| Jüdische Schulen am Grindel:Die Einweihung des Neubaus der Talmud-Tora-Realschule (1911)
 Von Ursula RandtErschienen in: Ursula Wamser/Wilfried Weinke (Hg.): Ehemals in Hamburg zu 
	Hause: Jüdisches Leben am Grindel. Hamburg 1991; weiterer 
	Literaturtipp
 In der mehr als 100jährigen Geschichte der 
	Talmud-Tora-Schule hatte es wohl kaum einen denkwürdigeren Tag gegeben als 
	den 20. Dezember 1911: den Tag der Einweihung des neuen Schulgebäudes am 
	Grindelhof 30.(1) Das Innere des Hauses war mit 
	immergrünen Pflanzen festlich geschmückt. Palmen und Lorbeer umrankten die 
	Estrade der Aula und gaben einen Rahmen für das Bildnis von Moritz M. 
	Warburg.(2) Jahrzehntelang hatte er im Schulvorstand gewirkt und immer 
	wieder mit Sorge auf die unzureichende Unterbringung der Schule an den 
	Kohlhofen hingewiesen, die durch An- und Umbauten kaum dauerhaft verbessert 
	werden konnte. Moritz M. Warburg (3) vor allem war 
	es zu verdanken, dass der Neubau endlich Wirklichkeit geworden war.  Talmud-Tora-Schule. Grindelhof 30, recht im Hintergrund 
	die Bornplatz Synagoge. Aus: Hamburg und seine Bauten, Bd. 1, 1914.
 Gemeinsam mit seinen Söhnen hatte er 200.000 Mark zur 
	Verfügung gestellt und durch sein Beispiel zahlreiche Mitglieder der 
	Deutsch-Israelitischen Gemeinde in Hamburg angeregt, ebenfalls zu spenden. 
	So war schließlich der erforderliche Betrag von 525.000 Mark für das 
	Grundstück, das Gebäude und die Einrichtung zusammengekommen. Doch dem 
	Stifter war es nicht vergönnt, die Vollendung des gemeinsamen Werkes zu 
	erleben: im Januar 1910 hatte die Gemeinde seinen Tod beklagen müssen. Die geräumige Turnhalle — sie diente auch als Aula — 
	konnte die große Zahl der Gäste kaum fassen, die sich zur feierlichen 
	Eröffnung des Neubaus eingefunden hatten. Als Vertreter des Senats war der 
	Präses der Oberschulbehörde der Einladung gefolgt, Senator Dr. von Meile, 
	als Vertreter der Bürgerschaft Herr Präsident Engel. Von der 
	Oberschulbehörde hatten sich Prof. Dr. Brütt, Prof. Dr. Dilling, Prof. Dr. 
	Schober und Prof. Dr. Heskel eingefunden. Auch mehrere Direktoren höherer 
	Schulen der Stadt zählten zu den Gästen. Vollzählig erschienen waren 
	selbstverständlich Vorstand und Repräsentantenkollegium der 
	Deutsch-Israelitischen Gemeinde, Delegierte des Synagogen- und des 
	Tempelverbandes und die jüdischen Geistlichen von Hamburg, Altona und 
	Wandsbek. Man sah die Familie Warburg und zahlreiche andere Spender, den 
	Architekten Ernst Friedheim und Herren der Baukommission. Die meisten Herren 
	waren in Begleitung ihrer festlich gekleideten Ehefrauen gekommen. Neben dem 
	Lehrerkollegium hatte etwa die Hälfte der Schüler Platz gefunden: die 
	meisten drängten sich auf der Empore. So großzügig das neue Schulgebäude 
	auch geplant war - es erwies sich immer noch als zu klein. Stille herrschte, als nach einem Präludium für Cello und 
	Harmonium der Schülerchor die letzten Verse des 122. Psalms in hebräischer 
	Sprache anstimmte: "In deinen Mauern weile Frieden, in deinen Hallen still' 
	Gedeih'n". Dann ergriff Oberrabbiner Dr. Spitzer das Wort. Er umriß das 
	Bildungsziel der Schule, an dem sie in allen Wandlungen der Zeit seit 100 
	Jahren festgehalten hatte, "bürgerliches Wissen in Verbindung mit 
	jüdisch-religiösem Lebenswandel zu pflegen". - "Möge dieses Haus zu allen 
	Zeiten seiner Aufgabe gerecht werden, möge es dem großen Vaterlande treue 
	Söhne, der Vaterstadt gute Bürger und unserer Religionsgemeinschaft 
	überzeugungsvolle Anhänger erziehen!", rief er aus.(4) 
	Die Festrede hielt danach Direktor Dr. Joseph Goldschmidt. Er wandte sich 
	zuletzt an seine Schüler: "Möglichste Vervollkommnung sei das hohe 
	Ziel, das ihr erreichen wollt... Zur Krönung der zur Einheit und 
	Vollkommenheit strebenden Entwicklung tritt die Religion hinzu, keine bloße 
	Morallehre, sondern die Kunde unserer jüdischen Gesetze, geschöpft aus den 
	biblischen und talmudischen Quellenschriften. Nicht umsonst befinden wir uns 
	hier in der nächsten Nähe der Hauptsynagoge, sie mag uns beim Eintritt und 
	Ausgang, das Psalmwort zuwinken: Anfang der Weisheit ist die Ehrfurcht vor 
	Gott.... Drei Idealen streben wir zu. Das erste zeigt uns unser jüdischer 
	Glaube. Die erhabenen Vorschriften der schriftlichen und mündlichen Lehre 
	erwecken in unseren Herzen das Zartgefühl für Menschen und Tiere, befestigen 
	die Ergebenheit in die Schickungen des Allmächtigen und erwärmen uns für 
	alles Wahre und Edle. Ein zweites Ideal besteht darin, daß ihr aus der 
	Beschäftigung mit der deutschen Literatur und Geschichte die deutsche 
	Eigenart schätzen, lieben und hochachten lernt. Treue gegen sich selbst und 
	andere, Festigkeit und Kraft, Ernst und Mut im Handeln zeichnen den 
	deutschen Mann aus. Und bewundern wir unser Heimatland ob der Schönheit 
	seiner Berge und Täler, seiner sanften Ströme und lieblichen Seen, so sind 
	wir stolz, Bürger eines Volksstammes zu sein, der durch jene Tugenden 
	emporragt vor allen Nationen des Erdballs. Insbesondere aber hängt unser 
	Herz, und das sei euer drittes Ideal, an unserem lieben, schönen Hamburg. 
