Geschichte der
Juden in dieser Welt:
Die Wanderungen der Juden
Mark
Wischnitzer
Der Drang, in die Welt
hinauszugehen, der palästinensische*
Kaufleute trieb, an den
Handelsfaktoreien phönizischer
Unternehmer im Auslande mitzuwirken,
ist mit den unfreiwilligen
Wanderungen späterer Zeitläufe nicht
zu vergleichen, und doch gab es
schon vor dem Verlust der
Eigenstaatlichkeit, vor der
Zerstörung des Heiligtums in
Jerusalem, eine gelegentliche
Auswanderung aus Palästina.
Missernten und Kriegswirrnisse
zwangen so manchen, die
Heimatscholle zu verlassen. Das
benachbarte Ägypten war das übliche
Ziel, und auch Mesopotamien, die
Wiege der Erzväter. Die erste
Auswanderung großen Ausmaßes
beobachten wir nach der Vernichtung
des Reiches Israel durch die Assyrer
(722 v. Chr.), die zweite nach der
Vernichtung des Reiches Juda durch
die Babylonier (586 v. Chr.).
Es waren das die im Altertum nicht
ungewöhnlichen vom Sieger
durchgeführten Deportationen. Die
jüdische Diaspora in Babylonien
bildet bis ins hohe Mittelalter
einen wichtigen kulturpolitischen
Mittelpunkt des verstreuten, seines
Territoriums beraubten Volkes. Es
ist nicht immer leicht, freiwillige
Emigration von Verschleppung zu
unterscheiden, aber welchen Ursprung
die Niederlassungen auch gehabt
haben mögen, sie breiteten sich aus
und blieben noch nach dem
Wiederaufbau des jüdischen
Staatswesens in Palästina bestehen.
Als Söldner machen die Juden die
Feldzüge Alexanders des Großen und
der Diadochen mit, um sich nach
beendeter Dienstzeit auf dem großen
Gebiet des hellenistischen Reiches
als Ackerbauer und Gewerbetreibende
niederzulassen. Man begegnet ihnen
hier und da auch als Sklaven,
überall sieht man es unterwegs, das
besiegte und vernichtete Volk. In
Kleinasien, auf den Inseln des
Archipelags, in Griechenland und an
den Gestaden des Schwarzen Meeres
entstehen Niederlassungen der
Heimatlosen. Kaum angesiedelt,
nehmen sie Beziehungen zum
Mutterlande auf, an dem sie mit
tausend Banden hängen.
Der Tempel in Jerusalem ist die
sichtbare Stätte der Verbundenheit
für die Versprengten. Man lebt
getrennt, bildet Teile verschiedener
Gemeinwesen, geht neue
Interessenverbindungen ein; aber
über die Bindungen des Ortes und der
Zeit hinaus bewahrt man ein
zeitloses, religiöses Etwas, die
Liebe zu Zion, eine mystische,
innere Orientiertheit zur
heimatlichen Erde. Kurz vor der
Zerstörung des zweiten Tempels
melden sich noch aus dem parthischen
Land Rückwanderer in Palästina.
Der Fall Jerusalems löste eine in
der Geschichte ohne Parallele
dastehende Wanderbewegung aus. Der
Verfasser des dritten sibyllinischen
Buches (2.Jahrh. v.Chr.), der
Geograph Strabo, der jüdische
Philosoph Philo, alle staunen über
das Ausmaß der Zerstreuung. Der
Eindruck des Ungebändigten,
Chaotischen, den ein in Bewegung
geratenes Volk auslöst, entzieht
sich so sehr den gewohnten Maßstäben
der Beurteilung, dass man sich über
keine Übertreibung zu wundern
braucht. Philo ist fest davon
überzeugt, daß kein Land ausreichen
würde, um die Heimatlosen
aufzunehmen. Er konnte behaupten,
dass die Juden die Hälfte der
Menschheit bildeten. Bereits in den
ersten Jahrhunderten der
christlichen Zeitrechnung breitet
sich die Diaspora aus bis nach
Spanien, Südrußland, in Asien bis
nach China, in Afrika bis tief in
die Sahara. Um die Zeit der
Zerstörung des zweiten Tempels
beherbergte das römische Weltreich
4,5 Millionen Juden, d. h. über 8%
der gesamten Bevölkerung. Andere
Schätzungen gehen von noch höheren
Ziffern aus. Nach einer Lesart des
Josephus lebten östlich vom Euphrat
sogar noch mehr Juden als im
römischen Reiche selbst.
