Musik, Tanz
und Poesie aus orientalischen Kulturen:
Salam - der Orient beginnt in Wien
Hören:
Khaled und Noa singen John Lennons Imagine (Hebräisches /
Arabisch)
Morgen beginnt in Wien das fast einen Monat andauernde Festival
"SALAM.ORIENT 2007", ein Fest mit Musik, Tanz und Poesie aus
orientalischen Kulturen. Höhepunkt dürfte wohl am 22. Oktober
erreicht sein, wenn Khaled mit seinem Ensemble im Wiener
Konzerthaus gastieren wird.
Auf
den mediterranen Nachbarländern an den Grenzen zur Festung
Europa sowie auf dem Sufismus liegen die programmatischen
Schwerpunkte des diesjährigen Weltmusikfestivals "Salam.Orient"
vom 16. Oktober bis 10. November 2007. Mit insgesamt 11
Konzerte, einer Lesung mit Musik und Tanz sowie mit der
Hafla, das orientalische Fest, bespielt Salam.Orient
sechs Locations: das Wiener Konzerthaus, die Szene Wien, das
Porgy & Bess, die Sargfabrik, den Ost Klub und das Restaurant
Nayeb.
Festivalinitiator und -leiter Norbert Ehrlich
über das diesjährige Konzept von Salam.Orient:
"Angesichts der Aktualität von Fragen rund um das Thema
Migration liegt ein inhaltlicher Schwerpunkt heuer auf
Europas Nachbarstaaten am Mittelmeer. Sie sorgen EU-weit
häufig für ambivalente Gefühle: So gerne man die Türkei, Ägypten
oder Marokko als Urlaubsländer besucht, so gerne hält man von
dort stammende Zuwanderer auf Distanz. Sie gelten als
Konkurrenten am Arbeitsmarkt und als Angehörige einer "fremden"
islamischen Kultur.
Dagegen stellt
Salam.Orient einige Ensembles aus diesen Ländern
als gelebte, gelungene und durchaus normale Beispiele in den
Mittelpunkt, um zu zeigen, wie verschieden Einflüsse der
Moderne, der Umgang mit vorislamischen Traditionen bzw.
nationalen oder religiösen Minderheiten, die Beeinflussung von
arabischen mit schwarzafrikanischen Lebensweisen und umgekehrt
u.v.m. klingen und aussehen können:
Der Algerier
Khaled schuf seit Jahren eine Fusion aus seinen
maghrebinischen Wurzeln und französischer Populär-Musik. Les
Boukakes
sind eine franko-algerische Band, deren Mitglieder bereits in
Frankreich geboren wurden und mit ihrem "Rock´n Raï" ihrerseits
nordafrikanische Einflüsse zitieren. Die syrische Sängerin
Lena Chamamyan verbindet arabische Tradition und Folklore
ihrer armenischen Herkunft mit eindeutigem Jazz-Idiom. Die
Türkin Aynur ist ein neuer Star für TürkInnen und
KurdInnen gleichermaßen. Der in Wien lebende Alp Bora aus
Istanbul stellt mit seinem Trio erstmals live seine jüngste
Arbeit aus dem CD-Studio vor. Überdies präsentieren zwei Gruppen
aus Ostafrika und dem Sudan unterhaltsame Spielformen, in denen
sich arabische und schwarzafrikanische Einflüsse mischen: das
Ensemble des Culture Music Club von der Insel Zanzibar
sowie Omer Ishas & seine Peace Messengers aus der
Krisenregion Darfur.
Ein zweiter Fokus des
Festivals liegt auf
dem Sufismus: Diese volkstümliche Form des Islam
verbindet unterschiedlichste lokale Traditionen mit der
mystischen Gottsuche frommer Muslime. Beispiele dafür sind die
Sängerin Munadjat Yulchieva aus Usbekistan, die
senegalesisch-marokkanische Band Nuru Kane & Bayefall Gnawa,
der DJ und "moderne Sufi" Mercan Dede sowie Mitwirkende
am alevitischen Hubyar Sema Ritual. Mit ihrer Performance
erlauben letztere Einblicke in diese sehr liberale Form eines
Islam in "Randlage". Dabei unterstützt durch
Parivs Mamnun und den Saz-Spieler Mansur Bildik
und sein Ensemble. Die an diesem Abend gepante Lesung von
Barbara Frischmuth muß aufgrund einer Erkrankung ausfallen.