	Noch ist das Gefühl für die Vaterstadt bei euch eine unbewußte 
	Anhänglichkeit, wie das Kind seine Eltern liebt, ohne zu erkennen, wie viel 
	Gutes es ihnen verdankt. Laßt euch aber sagen, die Hamburger haben ihre 
	schätzenswerte Sonderart, die euch später, wenn ihr mit schärferem Auge 
	zuzuschauen versteht, zum Bewußtsein kommen wird. Fleißig sind sie und 
	unverdrossen, nicht träumerisch, sondern wachsam, wägend und wagend, 
	Menschen des Rates und der Tat. Werdet tüchtige Juden, tüchtige Deutsche, 
	tüchtige Hamburger! Das walte Gott."(5) Das "Holder Friede, süße Eintracht, weilet, weilet 
	freundlich über dieser Stadt" aus Friedrich Schillers "Lied von der Glocke", 
	gesungen vom Schülerchor, beschloß die Feier. Geleitet vom Direktor und vom 
	Lehrerkollegium nahmen nun die Gäste das neue Schulhaus in Augenschein. Man 
	war sich einig, daß das dreistöckige Gebäude im Reformstil in jeder Hinsicht 
	den Erfordernissen eines modernen Unterrichts für die 176 Vorschüler und 350 
	Realschüler entsprach.(6) Zudem war es dem 
	Architekten gelungen, die Schule und das angrenzende Gelände mit seinen 
	Baumgruppen derart zu gestalten, daß alles zusammen mit der Synagoge am 
	Bornplatz ein harmonisches Bild ergab. Natürlich wollte der "Verein ehemaliger Schüler der Talmud 
	Tora Schule" die Einweihung des Neubaus nicht sang- und klanglos 
	vorübergehen lassen.(7) Im "Weißen Saal" von 
	Sagebiels Etablissement an der Drehbahn fanden sich abends mehr als 450 
	Damen und Herren zum Festkommers zusammen: Repräsentanten der Gemeinde, 
	Delegierte des Synagogenverbandes, der Henry-Jones-Loge, der Steinthal-Loge, 
	der Zionistischen Ortsgruppe, der Jüdischen Turnerschaft von 1902 und 
	anderer Vereine, selbstverständlich die Herren des Schulvorstandes und das 
	gesamte Lehrerkollegium. Die Galerie war für die Damen reserviert. Sie 
	konnten den ganzen Saal überblicken: An langen Tafeln saßen die Männer mit 
	ihren farbigen Schülermützen. Dr. Rudolf Cohen, der Vorsitzende des Vereins 
	ehemaliger Schüler, begrüßte die Gäste. Er schloß seine schwungvolle Rede 
	mit einem Hoch auf Hamburg, und dann erscholl das gemeinsame Lied: "Stadt 
	Hamburg an der Elbe Auen". Dr. Lanzkron ließ in seiner Festrede noch einmal 
	die Geschichte der Schule vor den Anwesenden vorüberziehen. Er selbst war 
	der Verfasser des Liedes "An die Talmud Tora", das zum Schluß erklang. 
