Am Ort des Grauens:
Kleine Festung Theresienstadt
The Day of Ghetto /
devet bran - festival
Der vorletzte Tag
des Festivals ist allen Ermordeten, Erniedrigten und Verschleppten
gewidmet - der Tag des Ghettos. Das Wort Ghetto ist eng mit dem Namen
Terezin - Theresienstadt - verbunden.
Eine Führung durch die Kleine Festung
Die Kleine Festung entstand bereits Ende des 18. Jahrhunderts als
Bestandteil eines Festungskomplexes, der zu Ehren der Kaiserin Maria
Theresia Theresienstadt (Terezín) genannt wurde. Fast von Anfang ihres
Bestehens an wurde sie als Gefängnis verwendet. 1914 waren hier z.B. die
Attentäter des Kronprinzen Franz Ferdinand inhaftiert - Gavrilo Princip und
zwei seiner Komplizen, die alle innerhalb der ersten 4 Jahre in der Haft
gestorben sind.
1940 wurde in der Festung ein Gefängnis der Prager Gestapo errichtet. Die
ersten Häftlinge kamen am 14.Juni 1940 an. Bis zum Kriegsende durchliefen
32000 Gefangene die Festung, 5000 davon waren Frauen. Es handelte sich vor
allem um Tschechen, mit der Zeit aber auch um Angehörige anderer Völker,
Russen, Polen, Deutsche, Roma, Jugoslawen, gegen Kriegsende sogar Gefangene
aus den Reihen der britischen Armee.
Besonders grausam war das Schicksal der inhaftierten Juden, die entweder von
der Gestapo aus Prag eingeliefert wurden oder aus dem Ghetto in der Stadt
überführt wurden. Für die meisten von ihnen war die kleine Festung, genauso
wie das Ghetto Terezin, nur eine Durchgangsstation. Ihr Weg führte weiter -
in die Vernichtungslager im Osten oder in die Konzentrationslager in
Deutschland.
Gegen Kriegsende bereitete sich im überfüllten Gefängnis eine
Fleckentyphusepidemie aus. Nach der Flucht der Aufseher am 5. Mai 1945 lief
eine Hilfsaktion an, die Ärzte und Pfleger aus Prag und der nahegelegenen
Stadt Roudnice organisiert haben. Viele von den Helfer infizierten sich und
starben. Der
Kommandant der Festung Heinrich Jöckel, der wegen seiner besonderen
Grausamkeit berüchtigt war, wurde 1946 verurteilt und hingerichtet.
Einer der Wachmänner, K. Wachholz, wurde erst 1968 gefunden und in der
ehemaligen DDR zum Tode verurteilt.
Anthon Mallot, der "schöne Toni", einer der grausamsten und hinterlistigsten
Wachmänner, wurde 1946 im Abwesenheit zum Tode verurteilt. Noch bis vor
kurzem lebte er ruhig und gemütlich wie ein unbescholtener Bürger in einem
Altersheim bei München, von den deutschen Behörden für haftunfähig erklärt.
Er erfreut sich bis heute einer guten Gesundheit. Vor einigen Monaten wurde
er endlich verhaftet und warten in einem Münchner Gefängnis auf das weitere
Vorgehen der bayerischen Behörden. Ein Zeuge ist in der Tschechischen
Republik gefunden worden, der selbst sah, wie Malloth Menschen erschlagen
hatte. Auf unsere Frage hin, was wohl mit Malloth in der Tschechischen
Republik geschehen würde, ob das Todesurteil noch seine Gültigkeit hat,
sagte die Führerin - wir glauben nicht, dass er je ausgeliefert wird.
Malloth ist Jahrgang 1912.
Auf Initiative ehemaliger Gefangenen und Hinterbliebenen beschloss die
tschechische Regierung bereits 1947 die Gedenkstätte Terezin anzulegen, die
an die vernichtenden Folgen der Unterdrückung von Freiheit und
Menschenrechten erinnert.i
haGalil onLine
24-11-2000
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