Auch der biedere Mittelstand
will das geraubte Geld behalten:
Nicht einen Pfennig für
die Verschleppten!
Listen
Während
deutsche Industrieunternehmen, Handelskonzerne und Versicherungen sich
weiterhin ungerührt zeigen werden Befürchtungen laut, dass die späte
Lohnauszahlung für Zwangsarbeiter in allererster Linie zu Lasten der
Staatskasse gehen könnte. Von ihrer Verantwortung für frühere Zwangsarbeiter
wollen auch die mittelständischen Unternehmen nichts wissen.
Kein einziges
mittelständisches Unternehmen hat sich bisher bereit gezeigt, in den
geplanten Entschädigungsfonds einzuzahlen, und dies obwohl allein in die
vorwiegend mittelständisch strukturierte Bauwirtschaft 450.000
Zwangsarbeiter verschleppt worden waren.
49.000 Unternehmen,
Mitglieder im Bundesverband der mittelständischen Wirtschaft, stellen sich
stur. Zwar habe der Verband den Mitgliedsfirmen empfohlen, sich an der
geplanten Stiftung von Industrie und Bundesregierung zu beteiligen, so
Verbandssprecher Stefan von der Heiden in einem Gespräch mit der Frankfurter
Rundschau, es sehe aber "ganz mau aus." Es sei zwar keine Frage für den
Verband, dass es eine "moralische Bringschuld" gebe, allerdings gebe es eine
solche auch beim Adel und bei den Kommunen. Man habe noch keinen Überblick
über die Zahl der betroffenen Firmen, die von Zwangsarbeit und
"Arisierungen" in den Kriegsjahren profitiert hatten.
In den vergangenen Wochen
bat Rolf-E. Breuer, Vorstandssprecher der Deutschen Bank, zahlreiche größere
mittelständische Unternehmen, sich an dem Fonds zu beteiligen. Doch die
Firmen liessen sich auf derartiges Werben gar nicht erst ein. Einlagen in
den Entschädigungsfond machten bisher nur jene 16 Konzerne, die sich (nach
massivem Druck) Anfang des Jahres zu einer sogenannten 'Stiftungsinitiative'
zusammengefunden hatten, 30 weitere sind evtl. bereit darüber nachzudenken,
ob nicht auch sie tausenden von Arbeitern endlich einmal Lohn bezahlen
möchten.