	Dankreden und Toaste in Poesie und Prosa folgten. Zu den Höhepunkten des Abends gehörte ein mit Spannung 
	erwartetes Stück des Buchhändlers Salomon Goldschmidt. "Die Balladen" wurden 
	von ehemaligen Schülern mit so viel Bravour gespielt, daß Gelächter und 
	Beifall kein Ende nehmen wollten. Die meisten erinnerten sich noch gut an 
	Salomon Goldschmidts Sketch zur Zentenarfeier der Schule 1905: Mit dem 
	Einakter "Nach zweihundert Jahren" hatte der einfallsreiche Schreiber einen 
	Blick in die Zukunft getan und die Vorbereitungen zur Zweihundertjahrfeier 
	der Talmud Tora in humorvoller Weise geschildert.(8) 
	Und dann gab es noch eine Überraschung: Dem Fest-Komitee war es gelungen, 
	die Gebrüder Wolf (9), ebenfalls ehemalige Schüler 
	der Talmud Tora, zur Mitwirkung an diesem Kommers zu gewinnen. Ein Feuerwerk 
	von fidelen  plattdeutschen Liedern und improvisierten Einfällen löste 
	Beifallsstürme aus. Man mochte sich an diesem Abend einfach nicht trennen. Rückblick in die Schulgeschichte der Talmud Tor (1805-1911) Die Anfänge der Talmud-Tora-Schule reichten weit zurück - 
	bis zur Wende zum 19. Jahrhundert. Damals lebten etwa 7.000 Juden in 
	Hamburg, viele von ihnen in Armut. Von Gleichberechtigung war man noch weit 
	entfernt. Juden waren von den Zünften ausgeschlossen, der Zugang zu den 
	meisten Berufen war ihnen verwehrt. Zahlreiche Arme ernährten sich 
	kümmerlich von Hausier- und Kleinhandel, und das hieß: Männer und Frauen 
	gingen von früh bis spät im Freien ihrem mühsamen Broterweb nach. Oft 
	blieben ihre Kinder unbeaufsichtigt. Die 5—13jährigen erhielten religiösen 
	Unterricht im "Cheder", einer einfachen, einklassigen "Schule" im Wohnzimmer 
	eines Lehrers. Dort erwarben sie selten mehr als geringe 
	Hebräischkenntnisse, denn deutsche Sprache und allgemeinbildende Fächer 
	gehörten nicht zu den Lehrgegenständen.(10) Am Neuensteinweg in Hamburg führte der Kaufmann Mendel 
	Frankfurter eine kleine Tapetenfabrik. Er war ein vielseitig gebildeter Mann 
	und ein bedeutender Talmud-Gelehrter. Als Mitglied der 
	Talmud-Tora-Kommission der Gemeinde Altona in Hamburg, die für den 
	Unterricht der Kinder der Armen zu sorgen hatte, lag ihm das Schicksal 
	dieser Kinder besonders am Herzen. "Und seine Augen ruhten auf den Söhnen der Armen, um 
	die sich niemand kümmerte, und er betrachtete sie und sah sie zerstreut in 
	den Straßen, ohne richtige Bekleidung liefen sie hin und her, nicht nur 
	nackt an Kleidern, sondern auch nackt von Verstand, sogar über ihren Lehrern 
	lagerte eine Wolke", hat sein Sohn später geschrieben. Mendel 
	Frankfurter war leidenschaftlich entschlossen, den Kindern zu helfen. "... mit lauter Stimme bat er die Reichen der Stadt um 
	Hilfe, und er ging von Haus zu Haus und von Ecke zu Ecke und sprach zum 
	Herzen der Philanthropen mit Flehen und Verstand und süßen Worten, und ihre 
	Herzen schmolzen und wurden zu Wasser, und sie schütteten ihre Säcke aus, 
	und sie gaben ihm sehr viel Geld, so viel er von ihnen verlangt hatte, und 
	dann erbaute er das Haus der Talmud Tora, wo arme Kinder auch Unterkunft 
	fanden, und er deckte alles, was ihnen fehlte an Bettzeug und Kleidung für 
	ihren Körper, auch Speise und Brot, um sich satt zu essen. Wie kann denn ein 
	Kind lernen, das hungrig ist? Und mein frommer Vater hat sich von allen 
	Arbeiten befreit und sich fast überhaupt nicht mehr um den Unterhalt seines 
	Hauses gekümmert, und er gab seine ganze Zeit denen, die Gottes Lehre 
	lernen."(11) So entstand das erste Haus der Talmud Tora an der 
	Elbstraße mitten in der Neustadt, wo fast alle Hamburger Juden wohnten. Das 
	geräumige, mehrstöckige Gebäude hatte für jeden Lehrer ein Zimmer, in dem er 
	seine Schüler um sich versammelte, dazu ein Büro für den Vorstand und einen 
	Hofplatz hinter dem Haus, auf dem sich die Kinder im Freien erholen konnten. 
	Ein derartiges "Lehrhaus für Kinder" hatte es niemals vorher in der 
	Geschichte der Juden in Hamburg gegeben. Das Haus war ein großzügiges 
	Geschenk der Kaufleute Michel Lehmann, Elias Ruben und Süßkind Oppenheim. Am 
	31. März 1805 wurde die "Israelitische Armenschule der Talmud Tora" 
	feierlich eröffnet. 60 kleine Knaben im Alter von etwa sieben bis zwölf Jahren 
	hielten ihren Einzug. Voraussetzung für ihre Aufnahme war, daß sie schon 
	etwas Hebräisch lesen konnten: das lernten die fünf- bis siebenjährigen 
	Kinder außerhalb des Lehrhauses im Cheder. Im Alter von 13 Jahren wurden die 
	Schüler entlassen. Bis dahin lebten und lernten sie von morgens bis abends 
	im Schulhaus; dort bekamen sie auch ein kostenloses Mittagessen. Zu ihrem 
	Lehrplan gehörten Hebräischlesen und -schreiben, das Studium der Tora im 
	hebräischen Urtext und später erklärende Schriften und Texte aus dem Talmud. 