Salam.Orient knüpft an die Festivals Focus on
Israel (2001), Salam.Islam (2002, 2003) und Salam.Orient (2004,
2005, 2006) an. Das Ziel: das Schaffen von Kunstschaffenden
dieser facettenreichen, in sich sehr heterogenen und
differenzierten Kulturen auf die Bühne zu bringen, um einmal
mehr einen Beitrag zu deren besserem Verständnis zu leisten.
SALAM.ORIENT 2007 - Das PROGRAMM
[Änderungen vorbehalten!]
Eröffnet wird das
Festival am
16. Oktober in der Szene Wien
durch das senegalesisch-marokkanische Musikensemble Nuru Kane
& Bayefall Gnawa mit Afro-Blues und Trancemusik. Die Musiker
mixen dabei Rhythmen der Bayefall Bruderschaft in Senegal und
der traditionellen Gnawa-Derwische in Marokko. Der zweite Teil
des Abends gehört dem algerischen Kabyle Akli D, um mit
einer Mischung aus Afro, Reggae, Gypsy-Folk, Blues und Gnawa
Musik zu brillieren. Mit seinem zweiten Album "Ma yela" -
produziert von Manu Chao, mit dem ihn inzwischen eine
persönliche Freundschaft verbindet - sorgte er international für
Furore.
Am 17. Oktober wird der in Wien
beheimatete Türke
Alp Bora
erstmals das Ergebnis seiner Arbeit mit der Geigerin Julia
Pichler und dem Cellisten Lukas Lauermann im Porgy & Bess
vorstellen.
Vom 18. bis 20. Oktober gastiert die
junge, von ihren kurdischen Landsleuten enthusiastisch gefeierte
und auch von vielen TürkInnen hochgeschätzte wie respektierte
Sängerin Aynur und ihre Band in der Sargfabrik.
Populär wurde sie durch die innovative Verbindung von türkischer
und kurdischer Volksmusik sowie mit sorgfältig arrangierten
neuen Titeln.
Mit dem aus Algerien gebürtigen
Khaled gastiert "Der König des Raï"
am 22. Oktober im Wiener Konzerthaus. Raï-Musik, um 1920
in den Bars und Bordellen der Hafenstadt Oran entstanden,
entfaltete ihre gesellschaftskritische Kraft mit den "Chebs",
den Jungen, in den 1970er Jahren, zu denen als einer der ersten
auch Khaled gehörte. Mit Texten über Sex, Drugs und Rock'n'Roll
und seinem westlichen Lebensstil war Khaled vielen
Fundamentalisten zunehmend ein Dorn im Auge. Daher ließ sich
Khaled in Paris nieder. Erst 13 Jahre später, 1999, sollte er
wieder ein Konzert in Algerien geben. Aufgrund eines gemeinsamen
Auftritts mit der israelischen Sängerin Noa 2001 zog er sich
wieder den Zorn konservativer Kreise zu.
Hören:
Khaled und Noa singen John Lennons Imagine (Hebräisches
/ Arabisch)
Aisha von Khaled in der hebr. Version von Chaim Moshe:
sound/khaled/aisha-i.rm
Und aus dem Album Sahra: Sahra:
[01] Walou:
[07] Wahrane
[09] Hey
Oudi:
[12]
Klassische Musik aus Indien präsentiert der Meister der Sarod
Ustad Amjad Ali Khan am 24. Oktober, ebenfalls im
Wiener Konzerthaus. Die Popularität und der exzellente Ruf
des heute in seiner Heimat Indien höchst anerkannten wie
berühmten klassischen Musikers beruht auf seiner virtuosen
Beherrschung der Sarod, eines Saiteninstruments aus der Familie
der Lauten, das sich aus der afghanischen Rubab entwickelte.
Unter dem Titel "Wege der Mystik das Erbe der Sufis" gestalten
Parvis Mamnun, Saz-Virtuose Mansur Bildik mit Ensemble
sowie eine Tanzgruppe mit dem Hubyar Sema Ritual einen
Abend mit Texten über Derwische, mit Musik und Tanzbeispielen
aus dem Leben der Aleviten in der Türkei am 25. Oktober
im
Ost Klub. Die an diesem Abend geplante Lesung muß
aufgrund einer Erkrankung von Barbara Frischmuth ausfallen.