Zu Beginn des Mittelalters werden
die Juden von Zwangstaufen,
Ausweisungen, Verfolgungen aller Art
schwer heimgesucht und schrumpfen
zahlenmäßig zusehends zusammen. Aber
schon kündigt sich in Spanien und
Frankreich, in Italien und Byzanz
eine neue Wanderbewegung im Zuge der
nach Nordafrika und der
Pyrenäenhalbinsel vorgedrungenen
Araber an. Die Gemeinden in der
Provence füllen sich auf, schieben
sich die Rhone entlang zur Loire und
Seine bis nach der Champagne und
weiter in nordöstlicher Richtung
vor. Mit der normannischen Eroberung
kommen französische Juden nach
England. Die jüdischen Siedlungen im
Rheinland empfangen zahlenmäßig und
geistig neue Kräfte von
Nordfrankreich her, die Siedlungen
an der Donau vom Süden her.
Im zehnten Jahrhundert sind Juden
bereits an der Elbe nachweisbar, man
begegnet ihnen in Böhmen, Polen und
im Großfürstentum Kiew. Hier oder
noch weiter östlich stößt der
Wanderstrom mit Juden des
Khasarenreichs zusammen, dessen
Herrscher zum Judentum übergetreten
waren. Unter dem Drucke des
arabischen Vormarsches schoben die
Chasaren ihre Hauptstadt von
Belendjer im Kaukasus nach Itil an
der Wolgamündung vor, erweiterten
ihren Machtbereich nach Westen und
Südwesten. Die in ihrem Gefolge
vordringenden Juden trafen in den
von Slawen bevölkerten Landgebieten
mit den aus Westeuropa einwandernden
Stammesgenossen zusammen. Hier,
namentlich in Polen, mündete die
durch die arabische Umklammerung im
Osten und im Westen erzeugte
jüdische Wanderbewegung.
Im
Spätmittelalter ist das Gebiet vom
Baltikum bis hinunter zum Schwarzen
Meer und weiter nach Kleinasien und
den ihm vorgelagerten Inseln der
Schauplatz jüdischer Einwanderung,
die aus den westeuropäischen
Gemeinden gespeist wird. In
ruckartigen Stößen, die durch die
Kreuzzüge, die Verfolgungen im Jahre
der Pestepidemie (1348), die Stadt-
und Landesverweisungen, die große
Vertreibung aus Spanien und Portugal
ausgelöst wurden, bewegte sich der
lange Auswandererzug nach Osten. Er
führte die ererbten und die
erworbenen Geistesgüter des Volkes
mit, das im frühen Mittelalter ein
Mittler der arabischen und
hellenistischen Kultur für
Westeuropa, nun aber ein Träger der
höheren westlichen Wirtschaftsformen
für Osteuropa wurde.
Der
weitaus größere Teil, achtzig bis
neunzig Prozent der Juden, lebte im
12.Jahrhundert noch im Orient und in
Nordafrika. Man schätzte das
Orientjudentum - wohl recht
übertriebenerweise - auf dreieinhalb
Millionen. Ende des 15.Jahrhunderts
zählte das Gesamtjudentum nur noch
eineinhalb Millionen Menschen.
Hiervon lebte die Hälfte bis
höchstens zwei Drittel im Orient,
der Rest in Europa.
Die spanisch-portugiesische
Auswanderung 1492 - 1497 - nach den
Wanderungen der Juden im Altertum
die in ihren Auswirkungen
bedeutsamste jüdische
Bevölkerungsbewegung - schlug
verschiedene Wege ein. Sie gelangte
nach Frankreich, Holland,
Deutschland und England, nach
Italien, Böhmen, Nordafrika, dem
Balkan und Palästina, Ungarn, der
Walachei und Polen. Die sefardischen
Auswanderer gingen auch über den
Ozean nach dem neuentdeckten
Amerika.