	Täglich drei Stunden kam der Schreib-Rechenlehrer ins Haus, um die Kinder in 
	kleinen Gruppen in Rechnen und "Jüdischschreiben" zu unterweisen, denn 
	beides galt als unentbehrlich für eine spätere Berufstätigkeit. Der Anteil 
	an weltlichem Wissen war also sehr gering. Die Schule, erwachsen aus dem 
	Geist tiefer Frömmigkeit, betrachtete sich vor allem als eine Pflanz- und 
	Pflegestätte des gesetzestreuen Judentums. Doch das Verlangen der Juden nach Gleichberechtigung nahm 
	zu. und bald wurde deutlich, daß allgemeinbildende Fächer unerläßlich waren, 
	wollte man nicht "ein mit der zivilisierten Welt unverträgliches 
	Isolierungssystem behaupten."(12) Unter dem 
	Einfluß der Aufklärung waren in vielen Städten moderne jüdische Schulen 
	entstanden, in denen auch Deutsch und profane Fächer gelehrt wurden. In 
	Hamburg war 1815 von Anhängern der jüdischen Reformbewegung eine derartige 
	"Freischule" gegründet worden.(13) Nur durch eine 
	umfassende Neuordnung des Unterrichts würde die Talmud-Tora Schule neben ihr 
	bestehen können. Unter der Leitung des talmudisch wie weltlich gleichermaßen 
	gebildeten Chacham Isaak Bernays (14) wurde der 
	Lehrplan 1822 von Grund auf umgestaltet, ein Teil des jüdischen Lehrstoffes 
	gestrichen und statt dessen Deutsch und Realien eingeführt. Die Realien 
	umfaßten außer Rechnen "im ausgedehntesten kaufmännischen Sinne" 
	Schönschreiben, Geographie, Völker- und Naturkunde."(15) Besonders das Fach "Deutsch" nahm jetzt einen hohen Rang 
	ein. Fast alle Kinder sprachen noch einen abfällig "Jargon" genannten 
	jüdischen Dialekt, der einem lautreinen Hochdeutsch weichen sollte. Da es 
	nicht möglich war, orthodox eingestellte jüdische Lehrer zu finden, die 
	Deutsch in ausreichendem Maße beherrschten, wurden junge, christliche 
	Theologen als Deutschlehrer an die Talmud Tora gerufen. Mit Eifer und 
	Geschick widmeten sie sich der Aufgabe, den armen israelitischen Knaben den 
	Weg in die Emanzipation zu ebnen.(16) Eine Schule, die weltliches Wissen vermittelte und dennoch 
	ohne Kompromisse religiös-orthodox blieb, entsprach den Wünschen vieler 
	Eltern. So wurden immer mehr Kinder angemeldet. Als 1851 die Schulerzahl auf 
	230 angewachsen war, wurde es im Haus an der Elbstraße unerträglich eng. 
	Aber noch reichlich sechs Jahre dauerte es, bis ein schönes, neuerbautes 
	Schulhaus an den Kohlhöfen 20 eingeweiht werden konnte. Im Sommer 1869 zählte die Schule 368 Schüler. Zum Lehrplan 
	gehörten inzwischen auch Englisch und Französisch, Mathematik, Physik, 
	Geschichte, Zeichnen und Turnen. 1870 war die Talmud Tora eine der ersten 
	Schulen in Hamburg, denen die Berechtigung erteilt wurde, mit dem 
	"einjährig-freiwilligen Zeugnis" abzuschließen. Damit hatte die Armenschule 
	den Rang einer "Höheren Bürgerschule" erreicht. Wie eh und je fühlte sie 
	sich jedoch den Söhnen der wenig bemittelten Gemeindeangehörigen besonders 
	verpflichtet, und nach wie vor zahlten die meisten Eltern gar kein oder nur 
	ein geringes Schulgeld. Oberrabbiner Anschel Stern, seit 1851 Nachfolger des 
	Chacham Isaak Bernays, hatte die leitende Stellung im Schulvorstand .(17) 
	Vor allem durch seine vorausschauende, kluge Personalpolitik hatte er die 
	Anerkennung der Schule ermöglicht: Erst seit kurzem waren die Juden in 
	Hamburg rechtlich gleichgestellt, und noch gab es kaum jüdische Oberlehrer. 
	Da aber eine "Höhere Bürgerschule" akademisch gebildete Lehrer erforderte, 
	hatte sich Anschel Stern dafür eingesetzt, christliche Lehrer aus dem 
	Johanneum, dem Christianeum und anderen höheren Schulen stundenweise für den 
	Unterricht an der Talmud Tora zu gewinnen.  Schüler der Talmud-Tora-Schule 1879
 (Privatbesitz)
 Von der Genehmigung zur "Abhaltung von Prüfungen für den 
	einjährig freiwilligen Militärdienst" bis zum ersten Examen hatte es 
	nochmals ein Jahr gedauert. Drei glückliche und stolze Kandidaten, 14 und 15 
	Jahre alt, konnten im April 1871 das begehrte Zeugnis in Empfang nehmen. 
	Hunderte von Talmud Tora-Schülern hatten seitdem das Einjährige" bestanden, 
	und immer mehr von ihnen entschlossen sich, anschließend eine Oberrealschule 
	oder ein Realgymnasium zu besuchen, um die Hochschulreife zu erlangen und zu 
	studieren. Im Frühjahr 1911 hatten sich 33 Schüler zur 
	Entlassungsprüfung gemeldet, von denen 31 die dreitägige mündliche Prüfung 
	vor dem Kommissar der Oberschulbehörde, Herrn Schulinspektor Prof. Dr. 