Ihren Namen verdanken die sechs "Rock´n Raïer" von
Les Boukakes einem Kellner, der aus zwei Schimpfwörtern
nämlich ‚Bougnoul' (Schimpfwort für ‚Araber') und ‚Macaque'
(dt.: ‚hässlicher Affe') den Begriff Boukake formte. Stolz
beschreiben sie sich selbst als Schmuddelkinder, als eine
Mischung aus Frankreich, Tunesien und Algerien, dem Norden und
dem Süden. Am 30. Oktober
gastieren sie in der Szene Wien mit einem bunten
musikalischen Mix aus arabisch-französischen Texten und
orientalischen Melodien, rockig, funkig, elektronisch - rasant
und rhythmisch, mitreißend und bisher sehr erfolgreich.
Am 31. Oktober fusioniert der türkische
World-Beat-Musiker, Produzent und DJ Mercan Dede und sein
Secret Tribe in der Szene Wien live spirituelle Traditionen der
Sufi-Musik mit zeitgenössischen Ambient-Sounds. Er kombiniert
alte und neue Musiken, sakrale und weltliche Sounds sowie
orientalische und okzidentale Klangwelten zu
hypnotisch-spirituellen Sufi-Rhythmen und trance-artigen
Dance-Ritualen.
Mit den der Sufi-Tradition nahe
stehenden Gesängen von der Seidenstraße offeriert Munadjat
Yulchieva einen Konzertabend von eindringlicher Schönheit
und ergreifender Beseeltheit am 2. November im Wiener
Konzerthaus. Sie gilt als herausragende Sängerin der
zeitgenössischen klassischen Musikszene Usbekistans. Yulcievas
Name bedeutet "Aufstieg zu Gott" und verweist somit auf ein
zentrales Anliegen der Sufis. Ihre Stimme fasziniert durch
Virtuosität und Volumen. Begleitet wird sie vom Trio des großen
Meisters
Shavkat Mirzaev.
Mit seinem Auftritt am 5.
November im
Wiener Konzerthaus feiert der Culture Musical Club
seine Österreich-Premiere: Geboten wird traditionelle Folklore
aus Zanzibar, arabische und indische Musik mit Einflüssen aus
Ostafrika und Dubai. Der Culture Musical Club wurde 1956
während des Unabhängigkeitskampfes von Zanzibar als Teil der
Jugend-Organisation der damaligen Afro-Shirazi-Party gegründet.
Heute ist das Orchester nicht nur das größte, sondern auch das
profilierteste und international erfolgreichste dieser Insel vor
der Küste Tansanias.
Lena Chamamyan, syrische
Sängerin mit armenischen Wurzeln, wird am
7. November im Porgy & Bess durch die spannende
Kombination von klassischem orientalischem Gesang mit Elementen
des Jazz und traditioneller armenischer Musik faszinieren. Ihr
erstes Album "Hal Asmar Ellon" (2006) drückt genau jene Mischung
aus. Gemeinsam mit dem Trompeter Basel Rajoub gewann Lena
Chamamyan 2006 den ersten Moyen Orient Music Award von Radio
Monte Carlo.
Omer Ishas, preisgekrönter Musiker aus Darfur, das
jüngst als Krisengebiet im Sudan traurige Bekanntheit erlangte,
sowie Frontman der sudanesischen Band "Peace Messengers",
tritt seit nunmehr 17 Jahren weltweit für den Frieden ein. Am
9. November gastiert er mit den Peace Messengers, seiner
8-köpfigen Band, in der Sargfabrik. In ihrem Afro-Pop
verbinden sie arabische Musik mit schwarzafrikanischen
Traditionen. Ihre Lieder sind kraftvoll, rhythmisch und voller
Lebensfreude - Musik für Herz und Hirn gleichermaßen.
Am
10. November trifft man sich zum Festivalabschluss im
Restaurant Nayeb zur Hafla bei einer Wasserpfeife
und Köstlichkeiten aus der orientalischen Küche, um zu feiern,
zu plaudern und zu tanzen. Der musikalische Bogen spannt sich
von orientalischer Live-Musik bis zu den neuesten Beats aus
Bollywood. Herzstück jeder Hafla ist die faszinierende
orientalische Tanzperformance. Bahara ist seit vielen Jahren als
Tänzerin, Lehrerin und Leiterin des Studio Chiftetelli im In-
und Ausland aktiv. Ihr Tanz beeindruckt durch
Körperbeherrschung, Anmut und Lebensfreude.