In dem Zeitraum von
155o - 165o scheint die
Wanderbewegung zu einem relativen
Stillstand gekommen zu sein. Und so
konnte der Rabbiner Simon Luzzatto
in seiner 1638 in Venedig
erschienenen Schrift ein Bild
friedlicher Ausbreitung der Juden
entwerfen. Er beginnt seinen
Rundblick bezeichnenderweise mit
Persien, weil für ihn die Juden ein
noch durchaus orientalisches Volk
sind. Die Türkei fesselt dann seine
Aufmerksamkeit, die Zufluchtsstätte
der Portugiesen, der Hort religiöser
Duldsamkeit. Jerusalem erscheint ihm
nicht nur als Wanderziel
bemerkenswert, sondern auch als
bedeutsamer geistiger Mittelpunkt
der Judenheit, als Sitz hoher
theologischer Schulen. Gottgefällig
ist es, für diese Schulen und die
Bedürftigen im "Lande" zu opfern.
Von überall her laufen In Jerusalem
die Spenden ein. Deutschland, wo
unter dem Schutze des Kaisers nicht
sehr viele Juden leben, wird dann
gestreift, und dann sind es die
großen Niederlassungen in Polen,
Reußen und Litauen, die den Blick
des Betrachters festhalten, mit
ihren wohlorganisierten
Gemeindeeinrichtungen, ihrer eigenen
Rechtsprechung, ihren Talmudschulen,
die viele tausend Jünglinge um sich
scharen.
Luzzatto versucht
einen ursächlichen Zusammenhang
zwischen dem Bekenntnis des
Wirtsvolkes und der Behandlung der
Juden herauszufinden. Er glaubt
feststellen zu können, dass es in
Ländern, die "sich von der römischen
Kirche losgesagt" haben, wenig Juden
gibt. Es scheint ihm weiter, dass
das Judentum in Glaubenssachen mehr
Berührungspunkte mit der römischen
Kirche aufzuweisen hätte als mit dem
Protestantismus. Wie wenig jedoch
die Beziehungen von Menschengruppen
durch religiöse Motive bestimmt
werden, lernte Luzzatto wiederum aus
der Haltung der Niederlande. Gerade
in Amsterdam und Rotterdam fanden
die sefardischen Juden überaus
herzliche Aufnahme, desgleichen in
Hamburg und an der holsteinischen
Küste. In Italien lebten nach
Luzzattos Angaben 25.000 Juden,
nicht unerhebliche Massen in
Marokko. Die Kunde von den Juden im
Innern Afrikas war an sein Ohr
gedrungen, jedoch wusste er nichts
Genaues über dieselben zu berichten.
Das jüdische Weltbild, das Luzzatto
zeichnet, bedarf noch einiger
Ergänzungen. Persien war bei weitem
nicht dessen äußerste Grenze. Es gab
Juden in Indien und China. Im Westen
führte der Weg weit hinaus nach
Nord- und Südamerika.
Trotz
der recht erheblichen Abwanderung,
die sich um die Mitte des
17.Jahrhunderts in Osteuropa
bemerkbar machte, blieb Polen auch
weiterhin ein bedeutendes Zentrum
jüdischen Lebens. Im 18.Jahrhundert
lebte die Hauptmasse des Volkes,
etwa 1,5 Millionen, in Polen; 1/4
Million war auf West- und
Mitteleuropa verteilt, 3/4 Millionen
lebten im Orient (Vorderasien,
Indien und Nordafrika); davon nur
10.000 Juden in Palästina. Die Juden
waren ein okzidentales Volk
geworden, eine Tatsache, die ihnen
selbst vielleicht nur langsam
bewusst wurde. Ein
Europäisierungsprozeß von ungeahntem
Ausmaße hatte ein vorderasiatisches
Volk in verhältnismäßig kurzer Zeit
umgeformt. Es weist im
19.Jahrhundert eine starke
Wachstumstendenz auf. Von 3.281.000
im Jahre 1825 steigt die Zahl der
Juden auf 14.800.000 im Jahre 1925.
