Jörg Haider:
ISRAELISCHE PRESSESTIMMEN
Der Wahlsieg Haiders in Kärnten
hat nicht nur in Österreich, sondern in ganz Europa Besorgnis ausgelöst. Er
ist ein weiteres deutliches Zeichen dafür, daß das heutige Europa mit der
großen Arbeitslosigkeit, der Unzufriedenheit mit den Einwanderungswellen
populistischer und rassistischer geworden ist.
Yedioth Aharonoth
Die Mittagszeitung "Yedioth Aharonoth" schreibt: "Der
Wahlsieg Haiders in Kärnten hat nicht nur in Österreich, sondern in ganz
Europa Besorgnis ausgelöst. Er ist ein Anzeichen dafür, daß das heutige
Europa mit der großen Arbeitslosigkeit, der Unzufriedenheit mit den
Einwanderungswellen aus Rußland und den GUS-Staaten populistischer und
rassistischer geworden ist. Sollte Haider zum Kärntner Landeshauptmann
gewählt werden, könnte er auch aus den nächsten Nationalratswahlen
siegreich hervor gehen." "Haider ist kein Hitler oder Nazi. Wenn er in
Osterreich zur Macht kommen sollte, wird er wahrscheinlich nicht die
Demokratie auflösen und seine Gegner in Konzentrationslager sperren. Er
ist ein klares Beispiel für den wachsenden Rechtsradikalismus in Europa.
Der Wahlsieg Haiders beweist auch, daß heute kein jüdischer Politiker
wie Bruno Kreisky vor 20 Jahren zum österreichischen Bundeskanzler in
Österreich gewählt werden könnte".
Ma'ariv
Die Mittagszeitung "Ma'ariv" schreibt: "Haider ist ein
Rechtsradikaler. Seine Erklärung nach dem Wahlsieg in Kärnten, daß er
sich als Kandidat für den nächsten Bundeskanzler sehe, dürfte zu einer
Vorverlegung der Nationalratswahlen auf Juni führen, um eine solche
tragische Entwicklung für Österreich zu verhindern. Wir dürfen nicht
vergessen, daß Haider, der leugnet, ein Antisemit und Neonazi zu sein,
im Jahr 1994 an einem Treffen ehemaliger SS-Leute teilgenommen und die
SS gelobt hat, und daß er im Jahr 1998 den Holocaust mit der Vertreibung
der Sudetendeutschen nach dem Weltkrieg verglichen hat".
Israel
Nachrichten
Die deutschsprachige Tageszeitung "Israel Nachrichten"
schreibt: "Jörg Haider, der im letzten Jahr nach schweren
innerparteilichen Kämpfen viel von seiner früheren Paraderolle als
Schreckgespenst für die österreichische Bundesregierung verloren hatte,
hat sich durch seinen überwältigenden Wahlsieg in Kärnten mit einem
Paukenschlag in der Innenpolitik zurückgemeldet. Bisher blieben SPÖ und
ÖVP bei ihrer jahrelangen Strategie, Haider und seine FPÖ trotz immer
stärkerer Stimmengewinne von der politischen Macht auszuschließen. Der
neue Wahlerfolg Haiders dürfte jedoch die innerparteiliche Diskussion,
vor allem in der ÖVP, wieder beleben. Angeblich soll es ÖVP-Politiker
geben, die trotz aller Dementis der Parteiführung doch eine Koalition
mit dem Rechtspopulisten Haider und seiner FPÖ anpeilen könnten."
Ha'aretz
Die Tageszeitung "Ha'aretz": "Es ist das erste Mal, daß
die rechtsradikale FPÖ die auf der Besorgnis der österreichischen
Bevölkerung bezüglich Arbeitslosigkeit, Einwanderung und Erweiterung der
EU reitet, zur stärksten Partei in einem der neun Bundesländer geworden
ist. Der dramatische Sieg Haiders wird die SPÖ und ÖVP vor das Dilemma
stellen, ob sie die Wahl Haiders zum Landeshauptmann von Kärnten
unterstützen oder versuchen werden, den Willen der Wähler zu bremsen".
Stimmen zu Jörg Haider:
INTERNATIONALE AGENTUREN
Die deutsche Presseagentur dpa,
Reuters und Agence France Presse berichteten bereits knapp nach Wahlschluß
in Kärnten über den Wahlsieg der laut dpa "rechtspopulistischen"
Freiheitlichen. AFP bezeichnet Haider als "Rechtsextremen" ("extreme
droite"), Reuters sieht die FPO ebenfalls weit rechts ("far-right") und
Haider als "nationalistischen" Politiker ("nationalist").
Die dpa verweist auf die Bedeutung dieses Wahlgangs:
"Die rechtspopulistischen Freiheitlichen unter Jörg Haider sind erstmals
in der Geschichte Österreichs in einem Bundesland stärkste politische
Kraft geworden". Erinnert wird auch an Haiders heftig kritisierte
Aussprüche zu den Nationalsozialisten. So schreibt Reuters: "Der
49jährige (Haider, Anm.) der bereits von 1989 bis 1991 Kärntner
Landeshauptmann (Ministerpräsident), wurde aber wegen seines Lobes für
die Beschäftigungspolitik des Dritten Reichs vom Landtag wieder
abgewählt."
In einem dpa-Porträt heißt es über den politischen
Werdegang von Haider: "Der im oberösterreichischen Bad Goisern geborene
Haider hatte zunächst mit deutschnationalen Tönen Stimmen gewinnen
können. Nachdem er als ,Parade-Yuppie‘ im bürgerlichen Lager hatte
punkten können, war er in den letzten Jahren als selbsternannter ,Anwalt
der kleinen und anständigen Bürger‘ zunehmend in typische
sozialdemokratische Wählergruppen eingebrochen. Der rote Faden seiner
Politik blieb aber der Kampf gegen die angeblichen Privilegien der
,Altparteien‘ SPO und ÖVP, die sich als langjährige Regierungsparteien
im Bund das Land ,aufgeteilt‘ hätten."
ISRAELITISCHE
KULTUSGEMEINDE WIEN
Demokratie heißt auch, daß man sich wehrt |