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Der Leiter des Wiesenthal Centers in Jerusalem ist einer der aktivsten Nazijäger der Jetztzeit. "Ich hätte mir nie vorgestellt, mit 51 noch Kriegs-verbrecher des 2.Weltkrieges zu suchen und zu finden" bekennt Efraim Zuroff.

Efraim Zuroff - Wiesenthal Center - Jerusalem:
Eine Warnung an die Mörder von morgen!

[Pressemitteilung]

Der Name Efraim Zuroff ist inzwischen bekannt, vor allem in den Staaten Osteuropas, die erst jetzt die Gelegenheit gefunden haben, sich mit ihrer Geschichte auseinanderzusetzen. In seinem Buch Occupation: Nazi Hunter (erschienen bei KTAV Publishing, eine deutsche Version mit dem Titel Beruf: Nazijäger bei Ahriman Verlag, Freiburg, kam im Jahre 1996 kam  heraus) gibt Zuroff ausführlich über seine Anfänge Auskunft.

Erst nach dem Sechstagekrieg begann sich der Student intensiv für Israel zu interessieren. Die Bedrohung durch die arabischen Nachbarn erschien ihm der zur Zeit der Shoah vergleichbar. Vor dieser Wandlung war Zuroff ein überdurchschnittlicher, begabter Student der Yeshiva University. Seine Leidenschaft galt vor allem dem Basketball.

Allmählich begann er sich aber für die Geschichte zu interessieren. Zunächst galt sein Interesse der Geschichte der eigenen Familie. Zuroffs Onkel, dessen Name er trägt, kam in Litauen ums Leben. Die Umstände des Todes konnten nie geklärt werden.

Im Jahre 1979 wurde das Office of Special Investigation (OSI) in den USA gegründet. Zuroff wurde nach einem Projekt im Wiesenthal Center und Beendigung seines Magister-Studiums in Israel der israelische Vertreter des OSI, welches nicht nur durch die Einbeziehung Kurt Waldheims in die WATCH LIST, die dem ehemaligen Präsidenten Österreichs die Einreise in die USA bis heute unmöglich macht, Berühmtheit erlangte.

Es waren bis jetzt mehr als 48 Personen, zu deren Ausweisung das OSI wegen falscher Angaben bei der Einreise in die USA wesentlich beitrug. Ab dem Jahre 1947 kamen Tausende Einwanderer in die USA, die mit den Nazis kollaboriert haben könnten. In Kanada und Australien war es ähnlich. In Grossbritanien war es Mitte der Achtziger soweit. Unter anderem war den Behörden im Jahre 1947 bekannt, daß bei einigen Leuten die Tätowierung der SS bei ärztlichen Untersuchungen entdeckt wurde. Das Home Office beschloss damals, den Mantel des Schweigens darüber auszubreiten.

Zuroff wurde im Vereinigten Königreich Speerspitze des Protests, der zur Bildung einer Einheit von Scotland Yard zur Erforschung von Kriegsverbrechen des 2. Weltkrieges führte. "An dem Tag, als im Parlament der Beschluss über die Verfolgung von Kriegsverbrechen behandelt wurde, erschien in der TIMES ein Artikel mit offenen antisemitischen Tönen", erinnert sich Zuroff.

Derzeit findet in England erst der zweite Prozess gegen einen Nazikriegsverbrecher. Sawoniuk wird beschuldigt, an der Ermordung zahlreicher Juden in Weissrußland beteiligt gewesen zu sein.

Osteuropa

Als seinen Mentor bezeichnet Zuroff eindeutig Simon Wiesenthal. Sein erstes Treffen mit dem weltberühmten "Nazijäger" fand 1978 statt. Im Rahmen der Premiere des Filmes "Boys from Brazil" kamen Zuroff und der schon damal anerkannte Wiesenthal ins Gespräch. Es waren die fünf Worte Wiesenthals als Versprechen an die Opfer der Shoah, die den weiteren Lebensweg Efraim Zuroff`s kennzeichnen sollten. "Ich habe euch nicht vergessen", sagte mal Wiesenthal.