In Europa selbst stiegen die Zahlen
in diesem Zeitraum von 2.730.000 auf
9.296.000, in Amerika von 10.000 auf
4.230.000, in Asien von 300.000 auf
662.000, in Afrika von 240.000 auf
448.000 und in Australien von 1.000
auf 20.000. Das Einwanderungsland
par excellence, Amerika, zeigte das
stärkste Wachstumstempo, es folgt in
großem Abstand Afrika und Asien.
1930 wurde die Zahl der Juden in der
Welt mit 15.800.000 errechnet, 1935
mit 16.140.000. Das jüdische Volk
hat sich in den letzten 110 Jahren
verfünffacht. Die Bevölkerung
Europas ist im gleichen Zeitraum um
das Zweieinhalbfache gestiegen.
Hierbei ist jedoch zu bemerken, daß
die Juden ihren Wachstumshöchststand
bereits überschritten zu haben
scheinen. In der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts betrug der Zuwachs
1,7% jährlich, 1930 nur noch 1,3%.
"Die Periode der größten Zunahme",
sagt Ruppin, "ist die Zeit, in der
die großen Städte ihre sanitären
Verhältnisse durch Wasserleitung,
Kanalisation und Straßenreinigung
durchgreifend verbesserten und
Volkshygiene und Medizin große
Fortschritte machten. Das bewirkte
eine gewaltige Abnahme der
Sterblichkeit in den Städten. Die
Stadt, die von Jean Jacques Rousseau
im 18.Jahrhundert als das Grab der
Bevölkerung bezeichnet wurde, begann
im 19.Jahrhundert eine geringere
Sterblichkeit aufzuweisen als das
flache Land. Diese Umkehrung des
früheren Verhältnisses wirkte sich
bei den Juden, als typischen
Städtern, viel stärker aus als bei
den Christen. Dass trotzdem im
20.Jahrhundert die natürliche
Zunahme der Juden sich verlangsamt,
ist auf das rapide Fallen ihrer
Geburtenziffer zurückzuführen."
Von der Gesamtbevölkerung der Welt
mit rund 2.000 Millionen bilden die
Juden 0,8%, und im Kulturkreis der
weißen Rasse macht ihr Anteil an der
Gesamtheit von 900 Millionen 1,8%
aus. Die berufliche Gliederung
stellt sich im Jahre 1930 wie folgt
dar: Es wurde schätzungsweise
ermittelt, dass von den 15.800.000
Juden, die im Jahre 1930 errechnet
wurden,
6.100.000 |
in Handel,
Kredit und Verkehr ihre
Erwerbsquelle fanden |
38,6% |
5.750.000 |
in Industrie,
Gewerbe und Handwerk |
36,4% |
960.000 |
in freien
Berufen und öffentlichem
Dienst |
6,1% |
665.000 |
in der
Landwirtschaft |
4,2% |
325.000 |
im
häuslichen Dienst und in
Schwerarbeit |
2,0% |
2.000.000 |
Berufslose und sonstige |
12,7% |
In
ihrer gewaltigen Mehrheit üben die
Juden städtische Berufe aus. In
Europa ist der Prozentsatz der in
Handel, Kredit und Verkehr tätigen
Juden noch höher - 42% aller
erwerbstätigen Juden. Wenn auch die
neueste Tendenz auf eine Verdrängung
der Juden aus diesen Berufen
hinweist, so bleibt, vom jüdischen
Standpunkt aus gesehen, der Anteil
der Juden in der Vermittlertätigkeit
unverhältnismäßig groß gegenüber dem
Anteil in der Urproduktion,
Industrie und Handwerk. Diese
Berufsschichtung hat sich
zwangsläufig unter dem Druck der
äußeren Verhältnisse ausgebildet.
Aufgabe einer jüdischen
Berufspolitik wird es sein, den
bereite begonnenen Umschichtungs-
und Produktivierungsprozess
innerhalb der jüdischen Massen zu
beschleunigen.