	Heskel, bestanden hatten.(18) Leicht wurde es den 
	durchschnittlich 15 Jahre alten Jungen nicht gemacht! Der mündlichen Prüfung 
	war die schriftliche vorangegangen. Das Thema des Deutschaufsatzes hieß: 
	"Inwiefern ist der Mensch der Herr der Erde, inwiefern nicht." In der 
	Mathematikarbeit wurden vier Aufgaben gestellt, an denen wohl mancher ältere 
	Schüler eines Gymnasiums gescheitert wäre. Schließlich waren noch eine 
	französische und eine englische Übersetzung anzufertigen. Von den 31 
	glücklichen Examenskandidaten wollten vier anschließend eine Oberrealschule 
	besuchen und später studieren, wahrend die anderen sich - wie es der 
	Tradition entsprach für den Beruf des Kaufmanns entschieden hatten. Und 
	schon "büffelte" ein neuer Jahrgang der nächsten Prüfung entgegen. Von den 
	11 im Jahr vorgeschriebenen Deutschaufsätzen hatten die Schüler die meisten 
	Themen schon bearbeitet, u.a.: "Woran erkennen wir auf einem Gang durch 
	Hamburg, daß wir uns in einer Welthandelsstadt befinden?" - "Das Geld ist 
	ein guter Diener, aber ein schlechter Herr." - "Wie Hermann Dorothea 
	erwarb." - "Bedeutung Friedrich des Großen."(19) Dr. Goldschmidt (20) hatte 
	allen Grund, mit den Leistungen seiner Schüler zufrieden zu sein. Eins aber 
	erfüllte ihn mit besonderem Stolz: Die Schule hatte einen bedeutenden 
	Beitrag zur jüdischen Emanzipation geleistet, ohne ihr auch nur das 
	Geringste von den religiösen Geboten des Judentums zu opfern. Sie hatte den 
	Beweis erbracht, daß es möglich war, zugleich orthodoxer Jude und 
	nationalbewußter Deutscher zu sein. Sie hatte der Weg gezeigt, 
	unverfälschtes Judentum beizubehalten und dennoch an den Bildungsgütern der 
	Zeit teilzunehmen, ja, beides in ein harmonisches Verhältnis zueinander zu 
	bringen. In diesem Sinne verkörperte er seine Schule geradezu. Dr. Goldschmidt, Direktor der Talmud-Tora-Realschule, und sein 
	Kollegium Dr. Goldschmidt war der Talmud Tora seit langem verbunden. 
	1867 hatte der knapp 25jährige nach abgeschlossenem Studium und Promotion 
	seine erste Lehrerstelle an der Talmud Tora angetreten. Neun Jahre später 
	war er an die ebenfalls streng orthodoxe "Realschule der israelitischen 
	Religionsgemeinschaft zu Frankfurt a.M." übergewechselt. Natürlich hatte er 
	freudig zugestimmt, als er 1889 zum Direktor der hochangesehenen Talmud Tora 
	berufen worden war. Bis zum Tod von Oberrabbiner Anschel Stern hatte die 
	Leitung der Schule in den Händen eines Vorstandes gelegen, in dem der 
	Oberrabbiner den Vorsitz führte und die pädagogische Richtung bestimmte. Mit 
	Dr. Joseph Goldschmidt stand zum ersten Mal in der Geschichte der Schule ein 
	pädagogisch ausgebildeter und erprobter Man an der Spitze der Anstalt, 
	freilich ein Mann, der nicht weniger als der Oberrabbiner die Gewähr für 
	unwandelbare Treue zum jüdischen Gesetz bot.(21) Der doppelte Bildungsauftrag der Schule bedeutete Arbeit, 
	Arbeit und nochmals Arbeit. Dr. Goldschmidt forderte sie mit unbeugsamer 
	Strenge von Schülern und Lehrern, am meisten aber von sich selbst. Jeder Tag 
	seines Lebens war von religiösen und weltlichen Pflichten ausgefüllt, und so 
	verlangte er es auch von anderen. Undenkbar, daß er gefehlt hätte oder auch 
	nur geringfügig verspätet zum Unterricht erschienen wäre! "Dr. Goldschmidt 
	tüchtig ist, doch bekannt als Pessimist: als Director zieret ihn Ordnung und 
	auch Disciplin", reimten die Schüler.(22) Selten 
	lachte "der Alte", nichts schien ihn aus der Fassung bringen zu können, in 
	jeder Situation blieb er nüchtern, kühl und distanziert. Er war "immer 
	makellos und etwas altmodisch gekleidet. Er war sehr schweigsam und sprach 
	sehr leise, hatte aber die Fähigkeit, eine Klasse mit den Augen allein zu 
	regieren."(23) Geschichte und Literatur waren 
	seine Fächer, und die Schüler erfuhren mit Respekt das außerordentliche 
	Wissen, die Gründlichkeit und Genauigkeit des "gelernten Historikers". 
	Weniger schätzten sie es, wenn ein Lehrer fehlte und Dr. Goldschmidt ihn 
	vertrat. In diesen Stunden pflegte er nämlich das "Verbum finitum" 
	durchzunehmen; irgendwann mußte er es als geeigneten Gegenstand für 
	Vertretungsstunden entdeckt haben, und seitdem blieb er dabei, Punktum. Man 
	wußte also genau, was einen erwartete; die Reaktionen des "Alten" waren 
	stets berechenbar. Es kam vor, daß ein Schüler die Kühnheit besaß, sich über 
	einen Lehrer beim Direktor zu beschweren. "Tschupp! Der Lehrer hat recht!" 
	hieß es dann kurz, und damit wandte sich Dr. Goldschmidt ab und ließ den 
	Beschwerdeführer stehen. "Tschupp, der Lehrer hat recht", blieb ein 
	geflügeltes Wort, wenn man resignierend zum Ausdruck bringen wollte, daß man 
	doch nichts zu melden hatte." (24) Stolz war Dr. Goldschmidt auf sein Kollegium. Jeder der 21 
	Herren - darunter drei Christen - trug zu dem hohen Ansehen bei, das die 
	Schule bei der Gemeinde und bei der Oberschulbehörde genoß. Senior war 
	Daniel lsaak (25), der 1910 das 70. Lebensjahr 
	vollendet hatte. Als er 1864 in die Schule eingetreten war, hatte das einen 
	langjährigen Mißstand beendet: Jahre zuvor war der bewährte christliche 
	Lehrer Kluge (26), der den deutschen 
	Elementarunterricht bei den Kleinen zur allgemeinen Zufriedenheit geleitet 
	hatte, wegen schwerer Krankheit ausgeschieden, und seitdem hatte man sich 
	mit ständig wechselnden Lehrern abfinden müssen, die ihrer wichtigen Aufgabe 
	oft nicht gewachsen waren. Daniel lsaak hatte sich durch eine dreijährige 
	Ausbildung am jüdischen Lehrerseminar in Hannover auf sein Amt vorbereitet. 
