|
Praha / Unter strengen
Sicherheitsvorkehrungen boten im berühmten Futurum-Theater vier
mitteleuropäische Klezmergruppen einen Abend voller Gegensätze: Kroke aus
Krakau, Klezmorim aus München, Ensemble Klesmer aus Wien und Katja Kolcova
mit Umelci v hladoveni aus Prag. Das gebotene Spektrum reichte vom
klassischen Klezmer, über Jazz- und Swingelemente bis zur modernen
Popversion uralter Gebete.
Kroke
ist das jiddische Wort für Krakau. Mit schwermütigen, fast schon morbiden
Tönen leitete die Gruppe ihren Auftritt ein. Keine Musik zum Mittanzen,
ungeeignet für Hochzeiten oder Bar-Mizvah-Feiern. Kroke brachte Musik für
die Seele, ein Gebet. Einen musikalischen Kadisch spielen die drei
Musiker, bisher unbekannte Töne in der jiddischen Musik, eigene
Kompositionen, eng verbunden mit der Tradition der alten jiddischen Kultur
und vielleicht gerade in dieser unkonventionellen Art ein Beweis ihrer
Fortsetzung.
Klezmorim
aus München, leider ohne ihre erkrankte Sängerin, verbinden behutsam die
traditionelle Klezmermusik mit modernen Jazzelementen. Die Klarinette von
Andreas Arnold erzählt von der Freude und von der Traurigkeit, sie lacht
und sing, sie weint, sie ist nachdenklich und wieder sehr lebhaft. Die
eigene Freude am Spiel übertragen die vier Musiker im Nu auf das Publikum.
Leider war die Spielzeit jeder Gruppe auf eine halbe Stunden begrenzt.
Zehn Minuten länger und die Klezmorim hätten das Publikum zum Tanzen
gebracht. Das Wiener
Ensemble Klesmer um Leon Pollak ist konsequent um die Pflege der
traditionellen jüdischen Volksmusik in höchstmöglicher Authentizität
bemüht. Vorgetragen im Wiener Kaffeehausstil, stehen Emotion, meditative
Verträumheit und gefühlvoller Schmelz im Vordergrund.
Katja Kolcova und Umelci v hladoveni (die Hungerkünstler) - die
widersprüchlichste Gruppe des Abends. Eine blinde Sängerin mit einer
charismatischen Stimme, klein, in schwarz gekleidet, steht sie auf der
Bühne und beginnt:
"Esa Ejnaj el heHarim, me'ajin jawo 'Esri" (Ich erhebe meine Augen zu den
Höhen, woher wird mir Hilfe kommen). Es folgen weitere Psalmen und
synagogale Lieder, vorgetragen mit starker Stimme und aus ganzem Herzen:
"Aus der Tiefe meiner Seele rufe ich zu Dir!". Die begleitende Popgruppe
war streckenweise leider etwas zu begeistert bei der Sache, so dass die
Feinheit des Vortrags nicht ganz zur Geltung kam.
In der "Velká Synagoga" in Plzen konnte auch das westböhmische Publikum
dieses Ereignis miterleben, wer beide Veranstaltungen verpasst hat, muss
auf die Aufzeichnung im "Ceska Televize" warten.
[in english]
Katharina Kolcova |
haMaschgiach |
haGalil onLine
22-11-2000
|