Europa steht seit dem
Beginn des 19.Jahrhunderts im
Zeichen der Massenabwanderung nach
Übersee, es hat bis 193o über 5o
Millionen Menschen an die
Überseestaaten verloren. Zuerst
waren es die kapitalistisch
hochentwickelten Länder, die ihren
Bevölkerungsüberschuß abgaben; die
Wanderbewegung ergriff späterhin
auch die wirtschaftlich primitiveren
Länder und erreichte im letzten
Vorkriegsjahrzehnt eine
Durchschnittshöhe von 1,5 Millionen
im Jahr. Der jüdische Anteil an der
Auswanderung in diesem Zeitraum
beträgt 4,25 Millionen, wovon 3,25
Millionen auf Amerika entfallen.
Die allgemeine Völkerbewegung der
modernen Zeit, die als Europaflucht
bezeichnet werden kann, ist bei den
Juden, der für soziale
Erschütterungen empfindlichsten
Volksgruppe, am deutlichsten zu
beobachten. Immer unerträglicher
wird die Spannung innerhalb der
jüdischen Massen, immer
gebieterischer der äußere und der
innere Wanderzwang.
Dem
Wunsch, in die Welt hinauszugehen,
stellt sich aber häufig die Angst
entgegen, die zermürbende Angst,
alten, eingesessenen Boden zu
verlassen, Fremdem und Neuem
gegenübergestellt zu werden. Bei
näherer Musterung unserer Erde lässt
sich jedoch überall jüdisches Leben
aufspüren. Wir sind nicht so allein
und verlassen, wie uns das in
Augenblicken jäher
Schicksalswendungen scheinen mag.
Nach dem ersten Schock beginnt das
Auge, Wege zu unterscheiden,
Wegmarkierungen zu erkennen, die von
tapferem jüdischen Pioniertum
geschaffen worden sind.
Gerade in Ländern mit junger Kultur,
die der Masseneinwanderung erst
erschlossen werden müssen, in
Ländern, die das Pioniertum ganz
besonders brauchen und zu würdigen
wissen, sind die Verdienste der
Juden um den Aufbau aufstrebender,
starker Gemeinwesen sinnfälliger.
Hier ist die Einzelleistung noch
deutlich erkennbar, hier wird jeder
Jude nach seiner Arbeit beurteilt.
Wir werden bemüht sein, in gleicher
Weise den positiven Anteil der Juden
an der Entwicklung der alten
Kulturländer aufzuspüren.
Es
ist nicht so, dass dieses Volk, das
Wandervolk unter den Völkern, nur
Wanderschicksal erfahren durfte. Es
hat überall, wo es rasten konnte,
gearbeitet und Kulturwerte
geschaffen. Was ihm die Heimat
bedeutete, hat es durch das treue
Festhalten an der Sprache seiner
Heimatländer bewiesen. Vom
Mittelalter bis zum heutigen Tage
pflegen die aus Deutschland nach
Osteuropa eingewanderten Juden das
mit Mittelhochdeutsch durchsetzte
Jüdisch-Deutsch, während die
Sefardim überall in der Welt die
altspanische Sprache in Reinheit
bewahren. Die Anhänglichkeit der
unter dem Zarismus nach Amerika
ausgewanderten Juden für Russland
ist vielfach hervorgehoben worden.
Es kann die Beobachtung gemacht
werden, dass die Emigranten im
Einwanderungsland in
Landsmannschaften gegliedert leben.
Sie kommen von ihrer Heimat nicht
leicht los, auch wenn diese sie noch
so stiefmütterlich behandelt hat.
Dieses Volk trägt in seinem Innern
eine durch immer wieder erfahrene
Enttäuschungen maßlos gesteigerte
Sehnsucht nach Heimat. Und das ist
wohl das Besondere und Gemeinsame in
den Bestrebungen der Juden in der
Welt, dieser schwer nach Gestaltung
ringende Wille, etwas Bleibendes,
Geschlossenes für sich zu bauen, um
nicht wieder so, wie einst, in alle
Winde verstreut zu werden.
* gemeint sind hier
judäische Kaufleute, also Juden aus
dem alten Erez Israel, später durch
die Römer in Pilistina umbenannt.
hagalil.com
27-02-2008 |