	Ihm wurden die Schulanfänger damals anvertraut - mehr als 70 in einer 
	Klasse! Von nun an konnte man wieder unbesorgt sein. Die Jüngsten liebten 
	ihren Lehrer, der "mit einem unermeßlichen Schatz von Liebe und Güte 
	begnadet" war (27), und in nur einem Jahr lernten 
	sie bei ihm deutsch und hebräisch lesen. Jedenfalls wurde behauptet, es habe 
	nie einen Fall gegeben, wo ihm das nicht gelungen sei. Jahr für Jahr übergab 
	er eine wohlgeordnete Klasse von Talmud-Tora-Schülern seinem Nachfolger und 
	nahm eine unruhige Schar neugieriger Erstkläßler in Empfang. Mit zunehmendem 
	Alter sehnte er sich manchmal danach, ältere, "gesetztere" Schüler 
	unterrichten zu dürfen, doch Dr. Goldschmidt hatte diese Bitte jedesmal 
	abgewehrt. Unmöglich! Woher sollte man einen Ersatz für Daniel Isaak finden? 
	So blieb er bei seinen ABC-Schützen. Es ließ sich leicht ausrechnen, daß er 
	weit mehr als 2.000 Talmud-Tora-Schüler in die Anfangsgründe der deutschen 
	und hebräischen Schriftsprache eingeführt hatte. "Kindermädchen" nannten ihn 
	die Großen mit gutmütigem Spott.(28) Überall in der Gemeinde bekannt und geachtet waren auch 
	die Brüder Dr. David (29) und Dr. Lipmann 
	Schlesinger(30), die offiziell Dr. Schlesinger I. 
	und Dr. Schlesinger II. hießen. Die Schüler nannten sie allerdings in 
	schlechtem Hebräisch "Echod", der Erste, und "Eini", der Zweite. Mit 
	besonderem Stolz wies man daraufhin, daß die beiden gelehrten Herren selbst 
	ehemalige Schüler der Talmud Tora waren, Echod, der Hebräisch unterrichtete, 
	wußte sich leicht Respekt zu verschaffen. "Er war klein, stämmig, sah alles 
	und genierte sich nicht im geringsten, auch noch an Primaner kräftige 
	"Backse" auszuteilen, wie Ohrfeigen in Hamburg hießen", erinnerte sich viele 
	Jahre später sein Schüler Hans Klötzel. Doch: "Echod war einer der wirklich 
	großen Lehrer, die ich gehabt habe, ein pädagogisches Talent von Rang, dem 
	man es anmerkte, daß er auf keinem Lehrerseminar verwässert oder verbogen 
	worden war. Seine Lehrmethoden waren in jeder Weise originell, und bei aller 
	Strenge, die er walten ließ, war sein Unterricht überaus lebendig und, ich 
	möchte sagen, abenteuerreich. Er war einer der wenigen Lehrer, bei denen wir 
	denken lernten... Er gab T'nach in den oberen drei Klassen, und wenn er eine 
	neue Klasse übernahm, pflegte er anzukündigen: 'Bisher habt ihr Lobstriche 
	für gute Antworten bekommen. Bei mir gibt's Lobstriche für gute Fragen.'"(31) Viel schwerer hatte es sein jüngerer Bruder. Eini war 
	kurzsichtig und schwerhörig, "dabei von einer überaus sanften Gemütsart." 
	Das forderte die Schüler natürlich immer wieder zu allerlei Unfug heraus. 
	Neben Mathematik unterrichtete er Physik und Chemie. "Eini hat sich 
	jahrzehntelang darüber gewundert, warum ihm niemals ein Experiment gelang, 
	zu dem er einen Bunsenbrenner benutzte. Er ist nie auf den Gedanken 
	gekommen, daß immer ein Schüler bereitstand, um im entscheidenden Moment den 
	Gasschlauch zuzukneifen und so den Brenner zum Erlöschen zu bringen."(32) 
	Am meisten setzte ihm seine Schwerhörigkeit zu. Es konnte vorkommen, daß 
	sich ein Schüler mitten in der Stunde meldete und eilig fragte: "Herr Dr. 
	Schlesinger, darf ich Ihre Frau küssen?" Worauf Eini abwinkte: "Jetzt nicht! 
	Warte bis zur Pause!" -(33) Aber zuletzt hatte 
	man doch auch bei Eini eine Menge gelernt, und viele Schüler leisteten dem 
	klugen, gütigen Mann später insgeheim Abbitte. Kaum ein anderer Lehrer hatte den Geist der 
	Talmud-Tora-Schule so nachhaltig geprägt wie Dr. Samson Philip Nathan, der 
	im Herbst 1905 gestorben war. Er war 1820 als Sohn des Lehrers und 
	Waisenvaters P.S. Nathan in Hamburg geboren und hatte die "Israelitische 
	Armenschule Talmud Tora" besucht.(34) Isaak 
	Bernays unterrichtete ihn persönlich in den "jüdischen sowohl sprachlichen 
	als talmudischen Studien" und bescheinigte ihm "erfreuliche, glänzende 
	Fortschritte". Samson Philipp Nathan wechselte auf Gelehrtenschule des 
	Johanneums über und lernte dort Griechisch und Latein mit derselben 
	Leichtigkeit wie Hebräisch. Sein Studium in Würzburg und Berlin, das er in 
	Jena mit der Promotion abschloß, führte ihn mit christlichen Gelehrten 
	zusammen; daneben hatte er jedoch seine jüdischen Studien nicht 
	vernachlässigt, so daß er 1847 in Frankfurt am Main die Approbation zur 
	Rabbinatswürde erhielt. Dennoch schlug er es aus, ein Rabbinat zu 
	übernehmen. Es zog ihn zurück nach Hamburg und an die Talmud-Tora-Schule. 
