Stimmen und Meinungen zu den 'Visionen aus dem
Inferno' Das Schreiben des
Hochkommissars für Menschenrechte der Vereinten Nationen
Geschichte beginnt dort, wo
die Menschen gut daran tun auf Ihr Wissen aus der Vergangenheit
zurückzugreifen, um die Gegenwart besser zu verstehen und in die Zukunft
blicken zu können. Geschichte beginnt dort, wo der Mensch erkennt, daß es
notwendig ist über Fakten, Ereignisse und Trends Bescheid zu wissen, die der
eigenen Epoche vorangegangen sind.
Die Geschichte ist ein fortgesetzter Dialog zwischen
der Vergangenheit und der Gegenwart, ein ständiger Gedankenaustausch,
der die Welt von heute mit jener von gestern und von morgen verbindet.
Die Gedenkausstellung "Visionen aus dem Inferno" des Künstlers Adolf
Frankl stellt diese symbolische Brücke von der Vergangenheit in die
Zukunft dar. Das Ringen um Freiheit, Gleichheit und Würde geht nie zu
Ende und verlangt die Bereitschaft, aus der Vergangenheit zu lernen wie
auch den Mut, sich der Zukunft zu stellen.
Die Welt von heute ist noch weit davon entfernt,
frei von Vorurteilen, Rassenhaß und ethnischer Diskriminierung zu sein
und das Recht anzuerkennen, anders zu sein. Die Menschheit hat in der
jüngsten Vergangenheit mit Besorgnis das Auftreten tragischer Anzeichen
von Intoleranz, Rassismus, Ausländerhaß und Anti-semitismus beobachtet.
Unsere gemeinsame Aufgabe sollte es sein, alles in unserer Macht
stehende zu tun, um das Bewußtsein dafür zu schärfen, wie dringend
notwendig es ist, jene Tendenzen und Praktiken im Keim zu ersticken, die
in der Gegenwart Leiden verursachen und die Zukunft vergiften.
Diese Ausstellung ist als integraler Bestandteil einer
großen Bewegung gegen Intoleranz und Diskriminierung zu sehen. Die
Gemälde von Adolf Frankl verleihen diesem Protest gegen die Übel der
Intoleranz, des Hasses und der Verleugnung grundlegender Menschenrechte,
besondere Schärfe. Sie erinnern uns alle daran, daß der Weg von
menschlichen Fehlern zu Menschenrechten kein leichter ist; daß wir
unsere Kinder und Jugendlichen lehren müssen, wie wichtig es ist, die
Menschenrechte zu schützen und zu fördern, Gewalt abzulehnen und nach
friedlichen Mitteln zur Lösung von Meinungsverschiedenheiten und
Konflikten zu suchen. Menschen-rechtserziehung ist eines der Hauptziele
des Hochkommissariats für Menschenrechte. In diesem Zusammen-hang ist
"Visionen aus dem Inferno" ein bedeutender Beitrag zu dem von den
Vereinten Nationen ausgerufe-nen Internationalen Jahrzehnt der
Menschenrechtserziehung (1995-2005). Die Ausstellung wird auch dazu
bei-tragen, den Stellenwert der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte
zu unterstreichen, eines Meilensteins in der Geschichte der Menschheit,
dessen fünzigsten Jahrestag die Weltgemeinschaft im Jahre 1998 feiern
wird.
Menschenrechtserziehung umfaßt auch das unablässige und
stets erneute Bemühen um jede heranwachsende Generation. Wie die
Weltgeschichte seit dem letzten Krieg beweist, geht die Saat der
Menschenrechte letzten Endes immer auf, wo sie geschützt und genährt
wird, allen gegenteiligen Strömungen zum Trotz, auf welchem Boden sie
auch gepflanzt wird. Es ist meine aufrichtige Hoffnung, daß die
kommenden Generationen die Gele-genheit haben, diese Ausstellung zu
sehen. Sie wird uns helfen, Bastionen des Friedens, des gegenseitigen
Ver-stehens und der Toleranz in den Köpfen der Männer, Frauen und Kinder
zu bauen.
Der Organisator der Ausstellung "Visionen aus dem
Inferno", Herr Thomas Frankl, der Sohn des Künstlers Adolf Frankl, hat
sich diesem Ziel verschrieben und ist bemüht, Initiativen
voranzutreiben, um diese Botschaft zu verbreiten und die jungen
Menschen, die Zukunft unserer Gesellschaft, in den Wirkungskreis des
Friedens und der Toleranz einzubeziehen. Ich wünsche ihm jeden
erdenklichen Erfolg in diesem Bemühen.
Josè Ayala-Lasso
UN-Hochkommissar für Menschenrechte UN-High
Commissioner for Human Rights
Übersetzung: Mag. Doris Tempfer
Ein weiteres Schreiben des
Hochkommisars für Menschenrechte der Vereinten Nationen:
Sehr geehrte Damen und Herren!
Als ich Thomas Frankl Anfang des Jahres in
Genf traf, hatte ich Gelegenheit meiner großen Wertschätzung für sein
unermüdliches Bemühen um die Förderung des Friedens und der Menschenrechte
Ausdruck zu verleihen.
Ich hörte mit Freude, daß die Ausstellung
"Visionen aus dem Inferno", die Sammlung von Gemälden und Zeichnungen
seines Vaters, des Künstlers Adolf Frankl, auch in andere Länder und
Städte reisen wird, nach den sehr erfolgreichen und namhaften
Präsentationen 1993 in Wien, 1994 in Berlin und 1995 in München.
Ich verstehe sehr gut die Schwierigkeiten, auf
die er bei dieser Aufgabe stösst und ich hoffe aufrichtig, daß dieses
einzigartige und lohnende Projekt genügend Unterstützung erhält, damit
es in der Lage ist, seinen Zweck zu erfüllen, im Dienste der
Menschenrechte, der Toleranz, des gegenseitigen Verständnisses und
letzendlich des Friedens.
Ich sehe die Ausstellung als eine historische
Gelegenheit, aus der Vergangenheit zu lernen, um eine Zukunft der
Freiheit, der Gleichheit und der Würde zu schaffen. Der Weg von
menschlichen Unrecht zu Menschenrechten ist kein leichter, aber
"Visionen aus dem Inferno" ist ein bedeutender Schritt vorwärts auf
diesem Weg. Ruhen wir nicht eher, bis wir einen universellen Rahmen der
Menschlichkeit geschaffen haben, der für unsere Kinder im nächsten
Jahrhundert den Frieden sichern wird, der in der Vergangenheit so oft
fehlte. Das ist die Botschaft, die wir den kommenden Generationen
überbringen müssen, und diese Botschaft ist der Schlüssel für die
Entfaltung des Friedens und der Hoffnung in den Herzen und Köpfen jedes
Mannes, jeder Frau und jedes Kindes auf Erde.
José Ayala-Lasso
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