In der Nacht zum 5. September unterzeichneten der
israelische Ministerpräsident Ehud Barak und der Vorsitzende der
palästinensischen Autonomiebehörde Yassir Arafat das sog. II. Wye-Abkommen.
Damit wurde in Sharm el-Sheikh im Beisein von König Abdallah von Jordanien,
Präsident Mubarak und Außenministerin Albright die Umsetzung des bereits vor
zehn Monaten geschlossenen Wye-Vertrages endlich auf den Weg gebracht.
Israel garantiert damit den Abzug aus weiteren 11% des besetzten
Westjordanlandes bis Januar 2000. Israel verpflichtete sich weiter dazu, 200
palästinensische Häftlinge zu entlassen, am 8. Oktober zusätzlich weitere
150. Während Israel vertraglich auf den Bau weiterer Siedlungen in den
besetzten Gebieten verzichtet, sagten die Palästinenser zu, bis September
2000 nicht einseitig einen Staat auszurufen.
Bereits im Vorfeld hatten sich beide Parteien auf den für die
Palästinenser enorm wichtigen Bau eines Seehafens in Gaza und die Schaffung
von Tranistrouten zwischen Gazastreifen und Westjordanland geeinigt.
Über die Ausrufung eines unabhängigen Palästinenserstaates soll
jedoch erst in einem Jahr, nachdem der Endstatus des Vertrages erreicht ist,
verhandelt werden. Arafat betonte werden der Unterzeichnung nochmals, daß
das Ziel ein eigener Staat mit der Hauptstadt Jerusalem sein müsse.
Politiker des Likuds und rechte Siedler nannten den Vertrag einen
"schweren Verrat an Israel". Palästinensische Extremistenvereinigungen wie
Hamas und Djihad kündigten an, den Vertrag durch Terrorakte zu sabotieren.
Noch am Sonntag explodierten zwei Bomben in Haifa und Tiberias.
Die Attentäter starben, ansonsten wurde glücklicherweise niemand verletzt.
Auch wenn die Attentäter mittlerweile als israelische Araber identifiziert
wurden, steht außer Frage, daß hinter den Anschlägen eine große
Terror-Organisation steht. Ministerpräsident Barak betonte entschlossen, daß
diese Zwischenfälle keinen Einfluß auf die Durchsetzung des Wye-II-Abkommens
haben würden. Endlich also ein realistischer Hoffnungsschimmer für den
Friedensprozeß im Nahen Osten!