Eine obskure Truppe, die Verständnis für
Holocaust-leugnung aufbringt
Von Karl Pfeifer
Unsere Antiimperialisten erleben auch schöne
Augenblicke in denen sie mit geschwellter Brust sagen können, wir
haben nicht versagt, wir sind nicht allein. Zum Beispiel wenn die
Berliner "Junge Welt" ein Interview mit Willi Langthaler, Sprecher
der Antiimperialistischen Koordination (AIK) Wien publiziert, dann
leuchten die Augen der deutschen Nationalbolschewisten auf. Denn am
österreichischen Wesen sollen Deutsche wieder einmal genesen.
In Österreich betreibt Martin A. Schwarz die website
"Eiserne Krone", die nach eigenem Bekenntnis Texte des italienischen
Altfaschisten Julius Evola (1896-1974) und des nazistischen
Rassentheoretikers Hans F.K. Günther (1891-1968) veröffentlicht.
Martin Schwarz publiziert da Texte wie "Der Okzident ist ein
Akzident - zum 90. Geburtstag von Roger Garaudy". Dieser ehemalige
Cheftheoretiker der französischen KP, hat seinen Weg über den
Katholizismus zum Islamismus gefunden und ist ein in der arabischen
Welt gefeierter Holocaustleugner und es ist kein Zufall, wenn
Garaudy von der "Eisernen Krone" gefeiert wird.
Eben dieser Martin Schwarz publizierte auch dieses
Interview aus der "Jungen Welt" in dem Willi Langthaler ankündigt
Geld für die irakische "Guerilla" sammeln zu wollen. "Mit dem Aufruf
wollen wir all jene ansprechen, die schon während der Massenproteste
der Friedensbewegung gesagt haben, daß es nicht genug ist, gegen den
Krieg zu sein, sondern auf der Seite Iraks zu stehen." (sic!) Willi
Langthaler hofft von Österreichern pro Kopf und Nase 10 Euro
einsammeln zu können, denn er steht in Nibelungentreue zum blutigen
Baathregime. Was Neonazi und Antiimps u.a. eint, ist ihre
manichäische Weltsicht. Auf der einen Seite, die guten
Antiimperialisten, zu denen der serbische Faschist Seselj und der
jordanische Holocaustleugner Dr. Ibrahim Alloush gehören, auf der
anderen Seite die "Gruppe der Kriegstreiber und Zionisten um
Pfeifer, Schmidinger und Schiedl (Schiedel K.P.). So in einem Text
der AIK vom 16.8. zu lesen, den Indymedia, das immer mehr zum
Schmutzkübel verkommt, auch veröffentlicht.
Ein wahres Glück, dass es keinen "realen Sozialismus"
mehr gibt, denn wer dort so beschuldigt wurde, der hat das oft genug
nicht überlebt. Kein Wunder wenn diverse nostalgische Jung- und Alt-
Stalinisten sich vor die AIK stellen und "Solidarität mit
AntiimperialistInnen" fordern. Allerdings ist Walter Baier, der
Vorsitzende der KPÖ da anderer Meinung, befragt vom Falter (32/03)
zur AIK erklärte er: "Persönlich will ich mit dieser obskuren
Truppe, der jede Sensibilität für Antisemitismus fehlt, nichts zu
tun haben."
Bei einigen Friedensdemonstrationen machten auch
Neonazi mit. Ganz friedensbewegt zeigten Neonazi und Antiimps ihre
Bereitschaft für den "Befreiungskampf des unterdrückten
palästinensischen Volkes" zu marschieren. Da gibt es eine Querfront,
die von den Antiimps bis zu den Neonazi und Andreas Mölzer geht, der
behauptet: "Die Vertreibung und die permanente Benachteiligung der
palästinensischen Urbevölkerung des Heiligen Landes zeitigt bis zum
heutigen Tage ihre bösen Früchte". Mölzer und seine
Gesinnungsgenossen möchten wie viele Palästinenser das Rad der
Geschichte zurückdrehen. Sie sind halt Revisionisten und
Revanchisten. Es geht um die Wiedererlangung der in einem
Eroberungskrieg verlorenen Gebiete, sie wollen die im Krieg
erlittene Niederlage "vergelten". Außerdem sind sie alle einige in
ihrem Haß gegen Amerika. Bereits der "Nationaldichter" Nikolaus
Lenau hat nach einem mißglückten Unternehmungsversuch in den USA den
Mangel an Kultur in Amerika betont.
Die Tatsache, dass die USA versucht hat ihre
Bodentruppen zu schonen, wird in Europa bis in friedensbewegte
Kreise als "Feigheit" angekreidet. Viele Linke - in Deutschland und
Österreich - tun so, als ob sie von diesem Antiamerikanismus frei
wären und pflegen weiterhin den Kult der kulturellen und politischen
Überlegenheit. Franziska Augstein hat dieses Gefühl in ihrer
Gmundener Rede, die vom "Standard" abgedruckt wurde, zum Ausdruck
gebracht. Antiamerikanismus und Antisemitismus der sich als
"Antizionismus" maskiert ist in unseren Breitengraden hauptsächlich
Ressentiment gegen alles was nicht so ist wie die
Nachkriegsvolksgemeinschaft. Es ist Ausdruck des dumpfen völkischen
Kollektivs, an dem nur eine Minderheit nicht teilnehmen kann oder
will. Natürlich sind diese dumpfe Ressentiments nicht nur bei den
Neonazi und der AIK vorhanden, sie kommen aus der Mitte der
Gesellschaft. Ein Blick in die "Standard" online Diskussion nach dem
Anschlag in Jerusalem, genügt, um sich zu überzeugen, Nach der
heuchlerischen Beteuerung: "der anschlag ist durch nichts zu
rechtfertigen" wird der Anschlag doch noch gerechtfertigt: " ja aber
es waren, sind und bleiben reaktionen, blutige reaktionen auf eine
unmenschliche und rassistische politik der jetztigen regierung
israels (okkupator usw...)".
Wer ist schuld am Antisemitismus? Die Juden. Wer ist
verantwortlich für die gegen Zivilisten gerichteten Anschläge in
Israel? Die israelische Regierung. In diesem antisemitischen Film
waren wir schon einmal. Ein Ende ist nicht abzusehen.
hagalil.com
20-08-03 |