Programm &
Termine 2007
Karten sind bei den jeweiligen Spielorten und deren
Kartenvorverkaufsstellen erhältlich. Programmänderungen
vorbehalten.
1.1. NURU KANE & BAYFALL GNAWA - SENEGAL/MAROKKO: Afro
Blues und Trance-Musik 1.2. AKLI D - ALGERIEN: Afro,
Reggae, Gypsy-Folk, Blues und Gnawa-Sounds
(die ursprünglich geplanten GNAWA HALWA (Marokko) haben
leider abgesagt)
Szene Wien - Dienstag, 16. Oktober, 20h Kartenpreise: €
20/18/16 (Stehplätze)
2. ALP BORA
& TRIO - ÖSTERREICH/TÜRKEI Porgy & Bess - Mittwoch,
17. Oktober, 20h Kartenpreise: € 15/13,50
3. AYNUR & BAND - TÜRKEI: Die junge Stimme der Kurden
Sargfabrik - Donnerstag, 18. - Samstag, 20. Oktober, 20h
Kartenpreise: € 28 (AK), € 26 (VVK)
In Kooperation mit der Sargfabrik
4. KHALED - ALGERIEN: Der König des Raï Konzerthaus -
Montag, 22. Oktober, 19.30h Kartenpreise: Sitzplätze: € 81
bis € 31 / Stehplätze Parterre: € 56
In Kooperation mit dem Wiener Konzerthaus im Rahmen von:
world - Musik der Welt
5. AMJAD ALI KHAN - INDIEN: Klassische Musik auf der Sarod
Konzerthaus - Mittwoch, 24. Oktober, 19.30h Kartenpreise: €
48 bis € 31
In Kooperation mit dem Wiener Konzerthaus im Rahmen von:
world - Musik der Welt
6. PARVIS MAMNUN & MANSUR BILDIK ENSEMBLE & HUBYAR SEMA
RITUAL ÖSTERREICH / TÜRKEI. "Wege der Mystik das Erbe der Sufis"
(Musik & Tanz) (BARBARA FRISCHMUTH KANN AUFGRUND EINER
ERKRANKUNG NICHT AN DER VERANSTALTUNG TEILNEHMEN) Klub Ost -
Donnerstag, 25. Oktober, 20h Kartenpreise: € 15 / 12
7.1.
LES BOUKAKES - FRANKREICH, TUNESIEN, ALGERIEN: Rock´n Raï 7.2.
NESHOUA - TUNESIEN/MAZEDONIEN/TÜRKEI/ÖSTERREICH Szene
Wien - Dienstag, 30. Oktober, 20h Kartenpreise: € 15/13,50/12
(Stehplätze)
8. MERCAN DEDE & SECRET TRIBE - TÜRKEI: Sufi Trance
Szene Wien - Mittwoch, 31. Oktober, 20h Kartenpreise: € 26
/23/20 (Stehplätze)
9. MUNADJAT YULCHIEVA & MIRZAEV ENSEMBLE / USBEKISTAN:
Gesänge von der Seidenstraße Konzerthaus - Freitag, 2.
November, 19.30h Kartenpreise € 13/20/27/33
In Kooperation mit dem Wiener Konzerthaus im Rahmen von:
world - Musik der Welt
10. CULTURE MUSICAL CLUB OF ZANZIBAR - TANSANIA:
Taraab-Orchestra aus Ostafrika Konzerthaus - Montag, 5.
November, 19.30h Kartenpreise: € 40 bis € 25
In Kooperation mit dem Wiener Konzerthaus im Rahmen von:
world - Musik der Welt
11. LENA CHAMAMYAN - SYRIEN: Ethno-Jazz aus Damaskus
Porgy & Bess - Mittwoch, 7. November, 20h Kartenpreise: € 15
/ € 13,50
12. OMER IHSAS & THE PEACE MESSENGERS - SUDAN: Mitreißender
Afro-Pop Sargfabrik - Freitag, 9. November, 20h
Kartenpreise: € 21 / € 19
In Kooperation mit der Sargfabrik
13. HAFLA - ÖSTERREICH: Ein arabisches Fest Restaurant
Nayeb - Samstag, 10. November, 19.30h Kartenpreise: € 15 / €
13
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