Während in
Deutschland die Debatte um die "Leitkultur" die Gemüter erhitzt und
die christliche "Abendlandpartei" Parolen von Volk und Nation
streut, bringt der Prager Oberbürgermeister Jan Kasl seine Sehnsucht
nach einer kosmopolitischen und multikulturellen Stadt zum
Ausdruck.
Das "devet
bran-festival" könnte ein Schritt in diese Richtung sein. Die
jüdische Kultur hat in Prag eine lange Tradition, die jedoch durch
die Shoah und die Zeit des Kommunismus fast ausgelöscht wurde. Das
Galakonzert im Repräsentationshaus (Obecni Dum) war eine
eindrucksvolle Demonstration dessen, was einmal war und wieder sein
könnte. An
diesem besonderen Abend traten zwölf Gruppen auf, die im Laufe des
Festivals in Prag gastieren. Dadurch ergab sich eine pikante
Mischung der verschiedensten Richtungen jüdischer Musik. Von
sephardischen Liedern der Jana Lewitowa (begleitet von Vladimir
Merta), über fröhlichen Klezmer der "Naye Kapelye aus Ungarn bis hin
zu der virtuosen Vorstellung des Strauss Warschauer Duos. Manch
einer wuchs über sich hinaus, wie die Krakauer Gruppe "Kroke", die
mit einer spontanen Trommelimprovisation auf dem Rücken des
Kontrabasses begeisterte.
Dies könnte nicht zuletzt an der wunderschönen Atmosphäre des
Konzertsaales liegen. Das Repräsentationshaus, erbaut zwischen 1905
und 1912 an der Stelle, wo bis dato der Königliche Stadthof
gestanden hatte, ist ein Juwel des Jugendstils. Der Smetanasaal, in
dem klassische Konzerte und Bälle stattfinden, ist reichlich mit
Deckenfresken tschechischer Künstler der Jahrhundertwende
ausgestattet. Im Bürgermeister-Saal, der von Alfons Mucha gestaltet
ist, fand anschleißend ein Empfang statt.
Neben dem Prager Oberbürgermeister und dem österreichischen
Botschafter richtete auch der Bürgermeister der Partnerstadt
Jerusalem, Ehud Olmert, Grußworte an die Besucher des Festivals.
Auch Olmert zeigte sich sehr beeindruckt von der demonstrierten
Vielfalt der jüdischen Musik.
Der Abend endete mit
einem gemeinsamen Auftritt aller Künstler und schließlich mit der
Melodie aus Schindlers Liste, gespielt von Pavel Sporcl, der
ausdrucksvollste Musiker der gegenwärtigen tschechischen Geiger.
Gemeinsamer Auftritt
zum Abschluß
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haGalil onLine
23-11-2000 |