Verharmlosung der Kollaboration mit den Nazis im Baltikum:
Deutsche Wissenschaftler als Werkzeug des Revisionismus
Das Zentrum Europäischer Integration (ZEI) in Bonn veranstaltete am Freitag
letzter Woche eine Konferenz über das Verhältnis der Baltischen Republiken
zu Deutschland und den Vereinigten Staaten. Mehr oder weniger gehaltvolle
Beiträge beschäftigten sich mit der Sehnsucht Litauens, Lettlands und
Estlands in die Europäische Union und die Nato aufgenommen zu werden.
Estland ist bekanntlich hier am weitesten, befindet sich mit
fünf anderen Kandidaten in konkreten Verhandlungen. ZEI bemüht sich
darum, die nordische Dimension der EU zu betonen. Die Präsidentschaft
Finnlands in der zweiten Hälfte von 1999 wird von den Balten zurecht als
Chance gesehen, die EU-Integration voranzutreiben.
Leider wieder mit manch falschen Freunden. Auf eine Anfrage an
den litauischen Vizeaussenminister nach der gescheiterten
Auseinandersetzung der litauischen Justiz mit Nazikriegsverbrechern gab
es die üblichen Ausflüchte. Mit Hinweis auf den mangelnden
Gesundheitszustand der Angeklagten Lileikis und Gimzauskas
beschwichtigte der Vizeminister und glaubte anscheinend dies wäre der
Auseinandersetzung mit der Geschichte genug.
Der estnische Aussenminister Illves stellte die
Historikerkommission zur Erforschung der Vergangenheit als Mittel der
Auseindersetzung seines Landes mit der Vergangenheit vor. Die Teilnahme
von Leuten des American Jewish Comitee wurde von Illves besonders betont
(zur estnischen Historikerkommission in den nächsten Wochen mehr).
Der anwesende lettische Aussenminister Valdis Birkavs
wiederholte stereotyp auf die Frage nach der Einstellung der lettischen
Regierung zu den SS-Veteranen, die bekanntlich am 16.März wieder durch
Riga marschierten, die Legion wäre im Jahre 1943 zusammengestellt
worden, die US-Behörden hätten die Einheit der Waffen SS (Birkavs
betonte WAFFEN...) wäre nach dem Krieg von US-Behörden nicht als
verbrecherische Organisation eingestuft worden. "Es sind eben Leute, die
sich ihrer Jugend erinnern“, so Birkavs verhamlosend. Die Frage nach dem
SS-Veteranentag, der im letzten Jahr zum Soldatentag erklärt wurde,
beantwortete Birkavs gar nicht erst. Eine letzte Frage des Autors:
"Würden Sie den SS-Veteranen die Hand schütteln“ wurde vom Moderator des
ZEI unterbrochen. Die Begründung: "Es ist nicht das Thema heute!“
Der Moderator Herr Kühnhardt ist wohl nicht über 40
US-Kongressabgeordnete informiert, die in einer Petition Litauen zur
Anklage gegen Aleksandras Lileikis aufforderten. Mehrere Erklärungen des
US-Justizministeriums sind dem Schönredner des ZEI anscheinend verborgen
geblieben.
Finanziert der deutsche Steuerzahler und die Europäische Union
Geschichtsverdrängung? Wird die nicht stattfindende Auseinandersetzung
mit der Nazikollaboration von offiziellen Stellen gefördert, denen die
ZEI Gedankenfutter liefert?
SLW
haGalil onLine - Montag
17-05-99
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