Simon Wiesenthal

Die Tätigkeit Zuroffs beim OSI hatte - und hat bis heute - ein Hauptthema: Es sind die Teilnehmer an Mordkommandos, die aus Litauen, Lettland, Estland, Weissrussland und der Ukraine geflüchtet sind. Es sind diejenigen, die Juden auf Befehl und Geheiss der Deutschen Besatzer in den Jahren 1941-45 erschossen, noch bevor die eigentliche Besatzung eintraf.

Seine feinste Stunde als Historiker hat Efraim Zuroff, der erst vor zwei Jahren promovierte, mit der Entdeckung von umfangreichen Listen in Yad Vashem, die als Grundlage für die Nachforschungen der letzten zwei Jahrzehnte gelten. Auf diesen Listen sind Personen verzeichnet, die als Diplaced Persons weiter in die Vereinigten Staaten, Kanada oder Australien reisten. Zuroff fand heraus, dass nicht nur Opfer der Shoah auf den Listen waren.

Der Fall Demyanyuk ist wohl einer der bekanntesten. Der Ukrainer wurde nach einer Verurteilung des Gerichtes vom Obersten Gerichtshof in Jerusalem freigeprochen, obwohl seine Beteiligung an Naziverbrechen fasr zweifelsfrei erwiesen wurde - aber eben nur fast zweifelsfrei.

Wo fand Wiesenthal Optimismus?

Es wird die Frage hinter vorgehaltener Hand gestellt, manchmal tritt diese sogar offen auf: Wer führt Simon Wiesenthals Wirken ins 21.Jahrhundert? Die Arbeit Zuroffs kann zum Teil eine Antwort sein.

In den letzten Jahren sind umfangreiche Datenbestände in Osteuropa aufgetaucht, die früher verschlossen waren. Der Fall des Kommunismus hat Archive zugänglich gemacht, die früher für Forscher aus dem Westem tabu waren. Und so verlagerte sich die Tätigkeit Zuroffs auch mehr nach Osteuropa. In Ländern wie Litauen, Lettland oder Kroatien ist Efraim Zuroff heute wesentlich bekannter als in Israel.

RECHT - nicht Rache!Efraim Zuroff wurde zum Beispiel "zum lebenden Gleichnis für die Jüdisch-litauischen Beziehungen," wie die Zeitschrift VEIDAS in Wilna im letzten Jahr schrieb. In Kroatien haben die Oppositionszeitungen Zuroff zu einer Figur stilisiert, die ein Hoffnungsträger für gesellschaftliche Veränderungen sein könnte. Dies hat die Anhänger der Ustascha, deren Felle durch den Prozess gegen den Lagerleiter von Jasenovac Dinko Sakic davonschwimmen dazu veranlasst, zu direkten Angriffen gegen Zuroff aufzurufen.

"Der Leiter des Wiesenthal Centers in Jerusalem geht unbewacht durch Zagreb", hiess es da. "In seiner Aktentasche sind neue Beweise gegen Nada Sakic". Die Ehefrau des Lagerleiters und ehemalige KZ-Aufseherin wurde vor einigen Wochen "aus Mangel an Beweisen" freigelassen.

"Ich bin heute weniger optimistisch als vor acht Jahren", gibt der "Nazijäger" eine gewisse Ernüchterung zu. Der Prozess gegen Dinko Sakic in Kroatien wird wahrscheinlich der letzte große Prozess gegen einen Nazi-Kriegsverbrecher. Was dann? Was machen Nazijäger, nachdem der letzte Nazi-Kriegsverbrecher tot ist?

Die Tätigkeit des Wiesenthal Centers in Los Angeles ist ein Teil dieser Zukunft. Mit zwei Oscars für Dokumentationen und dem Museum of Tolerance ist das Wiesenthal Center ein nichtwegzudenkender Teil im Bewahren und Aufklären gegen die Massenmörder der Zukunft.

