Auf
drei Säulen steht die Welt - so heißt es in den Sprüchen der
Väter, einem Traktat des Talmuds - auf der Lehre, dem
Gottesdienst und dem Üben zwischenmenschlicher Wohltaten.
Auf den gleichen drei Säulen steht eine jüdische Gemeinde:
- Auf der Lehre - sie braucht Schulen,
- auf dem Gottesdienst - sie braucht Synagogen und Bethäuser,
- auf den sozialen und kulturellen Institutionen.
Vor der Schoah gab es in Wien bis zu 200.000 Juden, die im Laufe
von Jahrzehnten eine dieser Anzahl angemessene Struktur aufgebaut
hatten. Nicht die Juden, sondern ganz Wien hat aus deren kulturellem
Beitrag enormen Gewinn gehabt. Dies wird uns immer von Menschen
außerhalb unserer Gemeinde versichert. In der Schoah wurden nicht
nur jüdische Männer, Frauen und Kinder beraubt, vertrieben und
ermordet. Es wurde auch die Infrastruktur zerstört und die
Rückkehrer fanden einen Trümmerhaufen vor.
In den vergangenen fünfzig Jahren bauten sie und andere
Neueinwanderer - bauten wir - eine Gemeinde auf, wie es kaum eine in
ganz Europa gibt, sicher nicht in Gemeinden mit ähnlicher Größe.
Synagogen, Schulen, koschere Geschäfte, soziale und kulturelle
Institutionen. Hie und da gab es Hilfe von Staat und Stadt. Dennoch
war das Erbe zu groß und unsere Möglichkeiten zu klein!
Haben wir fahrlässig mit dem Geld geprasst?! Sicher nicht! Die
menschlichen Verpflichtungen z.B. den Juden aus der Sowjetunion
gegenüber, oder den Überlebenden der Schoah mussten erfüllt werden!
Den Alten und Siechen musste geholfen werden! Unser Auftrag, die
religiösen Institutionen für unsere Mitglieder aufrecht zu halten
und Schulen für die Zukunft unserer Kinder zu bauen, konnte nicht
vernachlässigt werden!
Auf Schutz vor mörderischem Terror, der tatsächlich zwei Mal in
Österreich - gegen die Synagoge und gegen Reisende nach Israel -
zugeschlagen hat, konnte und kann nicht verzichtet werden! Unsere
physischen und geistigen Kräfte reichten, aber unsere finanziellen
Mittel nicht!
Jetzt können wir ohne Hilfe nicht mehr weiter! Die jüdische
Vielfalt in Wien ist kein Selbstzweck! Sie sind - wie schon erwähnt
- ein unverzichtbarer Wert der Wiener Identität! Daher sind wir
keine Bittsteller, sondern wir bieten eine Partnerschaft an, damit
Wien nicht ein zweites Mal diese für Wien bedeutende kulturelle
Bereicherung verliert.
Über die Zahlen wissen andere besser Bescheid. Doch eines ist
sicher. Sie sind für den Staat sehr klein aber für uns zu groß!
Noch ist es nicht zu spät!
Oberrabbiner Chaim Eisenberg
ISRAELITISCHE KULTUSGEMEINDE WIEN
(veröffentlicht in der "Neuen
Kronenzeitung", 17-05-03)
Forum: Wiens jüdische Gemeine
- pleite?
Robert Schindel, Doron Rabinovici und Robert Menasse:
Appell an österreichische
Bundesregierung
"Die Regierung dieses Landes tut, als ginge es um Almosen. Wer
Darlehen auf Geraubtes anbietet, wenn von Restitution die Rede ist,
verleugnet die Verantwortung"...
Israelitische Kultusgemeinde Wien:
Wegen Schüssel geschlossen
Nachdem bereits am 27. Mai bis zu 35 Mitarbeiter beim
Arbeitsmarktservice (AMS) zur Kündigung angemeldet wurden...