Vor Jahren übernahm die Jüdische Gemeinde in Hamburg Verwaltungs- und
Betreuungsaufgaben für die Juden in Schleswig-Holstein. Dass es mit der
bisherigen alleinigen Zuständigkeit der Großgemeinde Hamburg ein Ende hat,
ist unausweichlich geworden und mehrfach begründet, meint der Landesverband
der jüdischen Gemeinden in Schleswig-Holstein.
Durch
den Zustrom von Immigranten aus den GUS-Staaten bildeten sich Gruppen, die
ihre Geschicke selber in die Hand nehmen wollten. Ferner waren die
Entfernungen nach Hamburg aus allen Orten Schleswig-Holsteins zu groß. Es
ist für die Masse der finanziell schwach gestellten Familien nicht möglich
gewesen, religiöse Betreuung in Anspruch nehmen zu können. So war es
ausschließlich eine Frage der Zeit geworden, dass Gruppen in diesem
förmlichen "Vakuumzustand" ihre Geschicke selber in die Hand nahmen.
Nach der Gründung des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden von
Schleswig-Holstein vor fast einem Jahr durch die Gemeinden Bad Segeberg und
Pinneberg, traten die Gemeinden Elmshorn und Ahrensburg diesem sofort bei.
Eine Anfrage der Gruppierung aus Flensburg zeigt das Interesse an dieser
neuen Struktur. Mittlerweile sind auch Kieler Juden Gast in den Gemeinden
des neuen Landesverbandes.
Die Satzung des Landesverbandes betont die Autonomie der
Mitgliedsgemeinden und garantiert jeder Jüdischen Gemeinde (orthodox oder
liberal) den Beitritt. Der Landesverband hat bereits jetzt den Charakter der
"Einheitsgemeinde" und wird ihn ausdrücklich bewahren. Der Landesverband
bestand am 5. Dezember 2003 Jahres erst ein Jahr und kann laut eigenen
Angaben bereits auf erfolgreiche Arbeit zurückblicken: Die Gemeinden haben
sich vergrößert, alle feiern ihre Gottesdienste in festen Räumlichkeiten,
sind mit hebräisch-deutsch-russischen Materialien für die Gottesdienste
versorgt und werden von Rabbinerstudenten des Abraham Geiger Kollegs
betreut.
Der Landesverband sorgte für die Möglichkeit der Bestattung nach
jüdischem Ritus auf einem neuen Jüdischen Friedhof in Bad Segeberg und
zukünftig auch in anderen Orten mit einer Jüdischen Gemeinde. Für alle
Gemeinden ist ein Rabbiner als Ansprechpartner vorhanden. Da Bad Segeberg
Sitz des Landesverbandes geworden ist, kommt dem Bau des dortigen
Gemeindezentrums mit Synagoge eine besondere Bedeutung zu. Von hier aus
sollen weitere, neu gegründete Gemeinden versorgt werden. Die Synagoge soll
allen Gemeinden für jüdische Hochzeiten, Feste und die Hohen Feiertage offen
stehen. Der Landesverband steht in direkter Nachfolge zu seinen Vorläufern,
dem "Verband Jüdischer Gemeinden von Schleswig-Holstein", ab 1929 "Verband
der jüdischen Gemeinden Schleswig-Holsteins und der Hansestädte", und
letztlich der "Jüdischen Gemeinschaft von Schleswig-Holstein", die 1968
mangels Mitglieder aufgelöst wurde.
Er ist in konstruktiven Gesprächen mit den verantwortlichen Ministerien
des Landes Schleswig-Holstein. Um auch auf dieser Ebene "Normalität" zu
erreichen, sind die Körperschaftsrechte beim Kultusministerium beantragt,
die dem Landesverband den Weg in den Zentralrat der Juden in Deutschland
öffnen. Die Ziele des Landesverbandes sind bereits festgesteckt: Die
Vereinigung aller Jüdischen Gemeinden unter einem Dach als ganzheitliche
Lösung; allen vorhandenen Gruppierungen bei der Gründung zu einer
offiziellen Jüdischen Gemeinde mit Vorstand und rechtsverbindlicher Satzung
zu verhelfen; langfristiges Widerherstellen des flächendeckenden
Gemeindelebens, wie es vor der Schoah in Schleswig-Holstein der Fall war als
Definition von „Normalität".