	1848 trat er dort als Lehrer ein. Neben den jüdischen Fächern übertrug man 
	ihm bald Rechnen, da er ein ausgezeichneter Mathematiker war. Für seine 
	Lehrmethode charakteristisch war "die Klarheit seiner Ausdrucksweise und die 
	Knappheit derselben. Die Klarheit des Ausdrucks war das Spiegelbild seines 
	streng logischen Denkens, die Knappheit wiederum entsprang seinem 
	schlichten, einfachen, ungekünstelten Wesen."(35) 
	Seine Zeit war durch Lehrtätigkeit in der Schule, im Verein Mekor Chajim (36) 
	und im Israelitisch-wissenschaftlichen Verein in Altona vollkommen 
	ausgefüllt. Jeder in der Gemeinde kannte seine kleine, schmächtige Gestalt, 
	in der eine unerschöpfliche Energie und Arbeitskraft steckte. Er gehörte 
	"mit felsenfester Treue dem Judentum" an.(37) Und 
	er war - ungewöhnlich für seine Zeit politisch zeitlebens freiheitlich und 
	demokratisch gesinnt. Wer ihn näher kannte, wußte auch von seiner 
	Schlagfertigkeit, seinem Witz und seinem Humor; "die Fröhlichkeit", hatte er 
	einmal geschrieben, "ist die Seele alles Lebens" (38) 
	- Noch im Frühjahr 1905 erteilte der 85jährige in seiner lebendigen 
	Lehrweise den vollen Unterricht. Erst im September desselben Jahres zwang 
	ihn zunehmende Schwäche, sich aus der Schule zurückzuziehen. Einige ältere 
	Schüler waren bei ihm, als er am 31. Oktober 1905 starb: "Dr. Nathan saß in 
	einem Lehnstuhl, umringt von seiner Familie, seinen Kollegen und den 
	angesehensten Männern der orthodoxen Gemeinde. Die Prima sagte Tehillim. 
	Plötzlich hob Dr. Nathan die Hand, um Schweigen zu gebieten, sagte mit 
	lauter Stimmer 'Sch'ma Israel!' - und war tot." (39) Einer der Großen der alten Deutsch-Israelitischen Gemeinde 
	war davongegangen: aber im Gedächtnis der Gemeinde lebte er fort. Anmerkungen:(1) Talmud-Tora-Realschule, Bericht über das Schuljahr 
	1911—1912. Der Neubau der Talmud-Tora-Realschule und die Einweihung des 
	neuen Hauses. Hamburg 1912.
 Staatsarchiv Hamburg, TT 4, Hamburger Nachrichten, Einweihung der 
	Talmud-Tora-Realschule, und Neue Hamburger Zeitung, Die Einweihung der 
	Talmud-Tora-Realschule. Undatiert.
 (2) Moritz M. Warburg, geb. 1838 in Hamburg, gest. 1910 in 
	Hamburg. 1876—1899 Mitglied im Vorstand der Schule, seit 1899 Vorsitzender 
	des Vorstandes. Die Familie Warburg gehörte seit jeher zu den Freunden und 
	Förderern der Schule. Samuel Elias Warburg (1759—1826) gehörte 1805 zu den 
	Mitbegründern.
 (3) Vgl. Anm. 2.
 (4) Vgl. Anm. 1.
 (5) Vgl. Anm. 1.
 (6) Unter "Vorschule" verstand man die ersten drei Klassen 
	einer höheren Lehranstalt, in denen Elementarkenntnisse vermittelt wurden.
 (7) Staatsarchiv Hamburg, Politische Polizei, SA 581, 
	Verein ehemaliger Schüler der Talmud-Tora-Schule, lsraelitisches 
	Familienblatt, Festkommers, 8.1.1912.
 (8) Vgl. Anm. 7. lsraelitisches Familienblatt, Festkommers 
	anläßlich Zetitenarfeier, 10.4.1905.
 (9) Gebr. Wolf: Ludwig Wolf (1867—1955), James Wolf 
	(1870—1943) und Leopold Wolf (1869—1926). "Snuten un Poten" und "Een echt 
	Hamborger Jung" gehörten zu den beliebtesten Schlagern der Gebr. Wolf. Vgl.: 
	Helmut Glagla, Das plattdeutsche Liederbuch, München und Zürich 1982.
 (10) Joseph Goldschmidt, Geschichte der 
	Talmud-Tora-Realschule in Hamburg. Festschrift zur Hundcrtjahrfeicr der 
	Anstalt 1805—1905. Hamburg 1905. Die folgenden Ausführungen stützen sich auf 
	diese Schrift.
 (11) Ebenda, 5. 13. Zitiert aus der hebräischen Schrift 
	"Pene Tebek von Moses Mendelsohn, Sohn des Mendel Frankfurter". Übersetzung 
	von N. Bar-Giora Bamberger.