Im Jahre 1995 beriet Zuroff die Regierung in Ruanda, als diese die Massenmorde im Kampf Tutsis gegen Hutu aufarbeiten wollte. Seither sind viele der Vorhaben wieder in sich zusammengefallen.

Der Frust des Nazijägers

So schlüssig und erfolgreich die Tätigkeit Dr. Zuroffs wirkt, so oft gab es auch Frust. Am Tag der Eröffung des Prozesses gegen Dinko Sakic, drohte dieser zu platzen. Dies schien ein Deja Vu zu Litauen, wo die mangelnde Gesundheit und die fehlende Bereitschaft der Justizbehörden die Wahrscheinlichkeit erhöhten, daß der 91-jährige Aleksandras Lileikis und sein Stellvertreter als Leiter der litauischen Sicherheitspolizei der Jahre 1941-44 Kazys Gimzauskas, 92, friedlich im Bett sterben werden. Zuroff schien das drohende Ende im Prozess Sakic sehr nahezugehen.

Auf die Frage des TV-Journalisten Jens Monath, der gerade eine Dokumentation um und mit Efraim Zuroff (Ausstrahlung voraussichtlich im Mai in ZDF und später in Arte), ob er es denn je bereut hätte, Nazijäger geworden zu sein, antwortete Zuroff entschieden: "NIE".

Toleranz

Die wichtigste Sendung, die Zuroff aussenden möchte, ist Aufklärung und Toleranz. Diese Botschaft hat er aus der Arbeit Simon Wiesenthals, des Centers in Los Angeles, und vor allem seiner eigenen Arbeit (unter anderem zwischen Jerusalem, Zagreb, Minsk, Riga und......Reykjavik), gezogen und er versucht, diese Werte weiterzuvermitteln.

Im Buch beschreibt Zuroff den Fall eines estnischen Kriegsverbrechers, der ihn nach Island führte. Dieser Fall führte zu einer Auseindersetzung einer Gesellschaft mit der Shoah, die so nicht zu erwarten gewesen wäre, so Zuroff.

Wege in die Zukunft

zuroff.jpg (13158 Byte)Der immer tiefer werdende Riss in der israelischen Gesellschaft zwischen religiösen und säkularen Juden macht dem im Sinne der Bnai Akiva moderat erzogenen Zuroff sehr zu schaffen. Auch das Wiedererstarken nazistischer Bewegungen und die immer umfangreichere und agressivere Verbreitung antisemitischer Propaganda - nicht zuletzt mit Hilfe neuer Technologien und modernster Medien - in immer mehr Ländern der Welt, ist ein weiterer Bereich, der Zuroff Sorgen bereitet. Am schlimmsten aber ist die Gleichgültigkeit, mit der die Mehrheit diesen Entwicklungen begegnet.

"Ich habe vor kurzem 'haGalil onLine' entdeckt. Es ist kaum zu glauben, mit welch hohem persönlichen Einsatz - und welch vergleichsweise geringen Finanzmitteln, hier eine hervorragende Antwort auf viele der angesprochenen Probleme geschaffen wurde. Was das Internet angeht steht haGalil onLine für mich weltweit an der Spitze. Selbst im viel umfangreicheren englischsprachigen Angebot habe ich nichts vergleichbares gefunden", so Zuroff im Gespräch mit SLW. "Es werden immer Einzelne sein, die eine notwendige Arbeit erkennen - und tun - und es werden immer viele sein, die versuchen werden diese Arbeit zu verhindern, zu vereinnahmen, zu boykottieren und verächtlich zu machen".

So offenbart sich hinter der Fassade des manisch die Untersuchungen treibenden Erforschers von Kriegsverbrechern des 2.Weltkrieges, ein durchaus gegenwärtigen Entwicklungen zugewandter Integrator. Die Worte Wiesenthals, der seine Tätigkeit als "eine Warnung an die Mörder von morgen" verstanden wissen will, scheint in einer Welt, in der ethnische Säuberungen und Mord die Nachrichten beherrschen, aktueller denn je. Zuroff scheint ein Garant, daß diese Botschaft weitergetragen wird.

haGalil onLine - Dienstag 27-04-99

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