Deutsche
Unternehmen verärgert über US-Anzeigenserie:
Erstaunliche Sensibilität in
deutschen Chefetagen
Laut Bericht der Berliner
Zeitung (B.Z.) vom 08.10.1999 haben Deutsche Unternehmen mit Verärgerung auf
die Anzeigenserie in der US-Presse reagiert, mit der Verbände ehemaliger
Zwangsarbeiter heutige Firmenwerbung mit den Zwangsarbeiterdiensten im
Dritten Reich verbinden.
Thomas Reinert, Sprecher des
Chemie-Unternehmens Bayer, das von diesen Anzeigen betroffen
ist, kündigte gegenüber der Berliner Tageszeitung "B.Z." (Freitagausgabe) "angemessene
Gegenschritte" an. Das Unternehmen habe die Anzeigen "mit großer Bestürzung"
zur Kenntnis genommen.
DaimlerChrysler-Sprecherin Ursula
Mertzig-Stein bezeichnete die Anzeigen als "geschmacklos". "Das ist nicht
unser Niveau", sagte sie der Zeitung. Eine Anhebung der angebotenen
Entschädigungssumme schloss das Unternehmen aufgrund der Anzeigen
aus. Der Autohersteller Ford hält die Anzeigen für "nicht geeignet,
dieses sensible Thema zu versachlichen". Das Unternehmen wolle sich
durch die Anzeigen nicht unter Druck setzen lassen, sagte Ford-Sprecher Paul
Schinhofen gegenüber der "B.Z.".
Bundesregierung und deutsche
Industrie hatten zuvor mitgeteilt, die überlebenden Opfer der Ausbeutung
während der Nazi-Zeit mit insgesamt sechs Milliarden Mark entschädigen zu
wollen. Zwei Milliarden trage der Bund, vier Milliarden wollten die Konzerne
beisteuern. Die US-Anwälte der Holocaust-Überlebenden hatten entrüstet auf
das Angebot reagiert, das weit hinter ihren Forderungen zurückblieb.Die
Verhandlungen über die Endschädigungszahlungen wurden in der Nacht auf
Freitag ergebnislos vertagt. Selbst Graf Lambsdorf der Vertreter
der Bundesregierung forderte nach dem Abbruch der Verhandlungen mehr
Geld von der Deutschen Industrie und verlangte dass sich noch mehr Firmen
beteiligen sollten. Mit einer Entscheidung ist erst im November zu rechnen.
Prof.h.c.Schmidt