 (12) Staatsarchiv Hamburg, YF 1, Protocolle der 
	Direction, 1. Sitzung v. 18.4.1822.
 (13) Die "Israelitische Freischule von 1815" nahm ab 1859 
	auch christliche Schüler auf und verlor danach bald ihren jüdischen 
	Charakter. Sie hieß später "Stiftungsschule von 1815" und wurde als 
	"Anton-Rée Oberrealschule" wegen rückläufiger Schülerzahlen 1933 
	geschlossen.
 (14) lsaak Bernays, geb. 1791 in Mainz, gest. 1849 in 
	Hamburg. Oberrabbiner der Deutsch-lsraelitischen Gemeinde in Hamburg von 
	1821—1849. Er nannte sich "Chacham"; das ist das sefardische Wort für 
	"Weiser", "Gelehrter".
 (15) Übersicht der theoretischen Begründung sowohl als 
	des faktischen Bestandes der hiesigen jüdischen Armenschule genannt Talmud 
	Tora 1830. Aus: Staatsarchiv Hamburg CLV Lit. L b Nr. 18 Vol. 7b Fasc. 2 
	lnv. 1, Acta in Sachen der Direktoren der Talmud Tora Armenschule die 
	Vorsteher der Deutsch-lsraelitischen Gemeinde.
 (16) An der Israelitischen Armenschule Talmud Tora 
	erhielt der christliche Lehrer — seiner besonderen Bedeutung als 
	Deutschlehrer entsprechend — anfangs den Titel "Oberlehrer" und das höchste 
	Gehalt, das einem Lehrer dieser Schule bezahlt wurde.
 (17) Anschel Stern, geb. 1820 in Steinbach/Hessen, gest. 
	1888 in Hamburg. Von 1851 bis 1888 Oberrabbiner in Hamburg und Ephorus der 
	Talmud-Tora-Schule.
 (18) Talmud-Tora-Realschule, Bericht über das Schuljahr 
	1910—1911, Hamburg 1911.
 (19) Vgl. Anm. 1.
 (20) Dr. Joseph Goldschmidt, geb. 9.11.1842 in Rakwitz 
	(Posen), gest. 13.6.1925 in Hamburg. Wissenschaftlicher Lehrer, 
	Lehrbefähigung für Deutsch, Geschichte, Geographie, Latein. Direktor der 
	Talmud-Tora Realschule von 1889 bis 1921.
 (21) Staatsarchiv Hamburg, ff3, Protokolle der Direktion, 
	Sitzung v. 24.9.1888.
 (22) Aus: Lieder für den Fest-Kommers zur Feier des 
	Lehrerjubiläums des Herrn Dr. S.P. Nathan. 10.5.1898. Privatbesitz, 
	unveröffentlicht.
 (23) CZ Klötze, Eine jüdische Jugend in Hamburg vor dem 
	Ersten Weltkrieg, Hamburg o.J., S. 30.
 (24) Mündliche Aussage des ehemaligen Schülers J.C., 
	Israel, März 1986.
 (25) Daniel lsaak, geb. 1840 in Kesselbach/Hessen, gest. 
	1914 in Hamburg. Seit 1864 Lehrer der Talmud-Tora-Schule.
 (26) J.E. Kluge war 1829 auf Vorschlag des Direktors des 
	christlichen Waisenhauses als "Elementarlehrer" an der Talmud-Tora-Schule 
	eingestellt worden.
 (27) Joseph Norden, Vor fünfzig Jahren, in: Hamburger 
	Israelitisches Familienblatt, Nr. 14, 2.4.1936.
 (28) Alle Lehrer der Talmud-Tora-Schule hatten 
	Spitznamen. Sie wurden der Verfasserin mitgeteilt von Herrn Uri Katzenstein, 
	Israel.
 (29) Dr. David Schlesinger, geb. 1851 in Hamburg, gest. 
	1921 in Hamburg. Besuchte nach der Talmud-Tora-Schule das 
	Jüdisch-theologische Kollegium in Hamburg, ab 1870 das Akademische 
	Gymnasium. 1871—1874 Studium der Philosophie und Orientalia. Von 1875 bis 
	1920 Lehrer an der Talmud Tora.
 (30) Dr. Lipmann Schlesinger, geb. 1860 in Hamburg, gest. 
	1934 in Hamburg. Bestand 1875 das "Einjährige" an der Talmud Tora. Nach dem 
	Besuch des Akademischen Gymnasiums Studium der Mathematik und Orientalistik. 
	Von 1889 bis 1925 Lehrer an der Talmud Tora.
 (31) C.Z. Klötzel, a.a.O., 5. 32f.
 (32) Ebenda, 5. 31f.
 (33) Mitgeteilt von Herrn Rudi Gräber, Israel, Schüler 
	der TTR von 1915 bis 1924.
 (34) Salomon Goldschmidt, Dr. Samson Philip Nathan. Ein 
	Lebens- und Charakterbild, Hamburg 1906. Die folgende Darstellung stützt 
	sich auf Salomon Goldschmidts Schrift.
 (35) Ebenda, 5. 18.
 (36) Mekor Chajim heißt "Quelle des Lebens". Es handelte 
	sieh um einen streng orthodoxen Lernverein.
 (37) Salomon Goldschmidt, aaC., 5. 7.
 (38) Ebenda, 5. 9.
 (39) Vgl. Anm. 24, 8. 31. Tehillina: Psalmen. Sch'ma 
	Israel: Höre Israel. 5, Mose 6,4. Bekenntnis der Einzigartigkeit Gottes.
 
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    / 10-04-2005 |