,
mein älterer Bruder, Held des Friedens. Wir werden diesen grossen Frieden
weitertragen, jetzt und immer, wie Du es in Deinem Leben versucht hast, so
wie Du uns mit Deinem Tod dazu beauftragst."
Noa Ben-Artzi, Yitzhak Rabins Enkelin
"Verzeiht, dass ich nicht über den Frieden sprechen möchte.
Ich möchte von meinem Grossvater sprechen. ... Opa, Du warst mein Feuer vor
dem Lager, jetzt sind wir das Lager ohne Feuer, alleine, in der Finsternis,
und es ist so kalt und traurig für uns. Ich weiss, dass wir in Begriffen von
einer nationalen Tragödie sprechen, doch wie kann man versuchen, ein ganzes
Volk zu trösten oder es am privaten Schmerz teilnehmen lassen, wenn Oma
nicht aufhört zu weinen und wir stumm sind und die ungeheure Lücke bemerken,
die durch Dein Fehlen entstanden ist. Opa, Du warst und bist immer noch
unser Held. Deine Achtung und Liebe hat uns bei jedem Schritt und auf jedem
Weg begleitet und wir haben im Licht Deiner Werte gelebt. Du hast uns
niemals im Stich gelassen und jetzt müssen wir Dich allein lassen - Dich,
meinen ewigen Helden - und ich kann nichts tun, um Dich zu retten, Dich, der
Du so wundervoll bist. Grössere als ich haben Dich schon geehrt. Aber keiner
von ihnen hat diese Zärtlichkeit von Dir bekommen, diese weichen Hände und
die Umarmungen, die nur für uns waren. Und Dein halbes Lächeln, das immer so
viel gesagt hat. Das Lächeln, das es nicht mehr gibt, das mit Dir erfroren
ist. Ich habe keine Wahl, ich verabschiede mich von Dir, einem Helden, und
bitte, dass Du in Frieden ruhst, und dass Du an uns denkst und uns vermisst,
weil wir hier unten Dich so lieben. Die Engel im Himmel, die Dich jetzt
begleiten, bitte ich, gut auf Dich aufzupassen und Dich gut zu beschützen,
weil Du einen solchen Schutz verdienst. Wir werden Dich immer lieben, Opa."
König Hussein von Jordanien
"Niemals hätte ich gedacht, dass ein Augenblick wie dieser
kommen würde, dass ich den Verlust eines Bruders, eines Kollegen und
Freundes beklagen müsste. Lasst uns nicht schweigen. Lasst uns die Stimme
erheben und laut von unserem Bekenntnis zum Frieden für alle Zeiten sprechen
... Er hatte Mut, er hatte eine Vision und er hatte sich dem Frieden
verpflichtet. Ich selbst werde das Werk fortsetzen, so wahr ich vor Ihnen,
vor meinem Volk und dem Volk Israels stehe. Solange ich lebe, werde ich
stolz sein, ihn gekannt zu haben, mit ihm gearbeitet zu haben, als ein
Bruder und als ein Freund, als ein Mensch - und die Beziehung in unserer
Freundschaft, die wir hatten, ist etwas Besonderes und ich bin stolz
darauf." Ägyptens Staatspräsident Hosni
Mubarak "Der vorzeitige Verlust von
Ministerpräsident Yitzhak Rabin an dieser wichtigen Weggabelung in der
Geschichte des Nahen Ostens, hat unserem noblen Ziel einen schweren Schlag
versetzt. Wir müssen unsere Anstrengungen verdoppeln und nochmals unsere
Verpflichtung bekräftigen, den heiligen Auftrag fortzusetzen, um einen
gerechten und dauerhaften Frieden im Nahen Osten zu erreichen. ... Nur durch
das stetige Streben nach diesem Ziel können wir die Erinnerung an diesen
gefallenen Helden des Friedens wirklich ehren. ... Ich kann sagen, dass das
beste Denkmal für Yitzhak Rabin ist, mit dem fortzufahren, mit dem er
begonnen hat - das ist der Friedensprozess."
US-Präsident Bill Clinton
"Heute bitte ich Sie, meine Mitbürger aus aller Welt, sich
dieses Bild sehr genau anzusehen. Werfen Sie einen Blick auf die
Führungspersonen aus dem gesamten Nahen Osten und aus der ganzen Welt, die
heute hierher gereist sind - für Yitzhak Rabin und für den Frieden. Obwohl
wir seine tiefe eindringliche Stimme nicht mehr hören, war er es, der uns
hier wieder zusammengebracht hat, in Wort und Tat, für den Frieden. Nun
liegt es an uns allen, die den Frieden lieben und die ihn liebten, den
Kampf, den er mit Leben erfüllte und für den er sein Leben gab,
weiterzuführen. Er hat den Weg geebnet und sein Geist leuchtet weiter auf
diesem Weg. Sein Geist lebt weiter im wachsenden Frieden zwischen Israel und
seinen Nachbarn. Er lebt in den Augen der Kinder, der jüdischen und
arabischen Kinder, die für eine hoffnungsvolle Zukunft eine angstvolle
Vergangenheit zurücklassen. Er lebt weiter im Versprechen für wirkliche
Sicherheit. Ihr Regierungschef war ein Märtyrer für den Frieden, aber er
wurde ein Opfer des Hasses. Shalom, Freund."
AUSSCHNITTE AUS DER REDE VON YITZHAK RABIN, DIE ER WÄHREND
DER FRIEDENS-KUNDGEBUNG IN TEL AVIV AM 4. NOVEMBER 1995 HIELT
"Ich möchte Euch sagen, dass ich tief bewegt bin. Ich möchte
jedem einzelnen von Euch danken, die Ihr heute hierher gekommen seid, um
gegen Gewalt und für den Frieden zu demonstrieren. Diese Regierung, an
dessen Spitze ich die Ehre habe zu stehen, zusammen mit meinem Freund Shimon
Peres, hat sich entschlossen, dem Frieden eine Chance zu geben - einem
Frieden, der die meisten der Probleme Israels lösen wird. Ich war 27 Jahre
lang ein Mann des Militärs. Ich habe Kriege geführt, solange es keine Chance
auf Frieden gab. Ich glaube, jetzt gibt es diese Chance, eine grosse Chance.
Wir müssen sie ausnutzen; für diejenigen, die hier stehen und für
diejenigen, die nicht hier sind - und das sind viele. Ich habe immer
geglaubt, dass die Mehrzahl der Leute Frieden will und bereit ist, Risiken
für den Frieden einzugehen. Mit Eurem heutigen Erscheinen hier demonstriert
Ihr - zusammen mit vielen anderen, die nicht gekommen sind - dass die
Menschen sich den Frieden wirklich wünschen und gegen Gewalt sind. Diese
Kundgebung muss eine Botschaft an das israelische Volk senden, an die Juden
in aller Welt, an die vielen Menschen in der arabischen Welt und an die
gesamte Welt, dass das israelische Volk Frieden will, Frieden unterstützt.
Dafür danke ich Euch." Dieser
Newsletter mit Mitteilungen israelischer Ministerien und Meldungen aus der
israelischen Presse wird von der Botschaft des Staates Israel in
Berlin/Abteilung Öffentlichkeitsarbeit zusammengestellt. Anmerkungen oder
Fragen richten Sie bitte an:
botschaft@israel.de
© Botschaft des Staates Israel, 2002
hagalil.com 16-10-2002
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